February 6, 2020

Friday, 31 January – Thursday, 06 February 2020

Dog’s Head – Atka Bucht

Die Überfahrt von der Eisschelf-Formation Dog’s Head zur Atka-Bucht führte entlang 68°30’S und damit nördlich der Meereisgrenze direkt Richtung Westen. Für die Fahrt nach Süden am 02.02.2020 durch den Meereisgürtel wurden geeignete TerraSAR-X-Aufnahmen bereitgestellt, die auch in diesem Fall wieder eine günstige Route zu unserem Ziel, dem Ekström-Schelfeis, vorgaben.

Eindeutig zu erkennen ist, dass die Routenwahl auf einen meereisfreien Bereich östlich von 8°W fiel und dadurch eine zügige und v.a. treibstoffsparende Fahrt nach Süden möglich war. Eine kleine Kursabweichung knapp südlich von 68.5°S gab es, um mit einem Fischerboot Kontakt aufzunehmen. Im weiteren Verlauf wurden einige kleinere Meereisstreifen durchfahren, die aber kein nennenswertes Hindernis für die S.A. Agulhas II darstellten. Gegen 16:30 UTC erreicht das Schiff dann bei gutem Wetter die Schelfeiskante des Ekström Schelfeises, wo am nächsten Tag Fracht für die deutsche Forschungsstation Neumayer III abgeladen werden sollte.

Der geplante Landgang und die Besichtigung der Neumayer-Station III konnten am nächsten Tag bei bestem Wetter beginnen. ‚Gut festhalten!‘, hieß er es zunächst beim Übersetzen mit dem Transportkorb vom Schiff auf das Schelfeis. In gut 15 m Höhe schwebte man in Viererteams über dunkelblaues Wasser und die Schelfeiskante dem Festland entgegen, wo uns ein Teil der Stationsbesatzung herzlich in Empfang nahm. Warm eingepackt ging es dann auf einem Schlitten ca. 1,5 Stunden lang im frischen Südwestwind und über eine Entfernung von 19,5 km der Neumayer-Station III entgegen. Dort angekommen begrüßte uns der Stationsleiter zu unserem ausgiebigen Stationsrundgang. Das landestypische Begrüßungskomitee bestand zudem aus einem von zwei verbliebenen Kaiserpinguinen, die nicht wie ihre Artgenossen die Atka Bucht über die kurze Sommerzeit verlassen wollten.

Begrüßung durch einen Kaiserpinguin.

Beeindruckende Einblicke erhielten wir bei einer Führung durch die gesamte Station. Die Fahrzeughalle, gut bestückt mit Pistenbullies, Skidoos und speziellen Geländewägen, beherbergt auch die Überlebensversicherung der Station: Hydraulische Stützen heben die Station regelmäßig an, um das sukzessive Anhäufen von angewehten Schneemassen auszugleichen und somit ein Versinken der Station im Schnee zu verhindern. Im oberirdischen Teil der Station befinden sich dann großzügige Wohn-, Arbeits- und Laborräumlichkeiten. Die Aussicht vom Dach der Station eröffnete an diesem Tag ein fast unendlich erscheinendes 360° Panorama über die Atka-Bucht und das Ekström-Eisschelf.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Station stand dann noch die Besichtigung des Spurenstoffobservatoriums (SPUSO) auf dem Programm. Der Weg zwischen Station und SPUSO (1,5 km) wird traditionell zu Fuß zurückgelegt, da Fahrzeugabgase die Messungen verfälschen würden. Die hier seit 1982 aufgebauten Zeitreihen von klimarelevanten Spurengasen und Aerosolen liefern wichtige Informationen zur Zusammensetzung der globalen Hintergrundatmosphäre und deren langfristiger Entwicklung. Die Antarktis mit nahezu keinen künstlichen Schadstoffquellen stellt für solche langfristigen Beobachtungen einen idealen Standort dar. Ein am DFD entwickeltes Instrument profitiert ebenfalls von diesen Messbedingungen. Seit 2013 wird hier in Kooperation mit der Abteilung Atmosphäre des DFD ein GRIPS-Instrument zur Beobachtung der Mesopausenregion betrieben. Mit der in Bälde wiedereinsetzenden Dunkelheit in der Antarktis wird GRIPS 15 – dann in der achten Saison in Folge – routinemäßig Informationen zur Temperaturdynamik in der Mesopausenregion liefern.

Auf dem Rückweg zurück zur Station konnten wir auch noch das vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme geleitete Projekt EDEN-ISS besichtigen. Unter den antarktischen Extrembedingungen wird hier der Anbau von Gemüse für zukünftige Raumfahrtmissionen erprobt. Kollege Paul Zabel vom DLR-Standort in Bremen führt seit Weihnachten Untersuchungen und Wartungsarbeiten im Antarktis-Gewächshaus durch. Im künstlichen Licht des Gewächshauses erklärte er uns alles Wissenswerte über den Kräuter- und Gemüseanbau, der nur mit dem gezielten Einsatz einer Nährlösung und ohne Erde auskommt.

Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle an die gesamte Stationsbesatzung der Neumayer-Station III, die uns unvergessliche Eindrücke aus einer ganz anderen Perspektive – nämlich von Land aus – ermöglicht hat. Mittlerweile ist die S.A. Agulhas II weitergefahren und hat in der Penguin Bukta ihren nächsten Stopp eingelegt. Im Laufe der nächsten Tage werden hier Wissenschaftler, Techniker und die südafrikanische Überwinterungsmannschaft, die nunmehr seit 14 Monaten in der SANAE IV Station gelebt und gearbeitet hat, zusteigen. Somit wird die S.A. Agulhas II für die restlichen drei Wochen bis Kapstadt fast voll besetzt sein.