MyWay

Grundlagenstudie zur Erweiterung von Mobilitäts-Apps in Bezug auf Diversitätsmerkmale

  • Vor dem Hintergrund einer "diversity data gap" und der mangelnden Berücksichtigung von diversen Mobilitätsanforderungen in gängigen Mobilitäts-Apps, wurde im Projekt MyWay untersucht, welche Merkmale von Personen für welche Hindernisse im Verkehr wie relevant sind.
  • In der explorativen Studie wurden die Grundlagen geschaffen, damit Mobilitäts-Apps künftig bei der Verbindungsauskunft mehr Daten zu mehr Hindernissen berücksichtigen und die Informationen mit persönlichen Merkmalen der Nutzenden verknüpfen können.

Problemstellung: Menschen haben unterschiedliche Merkmale, die sie permanent oder situationsbedingt in ihren Anforderungen an die Nutzung von Verkehrsmitteln und Mobilitätsdienste beeinflussen und die für sie in Verbindung mit Infrastrukturmerkmalen Hindernisse darstellen. In gängigen Mobilitäts-Apps wird diese Diversität noch zu wenig berücksichtigt. Es gibt auch noch wenig Wissen dazu, welche Merkmale von Personen für welche Hindernisse wie relevant sind. In dem Zusammenhang lässt sich von einer „diversity data gap“ sprechen. Das Projekt MyWay hat zum Ziel, hierzu Wissen zu schaffen und zu systematisieren. Welche Hindernisse beeinträchtigen also in besonderem Maße nennenswerte Bevölkerungsteile und wie können Mobilitäts-Apps mit diesem Wissen verbessert werden, damit sie mehr als bisher das gesamte Spektrum möglicher Anforderungen unterschiedlicher Personen ans Reisen abbilden?

Im Projekt MyWay werden die folgenden Ziele verfolgt:

  1. Adressierung der Wissenslücken zum Thema potenziell hinderlicher Merkmale für diverse Gruppen
  2. Quantifizierung der Zusammenhänge zwischen Merkmalen und Hindernissen
  3. Schaffung der Grundlagen zur Integration des Wissens in bestehende Mobilitäts-Apps

Vorgehen: Mittels Literaturanalyse und einem Workshop mit Expertinnen und Experten wurden diversitätsrelevante Mobilitätshindernisse und Merkmale von Personen identifiziert. Auf Basis der Ergebnisse der Literaturanalyse und der Workshops wurde ein Erhebungsinstrument entworfen, welches die Zusammenhänge von Merkmalen und Hindernissen und deren Interdependenzen mit Verkehrsinfrastruktur und -mittel quantifiziert sowie die Bildung relevanter Kombinationen von Hindernissen und Merkmalen zu sogenannten Hindernisprofilen erlaubt. Durch zwei weitere Workshops mit den Projektbeteiligten sowie den Teilnehmenden an der Abschlussveranstaltung wurden die technischen, praktischen und ethischen Voraussetzungen zur Integration der Hindernisprofile in Mobilitäts-Apps diskutiert. Um unterschiedliche Nuancen der Betroffenheit von Hindernissen abbilden zu können, wurde eine Modellschätzung mittels eines Bayes´schen Schätzverfahrens durchgeführt, mit dem abgeschätzt werden konnte, welchen Einfluss ein bestimmtes Hindernis im Verkehr darauf hat, dass eine Route nicht genutzt wird.

Erkenntnisse: Im Projekt MyWay konnte durch die systematische Verknüpfung von verschiedenen permanenten oder situationsbedingten Merkmalen mit verschiedenen Hindernissen, auf die Menschen auf dem Weg, beim Um- und Zusteigen stoßen, sowie durch die Priorisierung und Bestimmung der Schwere von Hindernissen Wissenslücken schließen. Einige Hindernisse können zum Abbruch oder zur Nichtdurchführbarkeit einer Reise führen und sind damit als schwerwiegend anzusehen. Es gibt aber auch die weniger gravierenden Hindernisse, die Aufmerksamkeit verdienen. Sie könnten auf lange Sicht die Attraktivität öffentlicher Verkehrsangebote und intermodaler Mobilität mindern und dazu führen, dass sich Reisende unwohl fühlen und deshalb die Nutzung von Bussen und Bahnen zu Gunsten des Autos vermeiden. Wie die Studie zeigen konnte, lassen sich unsere Hindernisprofile technisch, praktisch und unter Wahrung datenschutzrechtlicher Anforderungen in bestehende Apps integrieren. Herausforderungen bestehen vor allem in der Datenverfügbarkeit sowie in der Angebotsverfügbarkeit – wenn also die bestehenden Verkehrsmittel oder Verbindungen den Anforderungen der Reisenden nicht gerecht werden können.

Ausblick: Die Projektergebnisse sind als Grundlage für die Entwicklung portabler Hindernisprofile und entsprechender Schnittstellen (API) erarbeitet worden. Im Rahmen eines geplanten Anschlussprojekts in Zusammenarbeit mit Praxispartnern soll dies exemplarisch für eine Mobilitäts-App realisiert werden.

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Gefördert durch

Kontakt

Dr. Ilka Dubernet

kommissarische Abteilungsleiterin
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Verkerhrsforschung
Verkehrsmärkte und -angebote
Rudower Chaussee 7, 12489 Berlin