DLR-Forscher mit weltraumfähigem Radargerät aus Asien zurück
Oberpfaffenhofen – Von einer erfolgreichen Flugkampagne in Indien sind kürzlich Wissenschaftler des Instituts für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme (IHR) nach Oberpfaffenhofen zurückgekehrt. Im Auftrage der indischen Weltraumagentur ISRO (Indian Space Research Organisation) wurden im September und Oktober 2004 unterschiedliche Landschaftstypen mit SAR (Synthetic Aperature Radar) hochaufgelöst erfasst, um später aus den gewonnenen Daten umweltrelevante Parameter bestimmen zu können. Das vom IHR entwickelte E-SAR(Experimental Synthetic Radar)-System arbeitet in vier Frequenzbereichen (X-, C-, L- und P-Band-Radar, von 10 GHz bis 400 MHz), ermöglicht Tag- und Nachtabbildungen und ist von Wetterbedingungen unabhängig.
Mit diesem flugzeuggetragenen Radarsystem waren die DLR-Forscher erstmals in Asien unterwegs. Die Vorbereitung der Kampagne war nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine logistische Herausforderung, die der DLR-Flugbetrieb routiniert und perfekt handhabte. Das Mobile Labor bringt immerhin 2,5 Tonnen auf die Waage, was an Bord des Flugzeugs vom Typ Do228 zu einem extrem hohen Treibstoffverbrauch geführt und einige Zwischenlandungen mehr erforderlich gemacht hätte. Also flog die DLR-Maschine mit kleiner Mannschaft, und das Radarsystem wurde gesondert mit Luftfracht nach Ahmedabad geschafft. Vor Ort haben dann die DLR-Wissenschaftlern in kürzester Zeit das Radar ins Flugzeug eingebaut, im Flug getestet und kalibriert – bei Außentemperaturen zwischen 30 und 40 Grad Celsius.
(Fast) pünktlich am 13. September konnte dann mit den eigentlichen Messflügen begonnen werden. Bodenmannschaft und Flugzeugbesatzung waren in den nächsten drei Wochen in Zentralindien unterwegs, um Agrarflächen, Kohleflöze und Überflutungsgebiete zu vermessen. Die gewonnen Radarbilder dienen unter anderem zur Erstellung von Geländemodellen und zur Bestimmung von Biomasse und sollen auch Informationen für den Reis- und Getreideanbau liefern.
Nach der Verarbeitung und Kalibrierung der Radardaten werden im Rahmen eines Kooperationsvertrags zwischen dem Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme und ISRO/SAC (Space Applications Centre) eine gemeinsame Datenauswertung und Untersuchungen der Ergebnisse erfolgen. Ein Aufenthalt von zwei Gastwissenschaftlern aus Ahmedabad in Oberpfaffenhofen ist für nächstes Jahr geplant.
Der Kampagne in Indien folgte eine noch laufende Kampagne in Indonesien. Bei dieser versuchen die DLR-Forscher stichprobenartig die Biomasse des Regenwaldes zu bestimmen und mit Bodenmessungen zu validieren. Das Experiment soll Erkenntnisse für eine spätere Weltraummission schaffen (auch darüber werden wir dann in einer der nächsten Ausgaben berichten).