Europas Versorgungsfahrzeug für die Internationale Raumstation

ATV – Automated Transfer Vehicle

ESA/NASA

Das ATV war der wesentliche europäische Beitrag zur Versorgung der Internationalen Raumstation ISS. Bei insgesamt fünf Missionen wurden mehr als 28 Tonnen Versorgungsgüter zur ISS geliefert. Mit diesen Transportdiensten hat Europa seine Verpflichtungen zur anteiligen Finanzierung der allgemeinen Betriebskosten bis 2017 abgegolten. Für die Zeit bis 2020 wird derzeit in Europa das auf ATV-Technologie basierende European Service Module (ESM) für das US-amerikanische MPCV-Raumschiff entwickelt.

Das erste ATV, es trug den Namen Jules Verne, startete am 9. März 2008 mit einer Ariane-5-Trägerrakete vom Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guyana ins All. Nach der Trennung von der Ariane-Oberstufe führte das Raumfahrzeug das Rendezvous- und Andockmanöver mit der Raumstation autonom durch.

Mit einer Länge von zehn Metern und einem Durchmesser von 4,5 Metern beträgt die Gesamtmasse des beladenen Fahrzeugs rund 20 Tonnen. Das Vehikel ist modular aufgebaut und verfügt unter anderem über ein druckbeaufschlagtes Nutzlastmodul, in dem bis zu 5,5 Tonnen Fracht untergebracht werden können.

Die Gesamtnutzlastkapazität beträgt 7,7 Tonnen für Fracht, Gase, Wasser und Treibstoff. Seit der Außerdienststellung der U.S.-amerikanischen Space Shuttle-Flotte ist es der größte Frachter für die ISS. Angedockt an die Station dient es mit seinen Triebwerken auch zur routinemäßigen Bahnkorrektur und -anhebung der Station. Bis 2015 wurden insgesamt fünf ATV-Flüge in regelmäßigen Abständen von zirka 15 Monaten durchgeführt.

Zum Ende seiner Mission wird das ATV mit Müll aus der Station beladen. Es legt dann vollautomatisch von der ISS ab und entfernt sich von ihr. Nach wenigen Stunden tritt es in die Erdatmosphäre ein. Dabei verglühen ATV und seine neue Fracht nahezu vollständig über dem Südpazifik.

Im Auftrag der ESA war EADS France für die ATV-Entwicklung verantwortlich. Deutsche Firmen waren bei der ATV-Entwicklung mit zirka 24 Prozent beteiligt. EADS Bremen war Hauptauftragnehmer bei der Produktion von ATV-2 bis ATV-5. Der Anteil deutscher Firmen bei der Produktion betrug rund 50 Prozent.

Das ATV ist das komplexeste Raumfahrzeug, welches je in Europa gebaut wurde. Es war damit, neben dem russischen Progress-Frachter, das einzige Transportmittel, das autonom an der Internationalen Raumstation „anlegen“ konnte.

ATV-Missionen

  • ATV-1 „Jules Verne“ – Start: 09.03.2008Wiedereintritt: 29.09.2008
  • ATV-2 „Johannes Kepler“ – Start: 16.02.2011Wiedereintritt: 21.06.2011
  • ATV-3 „Edoardo Amaldi“ – Start: 23.03.2012Wiedereintritt: 03.10.2012
  • ATV-4 „Albert Einstein“ – Start: 05.06.2013Wiedereintritt: 02.11.2013
  • ATV-5 „Georges Lemaître“ – Start: 30.06.2014Wiedereintritt: 15.02.2015

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Kontakt

Marc Haese

Forschung und Exploration
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Deutsche Raumfahrtagentur im DLR
Königswinterer Str. 522-524, 53227 Bonn