Charakterisierung und Qualifizierung von optischen Komponenten, insbesondere für deren Einsatz im Weltraum
Eine weitere Expertise besitzt die Abteilung Aktive Optische Systeme in der Qualifizierung von Optik-Komponenten, welche unter Weltraumbedingungen eingesetzt werden, wie zum Beispiel Retroreflektoren (CCR, Corner Cube Reflectors). Nach ISO Standards werden dielektrische Laseroptiken in einem Reinraum genormten Laserbelastungstests unterzogen oder Untersuchungen zur laserinduzierten Kontamination durchgeführt.
Zerstörschwellentests an Laseroptiken
Für die Bestimmung der Zerstörschwelle werden Optiken genormten Tests unterzogen, ergänzt durch großflächige Rasterscan-Verfahren. Diese Arbeiten erfolgen auch als Dienstleistung für externe Kunden. Die anwendungsorientierten Zerstörschwellentests werden bei den gängigen Laserwellenlängen im Infrarot (1064 nm), sichtbaren (532 nm) und ultravioletten (355 nm) Spektralbereich bei Pulsdauern von wenigen Nanosekunden durchgeführt. Hierbei wird die Mehrpulszerstörschwelle gemäß ISO 21254 ermittelt. Diese Schwelle erlaubt Rückschlüsse auf die entsprechenden Werte bei großen Laserpulszahlen. Optiken mit unterschiedlichen Beschichtungen (z.B. Antireflexschichten, Hochreflektoren) können unter geeigneten Winkeln untersucht werden. Auch andere optische Komponenten, wie beispielsweise Scheibenlasermodule, wurden bereits erfolgreich getestet. Alle Tests können sowohl unter Standardatmosphäre, als auch unter ausgesuchten Gasfüllungen sowie im Vakuum durchgeführt werden. Motivation für Tests im Vakuum ist der von europäischen Firmen und der ESA geplante Einsatz von LIDAR-Lasersystemen im Weltall. Für einen Langzeitbetrieb von Lasersystemen im Weltraum mit Missionsdauern von mehreren Jahren werden extreme Anforderungen an die Präzision und Zuverlässigkeit der verwendeten Optiken gestellt.
Laserinduzierte Kontamination
Beim Einsatz von Lasersystemen im Weltraum ist die laserinduzierte Kontamination zu beachten, denn schon mehrere Missionen der NASA wie LITE, MOLA und ICESAT sind aus diesem Grunde gescheitert oder konnten nicht wie geplant ausgeführt werden.
Optische Komponenten von im Weltraum betriebenen Lasersystemen können durch Ausgasen von flüchtigen Stoffen, die für Klebstoffe, Isolationsmaterialien oder für Leiterplatten benötigt werden, beschädigt werden. Obwohl nur Materialien mit geringer Ausgasrate (total mass loss: TML < 1%; collected volatile condensable material: CVCM < 0.1%) zugelassen sind und die entsprechenden Bauteile durch vorheriges Ausheizen für den Einsatz im Weltraum konditioniert werden, ist es nicht möglich, das weitere Ausgasen vollständig zu verhindern. Durch Wechselwirkung der ausgetretenen Stoffe mit der Laserstrahlung kommt es zur Zersetzung der Moleküle und zur Ablagerung der Rückstände auf den Optiken. Dies tritt insbesondere dann auf, wenn es sich um intensive Strahlung im kurzwelligen Spektralbereich handelt. Selbst kleinste Schichten von Ablagerungen mit Dicken von wenigen Nanometern können die optischen Eigenschaften, wie Reflektivität und Transmission, so weit herabsetzen, dass die Lebensdauer des gesamten Lasersystems deutlich reduziert wird oder sogar ein Totalausfall droht.
Laserinduzierte Kontamination tritt insbesondere im Vakuum auf, kann aber auch die Lebensdauer von gekapselten Lasersystemen beeinträchtigen. Um dieses Risiko zu vermeiden oder zumindest zu minimieren, sind grundlegende Untersuchungen zur Entstehung und zum Wachstum solcher Ablagerungen erforderlich. Hierfür werden in der Abteilung Aktive Optische Systeme des Instituts für Technische Physik Ultrahochvakuum-Kontaminationsanlagen betrieben, mit welchen im Auftrag der europäischen Weltraumbehörde (ESA) sowohl Grundlagenuntersuchungen zur laserinduzierten Kontamination als auch Screening-Tests der verwendeten Materialien durchgeführt werden.