Unternehmen wir mal in Gedanken eine Zeitreise – weit zurück in die Frühzeit unseres Sonnensystems. Vor etwa 4,5 Milliarden Jahren: Die Erde ist eine glühend heiße Kugel und auch die anderen Planeten haben sich gerade erst geformt. Im jungen Sonnensystem geht es noch recht ungeordnet zu, denn die Planeten und die vielen kleineren „Brocken“ haben längst nicht ihre endgültigen Bahnen gefunden. Dadurch kommt es gelegentlich zu Kollisionen, zu gewaltigen Zusammenstößen! Und so ein kosmischer Mega-Crash passiert auch der Erde: Ein anderer Himmelskörper – etwa halb so groß wie unser Planet und später von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Theia genannt – knallt mit voller Wucht auf die Erde. Bummm! Knalll! Pennnggg! Eine gigantische Explosion! Große Teile von Theia verdampfen geradezu oder vermischen sich mit dem „heißen Brei“, aus dem das Innere der Erde besteht, andere Teile werden ins All geschleudert. Auch aus der Erde wird eine Unmenge an Material herausgesprengt.
Auf der Erde verschwinden die Spuren und „Narben“ des Einschlags allmählich wieder. Um unseren Planeten herum aber bildet sich ein Ring aus Staub- und Trümmerteilen. Sie nehmen eine Umlaufbahn ein, ziehen sich gegenseitig an, „kleben“ aneinander, bilden größere „Klumpen“, ziehen sich weiter an und formen sich allmählich zu einer gewaltigen Kugel – nämlich zu unserem Mond.
Das ist in Kurzfassung die Entstehungsgeschichte unseres Mondes, wie sie heute von den allermeisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern angenommen wird. Woher man das weiß? Natürlich war damals niemand dabei. Also bleibt wie bei einem Wissenschafts-Krimi nur die Spurensuche. Und da kommen vor allem die Apollo-Missionen ins Spiel: Denn die zwölf Astronauten, die zwischen 1969 und 1971 auf dem Mond gelandet sind, haben von dort insgesamt mehr als 300 Kilogramm Gestein zur Erde mitgebracht, das hier gründlich untersucht wurde. Dabei zeigte sich, dass das Mondgestein in seiner chemischen Zusammensetzung unserem irdischen Gestein recht ähnlich ist – so ähnlich, dass man sagen kann: Der Mond war mal ein Teil der Erde! Ein kleines Fragezeichen bleibt bei diesem Vergleich von Mond- und Erdgestein allerdings noch: Denn im Mondgestein müssten ja auch Spuren von Theia zu finden sein. Und da das nicht der Fall zu sein scheint, zerbrechen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern darüber immer noch den Kopf. War Theia der Erde so ähnlich, dass man deshalb keine „außerirdischen“ Beimengungen im Mondgestein erkennen kann – einfach weil sich diese Anteile nicht von irdischem Gestein unterscheiden? Oder haben wir einfach noch nicht an der richtigen Stelle auf dem Mond gesucht? An der Theorie zur Mond-Entstehung durch einen kosmischen Crash ändert diese Diskussion jedenfalls wenig. Sie wurde auch durch mathematische Simulationen erhärtet.