Otto Fuchs 1897 - 1987
Der erfolgreiche Wiederaufbau der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt und ihrer Vorgängereinrichtungen nach 1945 war vor allem Reinhold Otto Fuchs zu verdanken.
Otto Fuchs wurde am 7. März 1897 in Frankenthal in der Pfalz geboren. Während des 1. Weltkriegs gehörte er der Feldartillerie und ab 1916 der Fliegertruppe als Jagdflieger an. Nach Kriegsende studierte er in Heidelberg Philosophie und Literatur und danach in Bonn Landwirtschaft. 1924 entschied er sich, an der Technischen Hochschule Darmstadt Luftfahrttechnik zu studieren. In den Jahren 1927 bis 1930 unterbrach er sein Studium für einen Einsatz bei der deutschen Erprobungsstelle für Flugzeuge in Lipezk in Russland. Otto Fuchs, der sich schon als Schüler mit dem Modellflug befasst hatte, war in Deutschland seit dem ersten Weltkrieg als Motor- und Segelflieger bekannt geworden; während seines Studiums war er Mitglied der Akaflieg Darmstadt. Nach Beendigung des Studiums trat Fuchs 1933 in die DVL in Berlin-Adlershof ein und baute dort die Abteilung für Ingenieurnachwuchs auf, die er bis 1945 leitete. Im Jahr 1944 wurde er vom Aufsichtsausschuss zum stellvertretenden Vorstandsmitglied berufen.
Die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt war bereits vor Ende des Krieges z. T. nach Süddeutschland ausgelagert worden. Versuche, die in Berlin verbliebenen Einrichtungen vor der Demontage zu schützen waren, vergeblich. Die Vorstände Günther Bock und E. Oskar Müller gerieten in russische Gefangenschaft, ebenso der stellvertretende Vorsitzende Friedrich Lange. August Wilhelm Quick wurde nach England gebracht und arbeitet danach in Frankreich. So kümmerte sich Fuchs als in Deutschland verbliebenes Vorstandsmitglied um Wiederbelebung und Wiederaufbau der DVL. Bereits kurz nach seiner Rückkehr aus England im November 1945 nahm er Kontakt mit dem Treuhänder der DVL Wunderlich auf, der den amerikanischen Dienststellen Fuchs' Absicht unterbreitete, die DVL wieder rechtsfähig zu machen. Fuchs erreichte, dass die DVL nicht vom Alliierten Kontrollrat aufgelöst wurde, und am 01. Oktober 1949 aus der Vermögenskontrolle entlassen wurde. Im Jahr 1949 wurde er vorläufig zum ordentlichen Vorstandsmitglied bestellt und im Jahr 1951 gemeinsam mit Karl Lürenbaum als ordentliches Vorstandsmitglied bestätigt. Darüber hinaus führte Fuchs die Institute der DVL und der TH Aachen wieder zusammen und errichtete im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums die DVL-Prüfstelle für Luftfahrtgerät in München.
Otto Fuchs initiierte im Jahr 1951 auch die Klärung des Rechtsstatus des Flugfunkforschungsinstituts Oberpfaffenhofen. Als Mitglied des FFO kümmerte er sich um Mitgliederbestand, Vertretungsbefugnisse und die Vermögenslage hinsichtlich des Reichs- und Vereinsvermögens. Im Jahr 1952 wurde er vom Registergericht München zum Notvorstand bestellt, um eine Mitgliederversammlung einzuberufen, die dann über die Aktivierung der Vereinstätigkeit beschloss. Neben Prof. H. F. Mayer von den Siemens & Halske Werken und Dr. Kübler vom Bundesverkehrsministerium wurde Otto Fuchs in den neuen Vorstand berufen.
Auch für die Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug die im April 1954 ihre Arbeit wieder aufnahm, wurde Otto Fuchs zum Notvorstand bestellt. Er übernahm dort außerdem die Leitung des Instituts für Flugtechnik, aus dem 1959 das Institut für Segelflug hervorging und wandte sich wieder der Nachwuchsförderung zu. Nach der Fusion DVL und FFO und der Flugwissenschaftlichen Forschungsanstalt München FFM ging Fuchs 1966 in den Ruhestand.
Otto Fuchs starb am 8. November 1987 in Dachau.
Quellen:
Beiträge zur Geschichte der Deutschen Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt e. V. 1912-1962, zum 50-jährigen Bestehen der DVL im April 1962, herausgegeben vom Wissenschaftlichen Sekretariat der DVL unter Schriftleitung von Peter Bruders, 1962
Die Flugfunkforschung im Raume München 1908-1962 herausgegeben vom Flugfunkforschungsinstitut Oberpfaffenhofen e. V., Oberpfaffenhofen, 1963
Quick, A. W.: Dipl.-Ing. Otto Fuchs, in: DVL-Nachrichten, Heft 33, Juni 1967, S. 270.
Zacher, Hans: Otto Fuchs, in: DGLR-Jahrbuch 1987 der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt, Bd. 2, Bonn, 1987, S. 976-984.