Interview: 6 Fragen, 7 Antworten

„Elektrische Lkw und bidirektionales Laden auf die Straßen bringen – in diesem Jahrzehnt“

Jens Erler

Studium: Physik und Astronomie

Jetzt: DLR Projektträger – Gesellschaft, Innovation, Technologie

Jens Erler hat Physik und Astronomie in Bonn studiert und ist im Bereich der Astrophysik promoviert worden. Seit 2020 arbeitet er als Wissenschaftlicher Referent im Bereich Gesellschaft, Innovation, Technologie des DLR Projektträgers. Im Interview erklärt er, was die dortige Abteilung Elektromobilität und neue Antriebe macht.

Jens, worauf freust du dich, wenn du morgens zur Arbeit kommst?

Jens: (lacht) Ich bin kein Morgenmensch, sondern in der zweiten Tageshälfte am aktivsten. Dafür bleibe ich gern etwas länger bei der Arbeit. Ich freue mich daher, dass wir beim DLR Projektträger innerhalb einer Kernarbeitszeit flexibel arbeiten können.

Außerdem schätze ich den Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen, die alle an spannenden Themen arbeiten. Kürzlich durfte ich eine Nachbarabteilung bei einem Förderaufruf zur naturwissenschaftlichen Friedens- und Konfliktforschung unterstützen und mich dort mit nuklearer Abrüstung und Rüstungskontrolle beschäftigen. Ich bin oft überrascht, was wir im DLR Projektträger alles machen.

Woran arbeitest du?

Jens: Ich fördere Forschung und Innovation in der Elektromobilität. Dafür haben wir im DLR Projektträger das Förderprogramm „Elektro-Mobil“ mitkonzipiert und setzen es jetzt um – im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Mit den dortigen Fachreferentinnen und -referenten arbeiten wir eng zusammen, um elektrische Lkw und bidirektionales Laden noch dieses Jahrzehnt auf die Straßen zu bringen.

„Mein Lieblings-Arbeitsbeispiel ist der neue Schnellladestandard MCS mit hoher Ladeleistung für batterieelektrische Lkw. Wegen der sehr hohen Batteriekapazitäten ist ein großer, dreieckiger Stecker nötig, der in einem unserer Förderprojekte erstmals implementiert wurde.

Zum Beispiel werden Projekte gefördert, die Ladeinfrastrukturen – also Ladestationen und Ladeparks für Elektrofahrzeuge – weiterentwickeln. Dahinter stehen wichtige Fragen: Wie kann man Elektrofahrzeuge optimal ins Stromnetz integrieren und wie können diese das Stromnetz nicht nur belasten, sondern sogar unterstützen? Außerdem fördern wir Entwicklungen in der Fahrzeugtechnik und in den Produktionstechnologien. Beispiele hierfür sind neue, effizientere Produktionsverfahren für Elektromotoren und Batteriezellen.

Mein Lieblings-Arbeitsbeispiel ist der neue Schnellladestandard MCS (Megawatt Charging System) mit hoher Ladeleistung für batterieelektrische Lkw. Wegen der sehr hohen Batteriekapazitäten ist ein großer, dreieckiger Stecker nötig, der in einem unserer Förderprojekte erstmals implementiert wurde. Zukünftig wird er in vielen batterieelektrischen Lkw zu finden sein. Und ich finde es extrem spannend, dass diese Entwicklung mit den Fördermitteln des BMWK deutlich beschleunigt werden konnte.

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Jens fördert Forschungsprojekte zur Elektromobilität und kann sich am Ende über nachhaltige Ergebnisse freuen – so wie hier über einen Stecker, der eine hohe Ladeleistung für E-Lkw ermöglicht.

Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?

Jens: Der folgt gewissen Zyklen: Mit einer Förderausschreibung laden wir Universitäten und Unternehmen dazu ein, gemeinsam Projektvorschläge einzureichen. In dieser Phase lesen wir viele Projektskizzen und bearbeiten später dann Anträge auf Fördermittel. Während der Projektphase lesen und bewerten wir Berichte über den Verlauf der Entwicklungen.

