19. Juli 2024

DLR-Forscherin auf internationalem Terrain

  • Neue Horizonte in der Luftverkehrsforschung: Internationale Forschungserfahrungen in Gastwissenschaftleraufenthalt
  • Untersuchung umweltpolitischer Instrumente im Luftverkehr

Interview mit Dr. Katrin Oesingmann über ihren Forschungsaufenthalt in Barcelona

Wir sprechen heute mit Dr. Katrin Oesingmann, die im Frühsommer 2024 als Gastwissenschaftlerin an der Universität Barcelona (Universitat de Barcelona, School of Economics) tätig war. Im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) forscht sie am Institut für Luftverkehr in der Abteilung Luftverkehrsökonomie. Die Abteilung untersucht ökonomische Fragestellungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Luftverkehrs und seiner Schnittstellen zu anderen Verkehrsträgern. Dr. Oesingmann erzählt uns von ihren Erfahrungen und gibt Einblicke in ihre Forschung.

DLR (Institut für Luftverkehr): Frau Dr. Oesingmann, können Sie uns ein wenig über Ihren Forschungsaufenthalt in Barcelona erzählen?

Oesingmann: Gerne! Ich war in diesem Jahr für drei Monate an der School of Economics der Universität Barcelona als Gastwissenschaftlerin tätig. Solch ein Forschungsaufenthalt ist Teil der Internationalisierungsstrategie des DLR und wurde daher gefördert, auch als gemeinsamer Aufenthalt mit der Familie. Ich habe dort eng mit meinem Gastgeber, Professor Dr. Xavier Fageda, zusammengearbeitet. Unsere Forschungsschwerpunkte im Bereich empirischer, volkswirtschaftlicher Analysen im Luftverkehr passen perfekt zusammen.

DLR: Was waren die Hauptgründe dafür, sich für diesen Austausch zu entscheiden?

Oesingmann: Hauptmotivation waren die Weiterentwicklung meiner Forschungskompetenzen durch den Austausch mit anerkannten Expertinnen und Experten und die Erweiterung meines wissenschaftlichen Netzwerks. Zudem wollte ich meine Sprachfähigkeiten vertiefen – ich habe vor allem Englisch und Spanisch mit den Kollegen und Kolleginnen an der Universität gesprochen.

DLR: An welchem Projekt haben Sie in Barcelona gearbeitet?

Oesingmann: Mein derzeitiges Projekt untersucht den Einfluss umweltpolitischer Instrumente im Luftverkehr, speziell die Effekte des EU ETS auf den Luftverkehr. Dafür habe ich zusammen mit meinem Gastgeber empirische Daten analysiert, um herauszufinden, wie sich das System auf Ticketpreise, Passagierzahlen und Wettbewerbsverschiebungen auswirkt. Das daraus entstandene wissenschaftliche Paper werden wir nun zur Publikation einreichen.

DLR: Wie unterschied sich Ihre Forschung in Barcelona von Ihrer Arbeit in Deutschland?

Oesingmann: Im Wesentlichen ist Forschungsarbeit ortsunabhängig dieselbe, weil sie international mehr oder weniger gleich abläuft, sodass der Standort weniger ins Gewicht fällt. Der größte Unterschied bestand in diesem Fall in der lebhaften Atmosphäre des reinen Universitätsumfelds mit vielen Studenten. Die Universität Barcelona bietet ein internationales und vielfältiges Umfeld, was die Zusammenarbeit sehr bereichert hat. Als Unterschied kann ich mit einem Schmunzeln nur den Tagesrhythmus nennen: Zum Beispiel wurde dort das Mittagessen deutlich später eingenommen als bei uns in Köln, sodass mein Magen ab 12 Uhr schon mal protestierte. Insgesamt war der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen sehr wertvoll und ich habe mich schnell integriert gefühlt.

DLR: Welche Herausforderungen und Chancen haben sich durch die Arbeit im Ausland für Sie ergeben?

Oesingmann: Die größte Herausforderung war die organisatorische Seite, wie die Suche nach Unterkunft und Kinderbetreuung Die Chancen liegen in der langfristigen Zusammenarbeit und dem Ausbau meines Netzwerks. Wir planen bereits ein weiteres gemeinsames Projekt.

DLR: Welche Erkenntnisse oder Highlights möchten Sie aus Ihrer Zeit in Barcelona hervorheben?

Oesingmann: Besonders hervorheben möchte ich die Teilnahme an einer internen Seminarreihe, die viele spannende Themen behandelt hat, und die Möglichkeit, wissenschaftliche Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen. Der kollegiale Austausch – auch mit anderen Gastwissenschaftlern – und die gemeinsamen Aktivitäten haben mir geholfen, mich schnell heimisch zu fühlen. Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei Professor Fageda für die gastfreundliche Aufnahme und die stetige Unterstützung bedanken.

DLR: Was würden Sie anderen Forschenden raten, die einen wissenschaftlichen Gastaufenthalt im Ausland in Erwägung ziehen?

Oesingmann: Ich kann es nur empfehlen. Es bringt einen sowohl persönlich als auch fachlich weiter. Wichtig ist, frühzeitig passende Gastgeber zu finden und alles gut zu organisieren. Man sollte den Mut haben, Professorinnen und Professoren oder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzusprechen, auch wenn man sich noch nicht persönlich kennt. Hilfreich ist es, bei der ersten Kontaktaufnahme schon konkrete Themenvorschläge für die Zusammenarbeit zu machen.

DLR: Vielen Dank, Frau Dr. Oesingmann, für diese Einblicke.

Kontakt

Dr. Janina Scheelhaase

Abteilungsleiterin (komm.)
DLR-Institut für Luftverkehr
Luftverkehrsökonomie
Linder Höhe, 51147 Köln

Franziska Bietke

Institutskommunikation
DLR-Institut für Luftverkehr
Blohmstraße 20, 21079 Hamburg
Tel: +49 40 2489641-209