Remote Tower’s coming home
- DLR und DAS unterzeichnen Kooperationsvertrag zum Thema Remote Tower.
- Die Kooperationspartner errichten im DLR einen gespiegelten Remote-Tower-Arbeitsplatz.
- Die Forschenden können so auf Basis echter Livedaten des RTC Niedersachsen weitere Forschungs- und Entwicklungsfragen klären.
- Schwerpunkt: Luftfahrt
Das „Remote Tower“ Konzept umfasst die ortsungebundene Bereitstellung von Flugsicherungsdiensten für mehrere Flughäfen aus einer Zentrale heraus. In Braunschweig wird dieses Konzept nun Realität: Ab Mitte 2024 führt die DFS Aviation Services GmbH (DAS) die Flugsicherungsdienste an den Flughäfen Braunschweig-Wolfsburg und Emden zentral von Braunschweig aus durch. Um die vielversprechende Technik weiter zu verbessern und auszubauen, haben das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die DAS die Einrichtung eines gemeinsamen „Forschungs- und Entwicklungsclusters“ in Braunschweig vereinbart. Der entsprechende Vertrag wurde am 19. Mai 2022 unterzeichnet. Schon vor 20 Jahren entstand das Remote Tower Konzept im DLR in Braunschweig.
„In dem neuen Forschungs-Cluster verbinden wir das nun entstehende operative Remote Tower System der DAS am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg mit den bei uns vorhandenen DLR-Großforschungsanlagen zur Fernüberwachung von Flughäfen“, erklärt Prof. Dirk Kügler, Leiter des DLR-Instituts für Flugführung. Ziel der Kooperation ist es, die tägliche Praxis der Flugsicherung aus einem RTC-Center mit den Forschungsaktivitäten des DLR optimal zu vernetzen. Kügler freut sich: „Remote Tower’s coming home, könnte man sagen. Wir sind froh, hier in Braunschweig nach über 20 Jahren Forschungsarbeit zu dem Thema gemeinsam mit der DAS an den nächsten Entwicklungsschritten der Fernüberwachung zu arbeiten.“
Arbeitsplatzzwilling bringt Livedaten ins DLR
Zu diesem Zweck errichten die Kooperationspartner in den Forschungslaboren des DLR-Instituts für Flugführung einen gespiegelten Remote-Tower-Lotsenarbeitsplatz. Dieser Zwilling gleicht den operationellen Arbeitspositionen im echten RTC Niedersachen und wird mit allen wichtigen Flugsicherungsdaten gespeist. Mit der gemeinsamen Forschungsplattform können die Forschenden zusammen mit Lotsinnen und Lotsen so auf Basis echter Livedaten des Flughafens Forschungs- und Entwicklungsfragen klären, um zukünftig noch weitere Flughäfen in das RTC Niedersachen einzubinden. Aber auch neue Sensorsysteme, Trainingspläne und Arbeitsplatzdesigns sollen hier entwickelt und getestet werden.
Andreas Pötzsch, Geschäftsführer der DAS, ist überzeugt „Die Zusammenarbeit mit dem DLR wird die Weiterentwicklung des RTC-Projektes der DAS im Hinblick auf Multiple Remote Anwendungen voranbringen. Damit können in der Zukunft mehrere Flughäfen von einem Lotsen überwacht werden. Mit dieser Technologie kann Flugsicherung künftig noch effizienter durchgeführt werden.“
Geschichte des Remote Tower Konzepts begann im DLR
Das Konzept der Fernüberwachung nahm vor mehr als 20 Jahren mit Forschungsarbeiten des DLR seinen Anfang. Mittlerweile ist es an verschiedenen Flughäfen auf der Welt Realität geworden. 2015 wurde in Schweden der erste Flughafen aus der Ferne „remote“ überwacht. Die DFS Deutsche Flugsicherung folgte 2018 mit der Inbetriebnahme des DFS Remote Tower Center am internationalen Verkehrsflughafen in Leipzig, von dem aus die Flughäfen Saarbrücken, Erfurt-Weimar und bald auch Dresden betreut werden. Die Überwachung des Flughafens Emden ab 2024 vom Flughafen Braunschweig-Wolfsburg aus gilt als weiterer Meilenstein.
Das Braunschweiger DLR-Institut für Flugführung gilt als Erfinder des Remote-Tower-Konzeptes. Es forscht seit 2002 an dieser Technologie und erprobte 2005 am Braunschweiger Forschungsflughafen erstmals mit einem Prototyp die generelle Machbarkeit der Fernüberwachung von Flughäfen. Seitdem hat das Institut umfangreiche Echtzeitsimulatoren und das nötige Knowhow in dem Bereich aufgebaut, um etwa innovative Arbeitsplatzkonzepte und Unterstützungsfunktionen zusammen mit Flughafenlotsen zu testen.