Modellierung der Strömungsphysik im Fluggrenzbereich
ADaMant
Hochgenaue Strömungssimulationen sind notwendig, um im gesamten Flugbereich genaue und verlässliche Vorhersagen der Aerodynamik zu erreichen und um das Potential gewichts- und treibstoffeinsparender Maßnahmen für emissionsarme Flugzeugentwürfe zuverlässig zu bewerten. Sie sind die Grundlage sowohl für die simulationsbasierte Zertifizierung als auch für die Entwicklung schneller Ersatzmodelle mit reduzierter Modellierungstiefe. Das Ziel des DLR-Projekts ADaMant (Adaptive Data-driven Physical Modeling towards Border of Envelope Applications) ist die Entwicklung und Demonstration geeigneter physikalischer Modelle für hochgenaue Strömungssimulationen an industriell relevanten Konfigurationen bis an die Grenzen des Flugbereichs.
Die Modellierung turbulenter Strömungen basierend auf den Reynolds-Averaged Navier-Stokes (RANS)-Gleichungen ist ein zentrales Element hochgenauer Simulationsverfahren und in der Luftfahrtindustrie das Standardwerkzeug. Im Entwurfspunkt heutiger Verkehrsflugzeuge bieten RANS-Modelle einen optimalen Kompromiss zwischen Effizienz und Vorhersagegenauigkeit. Diese Vorhersagegüte nimmt vom Entwurfspunkt zur Flugenveloppe hin ab. Verlässliche Vorhersagen mit hoher Genauigkeit auch im Fluggrenzbereich heutiger und zukünftiger Flugzeugkonfigurationen erfordern eine geeignete Modellierung der dort auftretenden Strömungsphänomene und ihrer Wechselwirkungen. Um die industrielle Anwendbarkeit zu gewährleisten ist es daher notwendig, RANS-Modelle gezielt zu erweitern und in Bereichen, die eine vollständige Modellierung der Turbulenz gemäß dem RANS-Ansatz nicht erlauben, auch rechenintensive turbulenzauflösende Verfahren durch effizienzsteigernde Maßnahmen industriell nutzbar zu machen. Gerade im Fluggrenzbereich ist es entscheidend die Wechselwirkung zwischen verschiedenen Strömungsphänomenen (z.B. laminar-turbulente Transition, anliegende turbulente Grenzschichte und abgelöster Bereich) zu erfassen, so dass in ADaMant auch die gegenseitige Abhängigkeit und Beeinflussung der einzelnen Phänomene berücksichtigt wird. Ein wichtiges Ziel von ADaMant ist es, die erweiterten physikalischen Modelle und ihre Wechselwirkung an anwendungsrelevanten Konfigurationen in Zusammenarbeit mit den Anwendern von CFD-Verfahren zu testen und die erweiterten Fähigkeiten zu demonstrieren. Am Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik werden basierend auf einer erweiterten physikalischen Modellierung numerische Simulationen für die Hochauftriebsvariante des NASA Common Research Models durchgeführt und das Potential der erweiterten Modellierung mit Messdaten, die im Rahmen von ADaMant am Institut erzeugt werden, hinsichtlich Genauigkeit, Robustheit und Effizienz bewertet.
Projekt
ADaMant - Adaptive Data-driven Physical Modeling towards Border of Envelope Applications
Laufzeit
1/2021 - 12/2024
Projektpartner
DLR-Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik (Projektkoordinator)
DLR-Institut für Aeroelastik
DLR-Institut für Antriebstechnik
DLR-Institut für Softwaremethoden zur Produkt-Virtualisierung
DLR-Institut für Test und Simulation für Gasturbinen