VRIEDRICH – Verkehrsbeobachtung und -analyse im ländlichen Raum im Kontext der Verkehrssicherheit
VRIEDRICH – Verkehrsbeobachtung und -analyse im ländlichen Raum im Kontext der Verkehrssicherheit
Im Projekt VRIEDRICH untersucht das DLR im Auftrag des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) den Verkehr auf Landstraßen. Daraus leitet es Maßnahmen zur Verkehrssteuerung ab, die die Sicherheit des ländlichen Verkehrs erhöhen.
Bei der Gestaltung des Verkehrssystems der Zukunft spielt Verkehrssicherheit eine zentrale Rolle. Im Sinne der Vision Zero geht es darum Unfälle mit Getöteten und Schwerverletzten zu reduzieren – und im besten Fall ganz auszuschließen. Der Hauptteil der Unfälle mit Verkehrstoten (ca. 1.500) ereignete sich in Deutschland 2021 auf Landstraßen (61 %), gegenüber Autobahnen (9 %) und innerstädtischen Bereichen (30 %). Etwa die Hälfte der Getöteten waren Pkw-Fahrende und ein Viertel waren Motorradfahrende. Es kamen ca. 22.000 schwerverletzte Verkehrsteilnehmende auf Landstraßen hinzu. Trotzdem ist die Landstraße als infrastruktureller Bereich in der Forschung, z. B. im aktuellen Kontext des automatisierten Fahrens, gegenüber der Autobahn und dem innerstädtischen Bereich weniger im Fokus. Das will das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) jetzt im Projekt VRIEDRICH ändern, für das es vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat e. V. (DVR) beauftragt wurde.
Das Gesamtziel des Projektes ist es, durch praktische Erkenntnisse zum lokalen Verkehrsgeschehen die Ableitung und Diskussion von Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit zu unterstützen. In gemeinsamer Abstimmung mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat e. V. (DVR) hat das DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik dafür einen Messort auf einer Bundesstraße südlich von Berlin gewählt. Das DLR führt am ausgewählten Ort eine Verkehrsbeobachtung mit Hilfe einer mobilen Messtation über zwei Wochen durch. Dazu werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kamerabasiert motorisierten und nicht motorisierten Verkehr detektieren, verfolgen und klassifizieren, so dass anonymisierte Bewegungsdaten (Trajektorien) vorliegen. Das Ergebnismaterial für mikroskopische verkehrliche Analysen besteht neben Trajektoriendaten (u. a. Zeitstempel, Positionen, Geschwindigkeit) aus augmentierten Szenenvideos, mit welchen die messtechnische Erfassung plausibilisiert werden können. Im Rahmen der Datenanalyse können die Forschenden sicherheitskritische verkehrliche Ereignisse identifizieren und Erkenntnisse hinsichtlich ihrer Entstehung ableiten. Außerdem definieren sie zu untersuchende verkehrliche Szenarien im Kontext der Landstraße. Als Beispiel lassen sich hier das Überholen eines langsameren Fahrzeugs oder Radfahrenden oder das Überqueren der Straße durch zu Fuß Gehende benennen. Das Einbiegen aus einer untergeordneten Straße ist ebenfalls durch konfliktbehaftete Ströme charakterisiert. In diesem Zuge können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler relevante Forschungsfragen für die Datenanalyse ableiten. Zusätzlich wollen sie Nutzungsansprüche der Verkehrsteilnehmenden an das Verkehrssystem erkennen, wie die Frequenz der Nutzung der Bundesstraße durch Radfahrende oder favorisierte Querungsstellen von zu Fuß Gehenden.