AluScaL - Leichtbau mit hochfesten Aluminium-Scandium-Legierungen für die Wasserstoffmobilität, die Luftfahrt und den Fahrzeugbau

Der zum Teil geplante Umstieg auf Wasserstoff als Energielieferant in Luftfahrt, Schienenfahrzeug-, Schiffs- und Straßenverkehr erfordert ständige Innovationen, um im globalen Wettbewerb eine führende Rolle einzunehmen. Hierzu zählt auch die Weiterentwicklung und Qualifizierung von neuen Materiallösungen. Im Rahmen des Projektes AluScaL, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert und vom Projektträger Jülich betreut wird soll das Potential von Scandium (Sc) als festigkeitssteigerndes Legierungselement in Aluminiumlegierungen untersucht und am Beispiel einer Anwendung aus der Wasserstoffmobilität aufgezeigt werden.

Scandium ist ein bereits seit längerem bekanntes Legierungselement, welches die mechanischen Eigenschaften von Aluminiumlegierungen, insb. die Festigkeitseigenschaften, stark verbessern kann. Der hohe Preis von Scandium sowie die Monopolstellung einzelner Länder bei der Bereitstellung haben einem breiten Einsatz von Aluminium-Scandium-Legierungen (Al-Sc-Legierungen) bisher entgegengestanden.

Durch kanadische, australische, aber auch europäische Initiativen ist es in den vergangenen Jahren gelungen, neue Vorkommen zu erschließen und neue Prozessrouten für die Scandiumgewinnung zu entwickeln. So wurde erst kürzlich das vermutlich größte Vorkommen seltener Erden (u.a. auch Scandium) im Nordschwedischen Kiruna entdeckt. Dadurch ist mit einer signifikanten Reduktion des jetzigen Scandiumpreises zu rechnen wodurch sich breitere Anwendungsfelder ergeben.

Das Ziel im Projekt AluScaL ist es, die Prozesskette von der Rohstoffgewinnung, der Legierungsentwicklung und der Fertigung bis zum Bauteil darzustellen und die Tauglichkeit für den Leichtbau und Wasserstoffanwendungen nachzuweisen.

Als Pilotanwendung dient ein Wasserstoffventil der Argo-Anleg GmbH. Für die Halbzeug- und Pulverherstellung wird das sogenannte Sprühkompaktieren durch die Firma Gränges Powder Metallurgy GmbH näher untersucht. Bei den Unternehmen Rosswag GmbH und LEIBER Group GmbH & Co. KG erfolgt die eigentlich Bauteilfertigung. Dabei wird bei der Rosswag GmbH das Ventil additiv gefertigt und bei der LEIBER Group ein klassischer Schmiedeprozess zur Fertigung genutzt.

AluScaL - Schmiederohling für Wasserstoffventil

Für die abschließende spanende Bearbeitung entwickelt die Gühring KG entsprechende Zerspanungswerkzeuge. Wissenschaftlich wird das Projekt durch das Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH (HZB Berlin) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR, Institut für Fahrzeugkonzepte) begleitet. Beide Forschungseinrichtungen sind Mitglied der HelmholtzGemeinschaft. Das HZB ist für die Legierungsentwicklung und In-Situ Analysen verantwortlich. Das DLR ist Konsortialführer und bearbeitet im Projekte die Charakterisierung und Simulation der neu entwickelten Al-Legierungen. Als assoziierte Partner unterstützen Rio Tinto Alcan International aus Kanada, Recaro Aircraft Seating GmbH & Co. KG und Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH das Projekt. Das Al-Sc-Master-Alloy wird dem Konsortium von der Firma Rio Tinto zur Verfügung gestellt. Des Weiteren unterstützt Rio Tinto das Projekt durch seine Expertise im Bereich der Legierungsentwicklung. Für die Partner Recaro Aircraft Seating und Liebherr-Aerospace stehen die jeweilige Anwendung und der Technologietransfer in andere Branchen im Vordergrund.

Durch dieses breit aufgestellte und leistungsfähige Konsortium ist eine vollumfängliche Betrachtung und Bewertung der entwickelten Legierungssysteme und Baugruppen möglich. So können neue Anwendungen erschlossen und das Potential von Al-Sc-Legierungen branchenübergreifend voll ausgeschöpft werden. Zudem wird ein wichtiger Beitrag für die Technologieführerschaft im Bereich der Wasserstofftechnologien in Deutschland geleistet.