2. September 2024

Solartürme Jülich: Temperatur in Solarstrahlungsempfänger mit Salzschmelze übertrifft bisherigen Industriestandard

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und MAN Energy Solutions haben mit dem solaren Rohrreceiver für Salzschmelzen im Multifokus-Solarturm in Jülich einen wichtigen Meilenstein erreicht: Erstmals konnte eine Salztemperatur von über 600 Grad Celsius erreicht werden. Das liegt deutlich über dem aktuellen Industriestandard von 565 Grad Celsius in kommerziellen solarthermischen Kraftwerken. Diese Entwicklung steigert den Gesamtwirkungsgrad weiter und eröffnet neue Möglichkeiten für die Effizienzsteigerung und Kostensenkung von Solarkraftwerken.

Höhere Temperaturen für effizientere Stromerzeugung

In solarthermischen Turmkraftwerken konzentrieren tausende Spiegel das Sonnenlicht auf einen Strahlungsempfänger (engl. Receiver) hoch oben im Solarturm, wo sich das Wärmeträgermedium erhitzt. Die Wärmeenergie wird an eine Dampfturbine zur Stromerzeugung weitergeleitet. Die maximal mögliche Betriebstemperatur ist durch die Hitzebeständigkeit des Salzes limitiert. Denn ab einer Temperatur von 565 Grad Celsius beginnt es, sich zu zersetzen, wenn keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen werden.

Höhere Temperaturen im Salzkreislauf ermöglichen es, den Wasserdampf für die Dampfturbine stärker zu erhitzen, wodurch ihr Wirkungsgrad steigt. Die Dampftemperaturen waren lange Zeit auf 550 Grad Celsius begrenzt, aber neuere Turbinen ermöglichen Temperaturen von über 600 Grad Celsius.

Der Strahlungsempfänger im Multifokusturm in Jülich, der von MAN Energy Solutions geliefert wurde, überwindet die bisherige Temperaturgrenze des Salzes, indem die Gasatmosphäre kontrolliert wird. Damit können künftig effizientere Prozesse in Solarkraftwerken realisiert werden.

Testbetrieb im Multifokus-Solarturm Jülich

Der Solarstrahlungsempfänger wurde 2021 auf der ersten Testebene des Multifokusturms in Jülich installiert. Forschende führen seitdem Tests unter Kraftwerksbedingungen durch. Die Anlage ermöglicht es, den Receiver in einem geschlossenen Salzkreislauf zu betreiben und die Betriebszustände eines kommerziellen Kraftwerks nachzubilden. Die Tests bieten die Möglichkeit, die Einsatzfähigkeit der Technologie unter Praxisbedingungen zu validieren und das Kostensenkungspotenzial in kommerziellen Anlagen umfassend zu bewerten.

Bedeutung für zukünftige Solarkraftwerke

Die höhere Betriebstemperatur ist nicht nur ein technischer Meilenstein, sondern auch ein wirtschaftlich bedeutender Fortschritt in der Solarenergienutzung. Dr.-Ing. Eckhard Lüpfert, Abteilungsleiter Konzentrierende Solartechnologien, ist mit den Ergebnissen sehr zufrieden: "Es ist ein großer Erfolg für uns, dass es uns gelungen ist, die bisherige Temperaturobergrenze von Salzschmelze im Solarbetrieb zu übertreffen. Kommt dieser neue Strahlungsempfänger in kommerziellen Kraftwerken zum Einsatz, kann die Stromproduktion gesteigert werden und sind höhere Wirkungsgrade erreichbar.“

Mit diesem Ergebnis tragen das DLR-Institut für Solarforschung und seine Projektpartner zur Weiterentwicklung von Technologien zur Nutzung von Solarenergie bei und leisten damit einen wichtigen Beitrag, bisherige fossile Kraftwerkstechnologien durch umweltfreundliche Innovationen zu ersetzen.

Projektbeteiligte und fördernde Ministerien

Am Projekt beteiligt sind auch das Solar-Institut Jülich der Fachhochschule Aachen sowie die Flexim Flexible Industriemesstechnik. Weitere assoziierte Partner im Konsortium sind Holter Regelarmaturen, Stahl-Armaturen PERSTA sowie Endress + Hauser Messtechnik, die an der Entwicklung von Messtechnik und Ventilen mitwirken. Der assoziierte Partner Mannesmann Stainless Tubes unterstützt gemeinsam mit der Salzgitter Mannesmann Forschung die Arbeiten im Bereich der Materialwissenschaften.

Die Aktivitäten sind Bestandteil des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Forschungsprojektes „High Performance Molten Salt II“ (FKZ 0324327) und des vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Projektes „SALSA – Testplattform für solare Hochtemperatur Flüssigsalz Receiver Systeme“ (FKZ PRO 0071).

Kontakt

Dr.-Ing. Eckhard Lüpfert

Abteilungsleiter Konzentrierende Solartechnologien
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Solarforschung
Linder Höhe, 51147 Köln-Porz

Kristin Hofer

Referentin Institutskommunikation
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Solarforschung
Linder Höhe, 51147 Köln-Porz
Tel: +49 2203 601-1904