AISat

Die Globalisierung führt zu einer immer höheren Schiffsverkehrsdichte auf den Ozeanen. Um gleichzeitig die Sicherheit im Seeverkehr zu erhöhen, wurde zu dessen Überwachung und Steuerung sowie als Kollisionswarnsystem für größere Schiffe das Automatic Identification System (AIS) seit 2002 verpflichtend vorgeschrieben. Dieses System tauscht statische Schiffsinformationen und dynamische  Navigationsdaten (Position, Kurs und Geschwindigkeit) zwischen Schiffen und Basisstationen an Land aus.

Inzwischen gibt es kommerzielle Satellitensysteme, die AIS Signale auch in einem erdnahen Orbit empfangen können. Diese Systeme können die bodengestützten Anlagen ergänzen und ermöglichen den Empfang von AIS Signalen auch in küstenfernen Regionen. Allerdings stoßen bisherige Satellitensysteme  an ihre Grenzen, wenn es um den Empfang von AIS-Signalen in Gewässern mit hohem Verkehrsaufkommen, wie der Nordsee, dem Mittelmeer oder den amerikanischen Küsten sowie rund um große Häfen wie Tokio oder Singapur geht. Wegen der Verwendung von ungerichteten Antennen und des damit verbundenen großen Sichtbereiches von überwiegend 6000km Durchmesser erreichen den AIS Empfänger an Bord eines bisherigen Satelliten gleichzeitig die Signale zu vieler verschiedener Schiffe, sodass die einzelnen Nachrichten nicht mehr entschlüsselt werden können. Um dieses offensichtliche Problem, nämlich der optimale Empfang von AIS Informationen aus sogenannten High-Traffic Zones, zu lösen, wurde am Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen der Nano-Satellit AISat-1 entwickelt.

AISat-1 (Automatic Identification Satelite -1) ist ein Technologiedemonstrator zur Überwachung weltweiter Schiffsbewegungen. Der Einsatzschwerpunkt liegt auf Regionen mit hoher Verkehrsdichte. Der Satellit ist dazu mit einer Helixantenne ausgestattet, die es ermöglicht die Größe des Empfangsgebietes und damit auch die Anzahl an empfangenen AIS Nachrichten zu reduzieren. Entfaltet hat die spiralförmige Antenne eine Länge von über 4 m. Darüber hinaus erlauben Filter und verschiedene Dämpfungsstufen den Empfang zu verbessern. Am 30. Juni 2014 wurde der DLR AISat-1 Satellit mit einer indischen Trägerrakete in den 650 km hohen sonnensynchronen Orbit gebracht und 14 Tage später in Betrieb genommen worden. Der Satellit empfängt nun seit mehr als  einem Jahr weltweit AIS Signale.

AISat-1 kann Signale der standardmäßigen AIS Kanäle AIS1 und AIS2 sowie seit Mai 2015 Nachrichten der neuen Übertragungskanäle AIS3 und AIS4, die speziell für AIS Satelliten eingerichtet wurden, empfangen. Mit den neuen Kanälen wurde auch ein neuer Nachrichtentyp mit längerem Übertragungsintervall eingeführt, um so die Empfangsmöglichkeiten von Schiffssignalen in dicht befahrenen Gebieten zu verbessern.

Kontakt

Dr. Tra-Mi Ho

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Raumfahrtsysteme
Systementwicklung und Projektbüro
Bremen