Patrick Brunßen
Studium: Luft- und Raumfahrttechnik
Jetzt: Institut für Satellitengeodäsie und Inertialsensorik
Patrick Brunßen hat Luft- und Raumfahrttechnik studiert und ist jetzt AIVT-Ingenieur in der Abteilung Relativistische Modellierung des DLR-Instituts für Satellitengeodäsie und Inertialsensorik in Bremen und Hannover. Sein Arbeitsbereich: Montage und Entwicklung. Im Interview gibt er uns einen Einblick.
Patrick, worauf freust du dich, wenn du morgens zur Arbeit kommst?
Patrick: Ich habe noch nie so nette und gute Kollegen gehabt. Man merkt einfach, dass alle für das Projekt brennen. Ich lerne jeden Tag so viel und kann mich auf meine Kolleginnen und Kollegen einfach verlassen.
Woran forschst oder arbeitest du?
Patrick: Ich arbeite an dem Projekt BECCAL als Ingenieur. BECCAL ist ein Quantenexperiment für die Internationale Raumstation ISS, in dem wir – unter anderem – die Quantensensorik weiter nach vorn bringen möchten. Im Kern geht es darum, ein Bose-Einstein-Kondensat aus einer Atomwolke zu erzeugen und dieses in Schwerelosigkeit zu beobachten. Dadurch können äußere Störkräfte mit unglaublicher Präzision gemessen werden. Durch geschicktes Aufteilen und Rekombinieren der Atomwolke kann man dann steuern, was man genau messen möchte.
„Unsere Ergebnisse können dazu beitragen zu zeigen, dass die Positionsbestimmung mit einem Quantensensor möglich ist und wie gut sie möglich ist“
Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Patrick: Einen typischen Arbeitstag habe ich nicht wirklich – und das ist auch gut so. Ich kann einfach nicht stetig das Gleiche machen. Ich brauche die Abwechslung. Und genau das ist es, was ich beim DLR bekomme. Ich habe einen guten Mix aus Büro- und Laborarbeit. Momentan verbringe ich viel Zeit damit, Dokumente aufzusetzen, gespickt mit meinen Highlights – das Rapid-Prototyping mit dem 3D-Drucker und die Besuche und Gespräche mit Herstellern für unsere Bauteile. Zusätzlich richten wir gerade noch ein Reinraumlabor ein, welches demnächst in den Betrieb geht.
Wo und wie können deine Forschungsergebnisse/deine Arbeit eingesetzt werden?
Patrick: Wenn alles klappt, können unsere Ergebnisse dazu beitragen zu zeigen, dass die Positionsbestimmung mit einem Quantensensor möglich ist und wie gut sie möglich ist. Wir gehen davon aus, dass wir mit einem Quantensensor eine sehr hohe Präzision erreichen, die mit herkömmlichen Sensoren im Bereich der Positionsbestimmung einfach nicht möglich ist. Zusätzlich beweisen wir allgemein die Funktionalität eines Quantenexperiments im Weltall. Ein großer Schritt für die Quantensensorik.
„Ich brauche die Abwechslung. Und genau das ist es, was ich beim DLR bekomme.“
Was sind die Höhepunkte deiner Arbeit?
Patrick: Mein absoluter Höhepunkt ist es, mit meinen Physiker-Kolleginnen und -Kollegen zusammen an Lösungen für Probleme zu arbeiten. Da kann ich Probleme lösen, von deren Existenz ich bis jetzt noch gar nichts gewusst habe. Es ermöglicht den Blick in eine Welt, die mir bis vor Kurzem verschlossen geblieben ist. Es gibt meistens keine einfache Lösung – und das macht den Reiz aus.
Welche Spezialfähigkeit kannst du hier gut einsetzen?
Patrick: Meine geheime Superkraft ist es glaube ich, zwischen den einzelnen Disziplinen gut zu übersetzen. Innerhalb des Projektes BECCAL müssen sehr viele unterschiedliche Fachgebiete miteinander verschmolzen werden. Ich möchte mir nicht anmaßen, in irgendeinem Fachgebiet besser zu sein als einer unserer Expertinnen und Experten. Aber ich bin gut genug in allen Fachgebieten, um dazwischen zu vermitteln. Und das ist immer wieder mein Highlight auf der Arbeit. Ich lerne so viel von allen unterschiedlichen Fachbereichen. Als Quereinsteiger versteht man Quantenphysik halt nicht – man gewöhnt sich nur an den Zustand der ständigen Verwirrung.
Was ich noch sagen möchte:
Patrick: In Zeiten des Fachkräftemangels muss das DLR versuchen, ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben. Das freie Arbeiten und die kulanten Regelungen bezüglich des mobilen Arbeitens sind für mich ein riesiger Pluspunkt. Ich hoffe, dass uns das erhalten bleiben kann.