Hautveränderung im Weltall

SKIN B

Messung mit dem Tewameter
Das Tewameter ermittelt den Verlust von Wasser durch die Oberhaut. Anhand des Messergebnisses kann die Barrierefunktion der Haut überprüft werden.
Credit:

Kayser-Threde GmbH

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Beim Projekt SKIN B handelte es sich um ein humanphysiologisches Experiment aus Deutschland, das von Juni 2013 bis Dezember 2017 auf der Internationalen Raumstation ISS durchgeführt wurde. Es untersuchte, wie sich die menschliche Haut unter den Bedingungen des Weltraums verändert. Die Haut als das größte Organ des Menschen hat vielseitige Aufgaben: sie reguliert etwa den Wasser- und Temperaturhaushalt, verhindert das Eindringen von Krankheitserregen wie Bakterien, schützt vor UV-Strahlung und dient als Sinnesorgan. Veränderungen der Haut können frühzeitig auf  andere Erkrankungen hinweisen.

Hautauffälligkeiten sind bei längerem Weltraumaufenthalt keine Seltenheit

Nach Ergebnissen von NASA-Studien liegen Hautprobleme wie Austrocknung, Schuppung oder Juckreiz nach Kopfschmerzen und Gleichgewichtsstörungen mit an vorderster Stelle bei gesundheitlichen Problemen der Astronauten. Auch über verzögerte Wundheilung und verstärkte allergische Reaktionen gegen verschiedene Materialien wurde berichtet. Allerdings fehlten bislang systematische Untersuchungen dieser Veränderungen. Ziel des ISS-Experimentes „SKIN B“ war es daher, in Nachfolge des Pilotexperiments SkinCare (2006) den Einfluss der Raumflugbedingungen auf die Hautphysiologie genauer zu untersuchen, die damals gemessenen Veränderungen zu validieren und durch weitere Messmethoden in Bodenuntersuchungen zu erweitern. Die Haut steht dabei stellvertretend auch für alle mit Epithel- und Bindegewebe ausgekleideten Organe.

Ziel des Experiments war, die hautphysiologischen Veränderungen, die bei einem Aufenthalt im Weltraum auftreten, zu untersuchen und zu dokumentieren. Außerdem wollten die Wissenschaftler überprüfen, inwiefern die Haut als Modellsystem für innere Organe dient und ob die Ergebnisse der Untersuchungen auf die normale Hautalterung übertragen werden können.

Die Untersuchungen wurden rein äußerlich durchgeführt

Zu verschiedenen Zeitpunkten vor und nach dem Flug sowie sechs bis acht Mal während des Aufenthalts auf der ISS wurde die Haut auf der Innenseite des Unterarms der Astronauten und Astronautinnen mit verschiedenen Methoden rein äußerlich (nicht-invasiv) untersucht. Dabei wurden drei Hautcharakteristika begutachtet und Veränderungen über die Zeit verfolgt. Der Feuchtegehalt der Haut wurde mit einem Corneometer erfasst. Das Corneometer ist ein stiftförmiges Messgerät, das den Feuchtegehalt der Haut über Sensoren misst.

Der transepidermale Wasserverlust wurde mit einem Tewameter gemessen. Das Tewameter ermittelt den Verlust von Wasser durch die Oberhaut. Der erhaltene Wert ist ein wichtiger Parameter zur Bewertung der Barrierefunktion der Haut. Außerdem analysierten die Wissenschaftler die Hautoberfläche mit einer speziellen Kamera. Auf dem Boden wurden darüber hinaus die kapillare Hautdurchblutung (Mikrozirkulation), die Ultrastruktur und die Hautelastizität untersucht. Entwickelt wurde das Experiment von Prof. Dr. Ulrike Heinrich, Dermatronnier GmbH & Co KG, Institut für Experimentelle Dermatologie, Universität Witten-Herdecke, die das Experiment zusammen mit ihrer Mitarbeiterin, Dr. Nicole Braun, leitete.

Die drei Instrumente, die auf der Raumstation zum Einsatz kamen, basierten auf kommerziell erhältlichen Produkten aus dem Bereich der Hautuntersuchung (Courage und Khazaka electronic GmbH). Die für den Weltraumeinsatz modifizierten Instrumente des Flugmodells und die zugehörigen Bodenmodelle wurden von der Kayser-Threde GmbH im Auftrag der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR  entwickelt. Die Europäische Weltraumorganisation ESA ist beim Projekt SKIN B für den Transport zur ISS, das Training der Astronauten und den gesamten operationellen Betrieb im Columbusmodul verantwortlich. Das Flugmodell wurde mit einer Sojus-Rakete im März 2013 auf die Raumstation gebracht, wo das Experiment seit Juni 2013 von verschiedenen Astronauten durchgeführt wurde. Die dazugehörigen Bodendatenerhebungungen vor und nach dem Flug fanden von Januar 2013 bis Dezember 2017 statt.

Kontakt

Dr. Katrin Stang

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Deutsche Raumfahrtagentur im DLR
Forschung und Exploration
Königswinterer Straße 522-524, 53227 Bonn