Der Lufttransport wächst stetig und geht einher mit Lärmbelastungen. Deswegen ist die Entwicklung leiserer Flugzeuge zwingend notwendig. Aber mit welchen Technologien muss ein Mittelstreckenflugzeug ausgestattet sein, um lärmminimal zu sein, aber nicht an Effizienz zu verlieren? Wie müssen Technologien, Flugzeugkonfiguration und Flugverfahren kombiniert werden und welches Maß (Lärmmetrik) soll herangezogen werden, um entscheiden zu können, was „lärmarm“ ist? Diesen Fragen gehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im DLR-Projekt SIAM (Schall-Immissions-Armes Mittelstreckenflugzeug) nach. Das langfristige Ziel: Bis 2050 soll der Fluglärm drastisch reduziert werden. Dies entspricht auch der Forderung des EU-Strategiepapiers „Flightpath 2050“, das eine Reduzierung des Fluglärms um etwa 15dB fordert pro Ereignis. Dem wollen die Projektbeteiligten möglichst nahekommen, in dem sie ein schallimmissionsarmes Flugzeug entwerfen. Als Erfolgskriterium ist eine deutliche Minderung des Überfluggeräuschs (3-4 dB) gegenüber eines mit moderner Lärmminderungstechnologie (LNATRA) ausgestatteten konventionellen Flugzeugs gesetzt.
Während der ersten zwei Projektjahre werden die Projektbeteiligten in zwei separaten Entwurfslinien neue Flugzeugkonfigurationen vorentwerfen. Eine Linie beschränkt sich dabei auf Drachenflugzeugkonfigurationen mit einer großen Anzahl von Variationen. Die zweite Linie erweitert den Entwurfsraum zu unkonventionellen Konfigurationen: eine Hybrid-Wing-Body und eine Turboprop Konfiguration. Am Ende der Vorentwurfsphase steht die Entscheidung für genau eine SIAM Konfiguration. Der Rest der Projektlaufzeit wird dazu genutzt, das vorentworfene SIAM Flugzeug im Detail zu entwerfen und sowohl die Lärm-, wie Leistungsaussagen durch den Einsatz von Hi-Fi Methoden zu schärfen. Zentral in SIAM ist die Nachweisführung, um einen realistischen Entwurf präsentieren zu können, der seine Versprechungen einhält. Dafür führen die Projektpartner unter anderem einen akustischen Windkanaltest im Niedergeschwindigkeitswindkanal Braunschweig (DNW-NWB) durch.
Das Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik ist federführend beim Vorentwurf der Drachenflug- und Hybrid-Wing-Body Konfiguration sowie bei der Planung und Umsetzung der entsprechenden Windkanalexperimente. Mit den hochgenauen Simulationsfähigkeiten für Aerodynamik und Akustik unterstützt das Institut den Vorentwurf und die Detailauslegung.