Piezobalken

Pierre Curie
Pierre Curie in seinem Pariser Laboratorium
Credit:

http://www.flickr.com/photos/rosefirerising/1207639392

Piezo ... was?

Im Jahre 1880 entdeckten Jacques und Pierre Curie die Piezoelektrizität. Benannt wurde sie nach dem griechischen Wort „piezo" („Druck"). Die beiden Wissenschaftler übten einen mechanischen Druck auf einen Turmalin-Kristall aus und konnten durch diese Verformung eine messbare, elektrische Spannung an seiner Oberfläche feststellen. Dieses Experiment führten sie erfolgreich an weiteren Kristallen wie Quarz, Topas oder Seignettesalz durch. Ein Jahr nach der Entdeckung des physikalischen Phänomens bestätigten die Curie-Brüder die Vermutung des reziproken (wechselseitigen) Piezoeffekts, indem sie an der Oberfläche eines der zuvor genannten Kristalle eine Spannung angelegt und eine Verformung des gesamten Kristalls beobachtet hatten.

„Muskeln" für die Hubschrauber der Zukunft

Im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt wird unter anderem an der Problematik von Hubschrauberlärm gearbeitet. Bereits aus der Ferne hört man das Dröhnen des Fluggeräts. Warum eigentlich? Man kann sich das so vorstellen, dass hinter einem sich drehenden Rotorblatt ein kleiner Luftwirbel entsteht. Dieser wird vom nachfolgenden Rotorblatt regelrecht durchschnitten. Und dieses Durchschneiden erzeugt ein Knallen. Hubschrauber haben zwei oder mehr Rotorblätter, die sich hunderte Male pro Minute im Kreis drehen. Kurz gesagt, es entsteht eine große Menge Lärm.

Fliegender Hubschrauber-Simulator (ACT/FHS) mit Fly-by-Light- und Fly-by-Wire-Steuerung
Credit:

DLR (CC-BY 3.0).

DownloadDownload

Die neue Generation von Rotorblättern bestehen aus Faserverbundwerkstoffen. Das ist eine Art „Sandwich" aus verschiedenen zusammengeklebten Leichtbauwerkstoffen wie zum Beispiel Kohlefasern. Sie sind extrem leicht und belastungsfähig. Durch „Zwischenschieben" von Piezokeramikfasern in das Sandwichpaket und ihrer gezielten elektrischen Ansteuerung kann man das Rotorblatt ein wenig beweglich machen. Man kann sich diese Fasern als „Muskeln" für die Rotorblätter vorstellen, die diese leicht krümmen. Der Luftwirbel würde so in eine andere Richtung geleitet und das nachfolgende Rotorblatt durchschneidet ihn nicht mehr. Die Geräuschkulisse am Boden würde sich durch diese Technik bis um die Hälfte absenken lassen.

„Hertz-Leiden"? Nicht bei uns!

Wackelbalken
Wackelbalken im DLR_School_Lab Braunschweig

Wie sich Schwingungen äußern, ist den meisten bekannt. Das Wackeln im Auto bei 160 Stundenkilometern auf der Autobahn, der Ton einer klingenden Gitarrensaite, das Beben einer schleudernden Waschmaschine ... Aber was genau ist eine Schwingung und warum schwingt etwas überhaupt? Jedes Objekt mit Masse besitzt eine Eigenfrequenz? Ich etwa auch? An unserem Versuchsstand sind wir in der Lage, auf all diese Fragen einzugehen und unter Umständen das schulische „Hertz-Leiden" in eine harmonische Schwingung umzuwandeln. Die Piezokeramiken erweisen uns an diesem Experiment einen großen Dienst und bringen bei dem einen oder der anderen eine vielleicht unerwartete „musikalische" Eigenschaft zum Vorschein. Man kann überrascht sein, wo Piezokeramiken und deren einzigartiger physikalischer Effekt heute schon alltägliche Verwendung finden.

Kontakt

DLR_School_Lab Braunschweig

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Lilienthalplatz 7, 38108 Braunschweig
Tel: +49 531 295-2190