Astronaut Tim Peake: Von der Raumstation direkt ins :envihab des DLR
Seine erste Nacht auf irdischem Boden nach sechs Monaten im All war für ESA-Astronaut Tim Peake nicht besonders lang: Zunächst musste er von der Internationalen Raumstation ISS bis nach Köln in die Forschungsanlage:envihabdes Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) reisen, anschließend führten die DLR-Mediziner unmittelbar nach seiner Ankunft die ersten medizinischen und wissenschaftlichen Untersuchungen durch. Für das Team des DLR ist Tim Peake nach dem Deutschen Alexander Gerst und dem Dänen Andreas Mogensen bereits der dritte Astronaut, der für diesen "Gesundheitscheck" nach Köln geflogen wurde. Um 11.15 Uhr mitteleuropäischer Zeit war Peake am 18. Juni 2016 nach einem dreistündigen Flug mit der Sojus-Kapsel in der kasachischen Steppe gelandet. Per Hubschrauber und Flugzeug ging es dann über Moskau nach Köln, wo er am 19. Juni 2016 gegen 3 Uhr landete.
Schwerkraft statt Schwerelosigkeit
Wichtig war vor allem eines: Wie gut geht es dem Astronauten nach seiner Mission im Weltall? "Tim Peake war für einen sechsmonatigen Langzeitaufenthalt an Bord der ISS - mit einer klinischen Untersuchung, mit Blutabnahme, Augenuntersuchungen und einem EKG haben wir zunächst erfasst, ob er gesund zurückgekehrt ist und wie sein Körper die Mission überstanden hat", sagt Dr. Indra Chaudhuri-Hahn vom Flugmedizinischen Center des DLR. Aber auch wissenschaftliche Untersuchungen standen für Tim Peake noch in seiner ersten Nacht zurück auf der Erde an: Gerade die erste Zeit, in der sich sein Körper nach dem Leben in der Schwerelosigkeit wieder an die Schwerkraft gewöhnt, ist für die Forscher spannend. Neben dem DLR warten auch die internationalen Raumfahrtagenturen - die europäische Weltraumorganisation ESA, die japanische Raumfahrtagentur JAXA, die amerikanische Weltraumbehörde NASA und die kanadische Raumfahrtagentur CSA - auf die Werte des Astronauten. Nach den ersten Untersuchungen im DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin werden in den nächsten Tagen weitere Untersuchungen im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) der ESA auf dem Gelände des DLR folgen.
Untersuchungsobjekt Astronaut
"Viele der gemessenen Daten werden mit Messungen vor und während der Mission verglichen", erläutern DLR-Wissenschaftler Dr. Petra Frings-Meuthen und Dr. Edwin Mulder, die wissenschaftlichen Projektleiter für die internationalen Experimente beim sogenannten "Direct Return" des ESA-Astronauten. Tim Peake ist für eine Vielzahl von Experimenten das "Untersuchungsobjekt": So sind unter anderem sein zirkadianer Rhythmus (Schlaf-Wach-Rhythmus), sein Nährstoffverbrauch im All, sein zentrales Nervensystem, seine Muskeln, Herz und Arterien und seine Knochen von Interesse für die Forschung.
Die Zeit, die Tim Peake in seinem Bett im :envihab verbrachte, war also eher knapp bemessen. Statt fünf Astronautenkollegen umgaben den 44-jährigen Briten mehrere DLR- und ESA-Ärzte, viele Wissenschaftler, das Studienteam und technische Mitarbeiter - dafür gab es für den Astronauten allerdings auch wieder ein Oben und ein Unten, frische Luft sowie Fenster und Türen, die man gefahrlos öffnen kann, ohne einen Raumanzug zu tragen.