Heike Frei
Studium: Mathematik
Jetzt: Raumflugbetrieb und Astronautentraining
Heike Frei ist promovierte Mathematikerin und 2010 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der DLR-Einrichtung Raumflugbetrieb und Astronautentraining in Oberpfaffenhofen eingestiegen. Dort ist sie heute Leiterin der Abteilung Raumflugtechnologie. Im Interview gibt sie Einblicke in ihre Arbeit.
Heike, worauf freust du dich, wenn du morgens zur Arbeit kommst?
Heike: Ich bin morgens immer gespannt, was der Tag bringen wird. Ich freue mich auf die Menschen, auf die abwechslungsreichen Themen und darauf, bei Bedarf zu unterstützen, zu helfen oder eine Lösung zu finden.
Woran forschst oder arbeitest du?
Heike: Ich leite am GSOC (German Space Operations Center) die Abteilung Raumflugtechnologie mit knapp 40 Mitarbeitenden, die in vier Fachgruppen an unterschiedlichen Technologien und Services arbeiten. Das Thema Bestimmung und Kontrolle von Satellitenbahnen und -orientierungen ist eines unserer Schwerpunkte. Dies kommt sowohl bei Vorbereitung und Betrieb von Satellitenmissionen als auch bei Forschungsprojekten und Studien zum Einsatz. Die Arbeiten umfassen absolute und relative Bahnbestimmung und -kontrolle, autonome Navigation und hochpräzise Navigation.
Ein weiterer Schwerpunkt dreht sich um Weltraumlage, Kollisionsvermeidung sowie Beobachtung und Beseitigung von Weltraumschrott und die dafür benötigte Technologie. Es werden Konzepte, Software und Hardware entwickelt und Simulatoren, robotische Anlagen und Teleskopstationen betrieben. Auch das Thema On-Board-Autonomie, sei es für die Navigation oder das Auswerten von Nutzlastdaten an Bord von Satelliten, wird in meiner Abteilung bearbeitet.
„Die Motivation und Weiterentwicklung der Mitarbeitenden sind mir ein großes Anliegen“
Angewandte Forschung und Satellitenbetrieb sind bei uns sehr eng miteinander verbunden. Für eine erfolgreiche Mission braucht es beides, die Technologie und den Betrieb.
Ich selbst beschäftige mich mit der strategischen und organisatorischen Ausrichtung der Abteilung, führe die Mitarbeitenden disziplinarisch, fördere die Zusammenarbeit intern und extern, koordiniere gruppen- bzw. abteilungsübergreifende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten und betreue Doktorarbeiten.
Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Heike: Jeder Tag sieht bei mir anders aus. Manchmal bin ich mit finanziellen Themen beschäftigt, manchmal unterstütze ich bei Akquisen oder neuen Kooperationen, manchmal berate ich Kolleginnen oder Kollegen bei Problemen, manchmal reviewe ich Publikationen meiner Mitarbeitenden, manchmal analysiere ich die aktuellen Trends in der Raumfahrt oder erstelle eine Präsentation. Natürlich gehören auch Besprechungen, Öffentlichkeitsarbeit und routinemäßige Aufgaben wie das Genehmigen von Anträgen zu meinem Alltag.
Wie kannst du als Führungskraft die Arbeit deines Teams unterstützen?
Heike: Sehr wichtig ist für mich das regelmäßige persönliche Gespräch, sei es eine offizielle Besprechung oder ein spontanes Gespräch auf dem Flur und beim Mittagessen. Für mich ist es als Führungskraft wichtig zuzuhören, Interesse zu zeigen, bei Bedarf Ratschläge oder Lösungen anzubieten.
Gerne fungiere ich auch als Sprachrohr oder Vermittlerin zu anderen Einrichtungen oder in die nächsthöhere Führungsebene. Auch das Thema Arbeitssicherheit ist mir wichtig, insbesondere bei Laboren, bei robotischen Simulationsanlagen oder während Nachtschichten z.B. bei Satellitenstarts. Hierbei möchte ich meinem Team ein sicheres Arbeitsumfeld bieten, worin es eine sehr gute Arbeitsleistung erbringen kann.
„Meine Arbeit ist anspruchsvoll, nie langweilig, ich kann mich aktiv einbringen und Veränderungen herbeiführen“
Was sind die Höhepunkte deiner Arbeit?
Heike: Ich freue mich immer besonders, wenn ich zu einem Fortschritt beitragen konnte, sei es ein erfolgreiches Treffen mit einem wichtigen Partner, eine Zuarbeit zu einem strategischen Thema, ein Fortschritt bei einem oder einer Promovierenden oder wenn wir Lösungen z.B. bei einem Personalthema oder finanziellen Thema finden konnten.
Ein Höhepunkt ist für mich, wenn die in meiner Abteilung entwickelten Technologien nach manchmal jahrelanger Arbeit in einer erfolgreichen Demonstration, einem Flugexperiment oder im Regelflugbetrieb erfolgreich zum Einsatz kommen.
Besondere Freude hatte ich zuletzt dabei, eine Blockvorlesung an der Universität Würzburg zu geben. Ich habe oft das Gefühl, dass meine Arbeit etwas bewirkt, und ich erfahre sehr viel Wertschätzung und Dankbarkeit.
Welche Werte bringst du in deine Arbeit beim DLR ein?
Heike: Die Personalführung und insbesondere die Motivation und Weiterentwicklung der Mitarbeitenden sind mir ein großes Anliegen. Ich finde es wichtig, offen, direkt und wertschätzend zu kommunizieren, Probleme zeitnah anzusprechen und bei Bedarf auch einmal pragmatisch zu lösen. Wichtige Werte sind für mich zudem Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Anpassungsfähigkeit an Veränderungen, die das Leben mit sich bringt, seien sie technischer Natur oder Veränderungen in Politik, Gesellschaft, DLR oder unserer Abteilung.
Was ich noch sagen möchte:
Heike: Meine Arbeit ist anspruchsvoll, nie langweilig, ich kann mich aktiv einbringen und Veränderungen herbeiführen. Gleichzeitig passt meine Arbeit sehr gut zu meiner privaten, familiären Situation – Führungskraft im DLR sein und zugleich Mutter eines Kleinkinds, das muss kein Widerspruch sein.