CTran
Ländlich geprägte Räume stehen insbesondere in Braunkohlerevieren vor großen Herausforderungen. Der Strukturwandel führt dort zu einem Rückgang an Beschäftigten in den entsprechenden Industriezweigen. Damit einher geht eine Verringerung des Angebotes an Versorgungseinrichtungen und die Veränderung von Mobilitätsmustern hin zu einer verstärkten Nutzung des Pkw, wobei bestimmte Personengruppen auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind. Dieser verliert allerdings durch die insgesamt verringerte Nachfrage oft an Attraktivität. Gleichzeitig bieten neue Mobilitätsangebote und deren Vernetzung das Potenzial für eine kostengünstigere und bedarfsgerechte Mobilität. Die Frage ist also: "Welche dieser neuen Angebote eignen sich in welchem Maß, die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs zu erhöhen?"
Bedarfsabfrage über die App
Um dieses Potenzial bestimmen zu können, nutzt CTran einen neuartigen Ansatz. Bis zu 500 Privatpersonen generieren bei der alltäglichen Routensuche mit einer eigens für das Forschungsprojekt angepassten Fahrplan-App (s. Bild) Daten. Dabei werden ihnen bekannte Verkehrsmittel und deren Eigenschaften (z.B. Reisezeit und Preis) angezeigt, aber auch neue, bisher nicht existierende Mobilitätsangebote, darunter: Elektro-Leihrad, automatisierte Fähre, Mitfahrgelegenheit und On-Demand-Bus. Die Personen können wählen, ob sie ein neues Angebot für ihre Fahrt nutzen würden oder beim alten bleiben. Die so generierten Daten werden in Verkehrsmodellen verwendet, um das Potenzial für den öffentlichen Nahverkehr in der gesamten Region abzuschätzen.
In dem Projekt kooperieren Forschungseinrichtungen und Verkehrsbetreiber sowie Entwickler. Dies ermöglicht, dass potenziell erfolgreiche neue Angebote für die Umsetzung vorbereitet werden können. Da die Untersuchung der Nachfrage auf umfangreichen empirischen Daten beruht, haben entsprechende Angebote eine hohe Erfolgsaussicht. So wurde durch das Projekt beispielswiese die geplante Umsetzung eines On-Demand-Bus in einer Gemeinde der Lausitz maßgeblich vorangetrieben. Ein weiterer Schwerpunkt in dem Projekt ist die Untersuchung der sogenannten Gamification, also welchen Einfluss spielerische Elemente auf das Verhalten der Menschen haben. Zu diesem Zweck wird auch die Großanlage MovingLab des DLR eingesetzt. Diese ermöglicht es, über die Sensordaten der Smartphones Wege und wahrscheinlich genutzte Verkehrsmittel zu erfassen. Dadurch kann abgeglichen werden, ob gesuchte und gewählte Routen und Verkehrsmittel dann auch tatsächlich genutzt werden. Dieses Wissen ist bedeutend, um die Ergebnisse einordnen zu können, aber auch für die Entwicklung von Fahrplan-Apps.