Helmholtz-Hochschul-Nachwuchsgruppe SeaKLIM stellt Abschlussbericht vor
Die Abgase von Fabriken, Autos und Flugzeugen werden
seit längerem intensiv untersucht, weil sie die
Erdatmosphäre und das Weltklima merklich verändern.
Einzig die Schifffahrt blieb lange Zeit unbeachtet. Seit 2004 hat die Helmholtz-Hochschul-Nachwuchsgruppe SeaKLIM (Einfluss von Schiffsemissionen auf Atmosphäre und Klima), ein Verbundprojekt des Instituts für Physik der Atmosphäre des DLR in Oberpfaffenhofen und des Instituts für Umweltphysik der Universität Bremen, die Schiffsemissionen genauer untersucht. Nun liegt der Abschlussbericht vor: die ausgestoßenen Schwebeteilchen (Aerosole) wirken der globalen Erwärmung entgegen, verschmutzen aber die Luft.
Die Ergebnisse der SeaKLIM-Gruppe sind durchaus überraschend. Im Jahr 2000 stammten rund 800 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2), das sind rund 2,7 % aller anthropogenen CO2 - Emissionen, von Schiffsmotoren. Für Stickoxide (NOx) war dieser Beitrag 15 % und für Schwefeldioxid (SO2) 8 %. Damit entlässt der Schiffsverkehr etwa so viel CO2 in die Atmosphäre wie die Luftfahrt. Die NOx- und SO2-Emissionen übertreffen diese um etwa das Zehnfache- Auswirkungen auf das Klima können somit nicht ausbleiben.
Mit SCIAMACHY-Satellitendaten konnte die SeaKLIM-Gruppe erstmals detailliert den Beitrag des Schiffsverkehrs zur Luftverschmutzung durch erhöhte Stickoxidkonzentrationen entlang von Hauptschifffahrtrouten bestimmen. Durch die Emission des Treibhausgases CO2 trägt der Schiffsverkehr zur globalen Erwärmung bei. Doch die starken SO2-Abgase wirken dem entgegen, sie überwiegen den Treibhauseffekt durch CO2 heutzutage sogar. Denn Schwefeldioxid und andere schwefelhaltige Verbindungen reagieren in der Atmosphäre zu Schwefelsäure. Zusammen mit Wasser führen sie zur Bildung von sehr kleinen Tröpfchen, so genannten Aerosolen. Diese wirken wie ein Reflektor und geben das Sonnenlicht zurück ins All. Zudem bildet das Aerosol Kondensationskeime, an denen sich Wasserdampf niederschlägt: Es entstehen Wolken. In einigen Gebieten der Erde kann man diesen Vorgang sehr genau beobachten. Auf Satellitenbildern findet man in Regionen mit hohem Schiffsverkehr lang gestreckte tief liegende Wolken, die eindeutig nicht natürlichen Ursprungs sind. Diese so genannten Ship Tracks sind Folge der Schiffsemissionen. Ship Tracks machen aber nur die unmittelbar sichtbare Folge der Schiffsemissionen deutlich. Einige von ihnen vermischen sich mit der normalen Bewölkung und verstärken diese, andere lösen sich auf. Dennoch bleiben die Aerosole noch in der Atmosphäre und können die Eigenschaften von Wolken weiträumig verändern, was durch die oben beschriebenen Prozesse zu einer Abkühlung führt. Allerdings ist zu beachten, dass CO2 im Gegensatz zu Aerosolen noch für eine lange Zeit in der Atmosphäre verbleibt und damit noch lange nach der Emission zur globalen Erwärmung beiträgt.
Kontakt SeaKLIM:
Priv.-Doz. Dr. habil. Veronika Eyring
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Physik der Atmosphäre, Abteilung Dynamik der Atmosphäre
Tel.: +49 8153 28-2533
Fax: +49 8153 28-1841
Kontakt für spezielle Fragen zu SCIAMACHY Messungen:
Dr. Heinrich Bovensmann
Universität Bremen
Institut für Umweltphysik
Tel.: +49 421 218-62102
Fax: +49 421 218-4555
SeaKLIM Webseite:
SeaKLIM-Evaluationsbericht (in Englisch):
SeaKLIM-Abschlussbericht (in Englisch):