PEGASUS – generell akzeptiertes Vorgehen für Test und Freigabe von hochautomatisiertem Fahren

Automatisierte Fahrfunktionen entwickeln sich zum festen Baustein von Straßenfahrzeugen. Technisch sind die Grundfunktionalitäten heute bereits erarbeitet und vielfältig demonstriert. Doch wenn zukünftig anstelle des Menschen die Automation das Fahrzeug steuert, muss es ein allgemein akzeptiertes Verständnis zur Güte und Qualität des Verhaltens automatisierter Fahrzeuge geben.

Im Projekt PEGASUS stellen sich 17 Projektbeteiligte aus Wissenschaft und Wirtschaft den zentralen Fragen: Was muss ein automatisiertes Fahrzeug leisten? Und wie können wir nachweisen, dass es seine Aufgaben auch zuverlässig erfüllt? Heute ist die Einführung automatisierter Fahrfunktionen praktisch nicht möglich. Denn Tests und Freigaben für heutige Fahrzeuge sind nicht für eine Zulassung und Produkteinführung automatisierter Fahrzeuge ausgelegt, da sie hierfür entweder sehr aufwändig oder nicht vollständig sind. Diese Lücke soll PEGASUS nun schließen. Dazu werden zentrale und allgemeingültige Kriterien, Maße und Bausteine einer Werkzeugkette erarbeitet, mit der die Absicherung und Freigabe automatisierter Fahrzeuge ermöglicht wird. Die bislang herstellerspezifischen Verfahren werden so in ein generelles Vorgehen überführt, bei dem alle die gleichen Kriterien und Maße anlegen. PEGASUS leistet so einen wichtigen Brückenschlag zur Markteinführung automatisierter Fahrzeuge.

Das DLR übernimmt in PEGASUS eine fachliche und eine koordinierende Rolle: Zum einen ist das DLR mit der Projektkoordination und dem Projektbüro betraut. Zum anderen arbeitet das DLR inhaltlich in allen Teilprojekten, mit Schwerpunkten auf Szenarienanalyse und Qualitätsmaßen sowie Testen. Gemeinsam mit den Projektbeteiligten erarbeitet das DLR menschzentrierte Qualitätskriterien und -maße für automatisierte Fahrzeuge. Hierbei geht es um ein präzises Verständnis der menschlichen Leistungsfähigkeit im Straßenverkehr. Dies erfolgt über die Auswertung bereits durchgeführter Naturalistic Driving Studies sowie ergänzende Studien in Fahrsimulatoren des DLR. Bei der Ermittlung der maschinellen Leistungsfähigkeit nutzt das DLR seine ausgewiesene Expertise aus den Forschungsbereichen Transitionsgestaltung, Mode-/ Situation-Awareness und Mensch/ Maschine-Kooperation bzw. zur Balance von maschineller und menschlicher Verantwortung. Diese Untersuchungen zur menschlichen Leistungsfähigkeit werden auf ihre Übertragbarkeit in allgemein gültige Prozesse zum Testen automatisierter Fahrzeuge geprüft. Für den Themenkomplex Testen bringt das DLR seine Kenntnisse beim Testen im Labor und auf abgeschlossenen wie öffentlichen Straßen sowie insbesondere mit der Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM) ein. AIM wird z.B. zur Unterstützung und Bewertung der real durchgeführten Testläufe eingesetzt, wobei die im Stadtgebiet Braunschweig verfügbare Verkehrs- und Testinfrastruktur mit Kommunikationstechnik und Sensorik genutzt und für die PEGASUS-Testanwendungen gezielt erweitert wird. Zudem erfolgt aufbauend auf den DLR-Projekten SimWorld und SimWorld Urban eine für das Testen geeignete Kartengrundlage, die sowohl in Labore und Prüfstände als auch in eine modell- und simulationsbasierte Ableitung von Testspezifikationen einfließt. Als neutraler Forschungsbeteiligter erfolgt schließlich gemeinsam mit der Industrie eine Beurteilung der Ergebnisse auf Praxistauglichkeit und Skalierbarkeit.

Laufzeit:
01/2016 bis 06/2019

Kontakt

Prof. Dr. Axel Hahn

Kommissarischer Institutsdirektor Straßensystemtechnik
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Verkehrssystemtechnik
Lilienthalplatz 7, 38108 Braunschweig