8. November 2012

Fliegender Wildretter: Auszeichnung für Tierschutzprojekt

In Deutschland werden jedes Jahr mehr als 100.000 Rehkitze durch Landmaschinen verletzt oder getötet. Die Jungtiere ducken sich bei Gefahr anstatt zu fliehen und werden dadurch zu Opfern. Das Anwendungssystem "Fliegender Wildretter" des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sorgt Unfällen vor und spürt die im Gras verborgenen Tiere bei der Mahd auf. Mit der Rettung der Wildtiere wird zugleich der Vergiftung des Mähguts durch Tierkadaver vorgebeugt. Für die innovative Idee des "Fliegenden Wildretters" wurde das DLR-Institut für Methodik der Fernerkundung als einer von 365 "Ausgewählten Orten 2012" im "Land der Ideen" ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 7. November 2012 in Oberpfaffenhofen statt. Der Wettbewerb wird von der Standortinitiative "Deutschland – Land der Ideen" gemeinsam mit der Deutschen Bank realisiert.

"Dass wir neben der Auszeichnung 'Ausgewählter Ort' auch eine gute Platzierung bei der Publikumswahl erreicht haben, zeigt uns, auf welch großen Zuspruch unser Projekt in der Bevölkerung stößt", so DLR-Projektleiter Martin Israel. Der "Fliegende Wildretter" wurde bundesweit aus über 2.000 Bewerbungen ausgewählt. Die Jury setzt sich aus Wissenschaftlern, Wirtschaftsmanagern, Journalisten und Politikern zusammen. Michael Junge vom Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank München überreichte die Auszeichnung und betonte: "Der 'Fliegenden Wildretter' ist charakteristisch für den Ideenreichtum hierzulande: Immer an den tatsächlichen Gegebenheiten von Mensch und Natur orientiert, kreativ und wirtschaftlich". Die Bedeutung des Projekts aus Sicht der Jäger stellte Dr. Ernst Moser vom oberösterreichischen Landesjagdverband gemeinsam mit dem Bayerischen Jagdverband in einem Erfahrungsbericht dar.

Rettung beginnt in der Luft

Der "Fliegende Wildretter" besteht aus einem mit Sensoren ausgestatteten Flugroboter, der vor der Mahd mittels Fernsteuerung per GPS auf Erkundungsflug geschickt wird. Eine hochauflösende Wärmebildkamera erkennt die gegenüber der Wiesenumgebung erhöhte Temperatur von Tieren im Gras. Über den Rechner an Bord des Fluggeräts wird diese Information ausgewertet und an die Bodenstation gefunkt, von wo aus das Suchpersonal GPS-gestützt zum Kitzlager geführt wird.

Von der Idee zum Produkt

Der "Fliegende Wildretter" bildet ein Kernelement für ein zukünftiges einsatztaugliches, marktfähiges Wildrettungssystem. Dabei werden die vom "Fliegenden Wildretter" aufgespürten Rehkitze unter Nutzung eines RFID-Systems (Radio Frequency Identification) elektronisch markiert, so dass sie schon Tage vor dem Mähtermin gesucht werden können und während des Mähvorgangs zuverlässig wiedergefunden und rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden können. Dieses Vorgehen des vom Mähvorgang entkoppelten Suchens entlastet das Suchpersonal, das während der Frühjahrsmahd unter enormem zeitlichem Druck steht.

Mit Förderung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz arbeitet das DLR dazu mit dem Landtechnikunternehmen CLAAS und der Technischen Universität München zusammen, unter der Führung der ISA Industrieelektronik GmbH.

Kontakt

Dr. Peter Haschberger

Co-Direktor IMF (komm.) / Abteilungsleitung Experimentelle Verfahren
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Earth Observation Center (EOC)
Institut für Methodik der Fernerkundung (IMF)
Oberpfaffenhofen, 82234 Weßling
Tel: +49 8153 28-1336