Neue Radarsatelliten - Technologie für Deutschen Zukunftspreis nominiert
Mitarbeiter des Instituts für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme sind mit dem Projekt "Radaraugen im All - revolutionäre Technik für Erde und Umwelt" für den Deutschen Zukunftspreis nominiert. Der Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation wird jährlich vergeben - an Forscher und Entwickler, deren Erfindungen zu anwendungsorientierten und damit marktfähigen Produkten führen. Die prestigeträchtige Auszeichnung wird von Bundespräsident Joachim Gauck Ende November in Berlin verliehen.
Unsere Innovationen eröffnen neue Dimensionen für die Fernerkundung aus dem All: Radarsatelliten im Formationsflug ermöglichen die dreidimensionale Abbildung der Erde, und eine digitale Radarantenne bahnt den Weg für die vierte Dimension, die Zeit: Somit können zukünftig dynamische Prozesse auf der Erdoberfläche global und in Echtzeit erfasst werden
Das Team aus Oberpfaffenhofen mit Prof. Alberto Moreira, Dr. Gerhard Krieger (Abteilungsleiter für Radarkonzepte) und Dr. Manfred Zink (Abteilungsleiter für Satelliten-SAR-Systeme) hat Innovationsgeist, Know-how und Mut bewiesen, indem es eine Satellitenmission vorgeschlagen, konzipiert und deren Umsetzung im DLR geleitet hat, die bereits heute Standards für morgen setzt: TanDEM-X. Sie nutzt zwei kooperierende Radarsatelliten, die seit 2010 im Formationsflug als "Augenpaar" die Erde neu vermessen – in 3-D und mit einer Höhengenauigkeit von zwei Metern. Ab Mitte 2014 wird hierdurch eine einzigartige dreidimensionale Karte der gesamten Erdoberfläche verfügbar sein und die Genauigkeit des bisher vorhandenen Datensatzes um den Faktor 30 verbessern. TanDEM-X wird in einer Public Private Partnership (PPP) zwischen dem DLR und der Astrium GmbH realisiert und gemeinsam finanziert.
Radar-Technologie für Erde und Umwelt
Radarsensoren besitzen einmalige Eigenschaften: sie können jederzeit flächendeckend Bilder mit sehr hoher Auflösung aufnehmen, unabhängig von Bewölkung und Tages- oder Nachtzeit. Die Technologie ist daher auch für die Klima- und Umweltforschung von großem Nutzen, insbesondere bei Langzeitbeobachtungen. Die "Radaraugen im All" zeigen beispielsweise das Abschmelzen von Gletschern durch den Klimawandel, ermöglichen die präzise Bestimmung von Bodenfeuchte und Waldbiomasse oder ermitteln die Geschwindigkeit von Meeresströmungen. Darüber hinaus dienen sie zur Überwachung von Ölverschmutzungen im Meer und helfen beim Aufdecken von illegalem Fischfang. Bei humanitären Krisen liefern die Radarsatelliten den Einsatzkräften aktuelle Informationen über die Lage in der betroffenen Region. Die Anwendungsmöglichkeiten der gewonnenen Radardaten sind nahezu unbegrenzt – weltweit steigt die Nachfrage nach aktuellen Geoinformationen enorm. Neben den vielfältigen Anwendungen in der Klimaforschung und Umweltbeobachtung bilden Geodaten die Basis für zahlreiche neue Wirtschaftszweige und versprechen in Zukunft Umsätze in Milliardenhöhe.
Die Erde in 4-D
Mit der laufenden Satellitenmission TanDEM-X ist ein überwältigender Erfolg gelungen. Die mit der Nominierung ausgezeichnete Leistung führt jedoch bereits darüber hinaus. Für den Vorstoß in die nächste Generation der Radartechnologie haben Prof. Moreira und seine Teamkollegen eine neue Aufnahmetechnik entwickelt: die digitale Radarantenne. Sie erweitert das Blickfeld eines Radarsatelliten und steigert dadurch dessen Abbildungsleistung um ganze zwei Größenordnungen, den Faktor 100. Einen konkreten Vorschlag für die Nachfolge von TanDEM-X hat das Team bereits entwickelt: mit der Radarsatellitenmission Tandem-L soll künftig die gesamte Erdoberfläche zweimal pro Woche vermessen werden, um damit dringend benötigte Informationen für Klima- und Umweltschutz in bisher nicht gekannter Qualität und Auflösung zu liefern.