Seraphine Luneau und Inés Usandizaga
Studium Seraphine: Geografie
Studium Inés: Maschinenbau
Jetzt: Deutsche Raumfahrtagentur im DLR
Seraphine Luneau hat Geografie studiert und Inés Usandizaga in Maschinenbau promoviert. Beide arbeiten nun als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen in der Abteilung Erdbeobachtung der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR.
Woran sie arbeiten, wofür die Daten von Satellitenmissionen genutzt werden können und was ihre besonderen Momente sind, erfahrt ihr im gemeinsamen Interview.
Seraphine und Inés, worauf freut ihr euch, wenn ihr morgens zur Arbeit kommt?
Seraphine: Am meisten freue ich mich auf den Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Wir sind eine recht große Abteilung mit den verschiedensten Hintergründen, so dass wir vieles voneinander lernen.
Inés: Dem kann ich mich nur anschließen! Ich bin stolz darauf, dass wir alle zusammen an spannenden Satellitenmissionen zur Erdbeobachtung arbeiten, die wichtige Aufnahmen für unsere Gesellschaft machen.
Woran forscht oder arbeitet ihr?
„Wenn der Satellit einmal fliegt, ist es auch unsere Aufgabe, dass die von ihm aufgenommenen Daten genutzt werden“
Inés: In der Abteilung Erdbeobachtung in der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR entwickeln und bauen wir mit vielen Partnern aus Industrie und Wissenschaft Satelliten im Auftrag der Bundesregierung, d.h., wir begleiten und lenken den Prozess von der Technologieentwicklung bis zur Abnahme auf dem Startfeld. Ich arbeite als Systemingenieurin der deutsch-französischen Methane Remote Sensing Lidar Mission (MERLIN), die ab 2029 Methan in der Atmosphäre messen wird.
Seraphine: Wenn der Satellit einmal fliegt, ist es auch unsere Aufgabe, dass die von ihm aufgenommenen Daten genutzt werden. Dafür entwickeln und realisieren wir Förderprogramme und informieren über potenzielle Einsatzmöglichkeiten dieser Daten. So können die Satellitendaten für viele Umweltfragen oder auch im Bereich der Klimaanpassung angewendet werden.
Wie sieht euer typischer Arbeitstag aus?
Seraphine: Da wir in unserer Abteilung die Schnittstelle zwischen der Wissenschaft, Anwenderinnen und Anwendern aus der Industrie sowie den öffentlichen Einrichtungen sind, besteht ein großer Teil meines Arbeitsalltages aus Kommunikation mit den verschiedenen Akteuren. Darüber hinaus bin ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen immer auf der Suche nach innovativen Projektideen und guten Anwendungen. Dazu müssen wir stets auf dem neuesten Stand bleiben – auch, was gerade in der Erdbeobachtung auf europäischer und internationaler Ebene relevant ist, z. B. indem wir Veranstaltungen besuchen. Zu meinem Arbeitsalltag gehört aber ebenso die Öffentlichkeitsarbeit. Das kann der Besuch einer Messe sein, auf der wir unsere Satelliten vorstellen, oder das Schreiben von News-Beiträgen für unsere Website oder unseren Newsletter.
Inés: Bei der Entwicklung und dem Bau von Satelliten arbeiten wir sehr eng mit unseren Industriepartnern zusammen. Wir steuern Abweichungen von den Anforderungen beim Design oder in der Entwicklung und nehmen die Flughardware in umfangreichen Reviews ab, die sicherstellen, dass die Satelliten die geforderte wissenschaftliche Leistung erbringen.
„Mit MERLIN wird zum ersten Mal das kritische Treibhausgas Methan in der Erdatmosphäre aktiv aus dem All gemessen werden“
Wo und wie können die Ergebnisse eurer Arbeit eingesetzt werden?
Inés: Mit MERLIN wird zum ersten Mal das kritische Treibhausgas Methan in der Erdatmosphäre aktiv aus dem All gemessen werden. Diese Daten sind für das Verständnis des globalen Methanzyklus unersetzlich, denn bisher besteht bei der globalen Bestimmung der Methan-Emissionen noch große Unsicherheit.
Seraphine: Natürlich fängt die Begleitung einer Satellitenmission aus Nutzerperspektive auch schon vor Start an. Nachdem eine Mission allerdings erfolgreich ins All befördert wurde, wird die Nutzung der dann gewonnenen Daten für verschiedene Anwendungen aber besonders interessant. Die Daten der MERLIN-Mission werden zukünftig sehr wichtig sein, um global Methan-Quellen identifizieren zu können. Das ist zum Ergreifen von Maßnahmen und zur Einhaltung von internationalen Verträgen zur Reduktion dieses Treibhausgases essenziell, um der Erderwärmung entgegenzuwirken.
Was sind die Höhepunkte eurer Arbeit?
Inés: Satellitenmissionen sind oft langfristige Projekte, weswegen ich besonders stolz bin, wenn wir gut als Team zusammenarbeiten und Hindernisse auf dem Weg zur Startbereitschaft gemeinsam überwinden.
Seraphine: Ein besonderer Moment ist es, mit meinen Kolleginnen und Kollegen gemeinsam an neuen Ideen zu arbeiten. Wie schaffen wir es, dass die Satellitendaten später genutzt werden? Was müssen wir tun, damit diese Daten auch in öffentlichen Einrichtungen zum Einsatz kommen können? Ein Höhepunkt ist es, wenn ein Forschungsprojekt aus unserer Förderung erfolgreich beendet wird und ich sehe, wie immer mehr Behörden inzwischen Erdbeobachtungsdaten in ihrem Arbeitsalltag einsetzen.
Welche Spezialfähigkeit könnt ihr hier gut einsetzen?
Seraphine: Bevor ich (wieder) ans DLR gewechselt bin, habe ich in einem Wissenstransfer-Projekt gearbeitet. Ich glaube, dass es vor allem die Fähigkeit braucht, komplexe Inhalte einfach darzustellen, um viele Menschen abzuholen. Insbesondere wenn ich potenziellen Nutzerinnen und Nutzern vermitteln möchte, welche Aufgaben – z. B. in der öffentlichen Aufgabenwahrnehmung – auch mit Satellitendaten gelöst werden können, ist diese Fähigkeit wichtig.
Inés: Ich würde tatsächlich auch meine Kommunikationsfähigkeit und Empathie betonen, um bei komplexen technischen Problemen die Sichtweise des Gegenübers zu verstehen und eine gute Lösung zu finden, die das gesamte Projekt voranbringt.
Was ich noch sagen möchte:
Seraphine: Während meines Geographie-Studiums habe ich nach einem Praktikum in der Raumfahrtagentur im DLR als studentische Hilfskraft weitergearbeitet. Bereits in dieser Zeit habe ich spannende Einblicke in verschiedene Anwendungsfelder von Satellitendaten gewonnen. Nach meinem Master-Abschluss bin ich dann gewechselt, aber nach einiger Zeit wieder zurück ans DLR gekommen. Nun bin ich seit über zwei Jahren wieder in der Abteilung Erdbeobachtung tätig – dieses Mal nicht mehr als studentische Hilfskraft, sondern als wissenschaftliche Mitarbeiterin. In dieser Zeit habe ich schon sehr viele tolle Möglichkeiten bekommen. So konnte ich mich fortbilden und seither auch neue Aufgaben und neue Verantwortungen übernehmen. Für diese Chancen bin ich sehr dankbar.