Regenbogenfarbene Eiswolken an Flugzeugtragflächen
Kondensstreifen sind nicht gleich Kondensstreifen. Wissenschaftler des DLR-Instituts für Physik der Atmosphäre konnten erstmals beschreiben, wie Kondensstreifen nicht nur aus den Abgasen der Triebwerke, sondern unter bestimmten Bedingungen auch über den Tragflächen von Flugzeugen entstehen. Inwieweit diese neue Klasse von Kondensstreifen Einfluss auf den Klimawandel hat, ist unklar, da sie in Klimamodellen bislang nicht berücksichtigt wurde.
Ursache für die anfänglich hauchdünnen Kondensstreifen, die nur unter bestimmten Bedingungen direkt hinter einem Flugzeug in Reiseflughöhe zu beobachten sind, ist der rasante Druckabfall über den Tragflächen eines Flugzeuges. Dadurch sinkt die Temperatur der Luft innerhalb weniger hundertstel Sekunden und es entstehen winzige Eispartikel, vorausgesetzt es befindet sich ausreichend Feuchtigkeit in der Luft. Wissenschaftler des DLR-Instituts für Physik der Atmosphäre in Oberpfaffenhofen konnten den Bildungsmechanismus der aerodynamischen Kondensstreifen nun erstmals schlüssig erklären.
Interessant sind die Regenbogenfarben dieses Typs von Kondensstreifen. Gleich hinter dem Flugzeug sind die Eispartikel noch relativ klein und reflektieren vor allem blaues Licht, je größer die Eispartikel werden – je weiter sie vom Flugzeug entfernt sind – desto langwelliger ist das Licht, das sie reflektieren. Die Farbe der Kondenswolke verändert sich daher von blau über grün und gelb bis rot. Nach etwa 175 Metern erscheint der Kondensstreifen weiß, weil die Eispartikel nach und nach in die Turbulenzen der Wirbelschleppen hinter dem Flugzeug geraten. Dort wachsen die Eispartikel nicht mehr gleichförmig, sie reflektieren aufgrund ihrer unterschiedlichen Größen das Licht diffus in allen Wellenlängen und erscheinen damit weiß.
Alle durch hochfliegende Flugzeuge verursachten Kondensstreifen sind Eiswolken, so genannte Zirren. Sie erhöhen den Wolkenbedeckungsgrad, verändern die natürliche Zirrusbewölkung und haben damit einen Einfluss auf das Klima. Aerodynamische Kondensstreifen stellen eine bislang unbeachtete anthropogene (menschengemachte) Wolkenquelle dar, die, genau wie die Kondensstreifen aus den Triebwerksabgasen, zur Klimawirkung des Luftverkehrs beiträgt. Ziel der Forscher ist es nun, aerodynamische Kondensstreifen in ein Klimamodell, das die globale Klimawirkung des Luftverkehrs bestimmt, zu integrieren. Im Rahmen des DLR-Projektes "klimaverträgliches Lufttransportsystem" suchen die Forscher außerdem nach Ansätzen, wie sie die Klimawirkung des Luftverkehrs, zum Beispiel durch geeignete Flugrouten oder Flugzeugkonstruktionen, minimieren können.