Oft rufen mich Projektverantwortliche an, weil sie Fragen zu den Fördergeldern haben, vor allem wenn es um mögliche Anpassungen des Projektplans geht. Dann muss ich entscheiden: Macht diese Änderung Sinn? Ist das noch zielführend? Natürlich stimme ich mich in verschiedenen Meetings auch eng mit meinen Kolleginnen und Kollegen ab. Vor allem mit den Fördermittelmanagerinnen und -managern, die unsere Projekte administrativ und betriebswirtschaftlich betreuen.

Wie können die Ergebnisse deiner Arbeit eingesetzt werden?

Jens: Das Ergebnis meiner Arbeit sind letztlich Forschungsprojekte, die möglichst reibungslos ablaufen und gute Ergebnisse und Produkte hervorbringen: Zum einen, weil wir – gemeinsam mit dem BMWK – die fachlich schlüssigsten, die förderpolitisch sinnvollsten und die in der Planung besonders gut aufgestellten Projekte ausgewählt haben. Zum anderen, weil unsere Projektbegleitung engmaschig und flexibel ist.

Letztlich motivieren wir mit unseren Förderprogrammen risikoscheue Unternehmen dazu, ungewohnte Wege zu gehen und Neues zu entwickeln. Wir unterstützen die Industrie dabei, den konsequenten Schritt hin zur Elektromobilität wirklich zu vollziehen – und das in allen Fahrzeugklassen. Gerade bei den batterieelektrischen Lkw gilt es, gegenüber den Autos, ungefähr zehn Jahre Entwicklungszeit aufzuholen. Aber gerade deshalb ist diese Sparte derzeit besonders spannend. Für mich ist meine Arbeit extrem schön, weil wir immer versuchen, etwas möglich zu machen und die Zukunft aktiv mitzugestalten.

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Die Entwicklungen in der Sparte batterieelektrische Lkw findet Jens besonders spannend.

Was sind die Höhepunkte deiner Arbeit?

Jens: Das sind die Besuche bei den Projekten. Denn da sehe ich vor Ort, welch tolle Entwicklungen die Förderungen hervorbringen: Neulich war ich auf einer der großen Teststrecken für Oberleitungs-Lkw, die wie ein Zug über eine Oberleitung mit Strom versorgt werden können. Ebenfalls beeindruckend ist ein Akku-Lkw, bei dem mithilfe eines Roboters ein leerer Akku außergewöhnlich schnell gegen einen geladenen getauscht werden kann. Dieses Beispiel ist eine Hochrisiko-Technologie, die es ohne eine entsprechende Förderung nicht gegeben hätte. Für solch vielseitige Entwicklungen kann ich mich besonders begeistern.

„Meine Highlights sind die Besuche bei unseren Projekten. Da sehe ich vor Ort, welch tolle Entwicklungen die Förderprogramme hervorbringen.

Welche Spezialfähigkeit kannst du hier gut einsetzen?

Jens: Als Physiker kann ich Probleme schnell verstehen und Zusammenhänge gut erkennen. Auch wenn man auf einem Gebiet mal kein Experte ist, kommen wir im DLR Projektträger mit unserem analytischen Denken immer sehr gut weiter. Außerdem müssen meine Kolleginnen und ich auch bei hohem Arbeitsaufkommen den Überblick über viele Dinge behalten. Mit Motivation und Sorgfalt klappt das ganz gut.

Außerdem hat mich meine Erfahrung in der universitären Lehre gut weitergebracht. Nicht nur bei der Einarbeitung neuer Kolleginnen und Kollegen, sondern auch bei der zeitweisen Übernahme einer Gruppenleitung. Weil ich gern adressatengerecht erkläre und anleite, habe ich mich für unser Führungskräftenachwuchsprogramm beworben. Damit wird ein Pool von Führungstalenten aufgebaut, die künftig ältere Kolleginnen und Kollegen, die in Pension gehen, ablösen können. Im Zuge dessen hatte ich schon tolle Fortbildungen und bin gespannt, was aus dieser persönlichen Entwicklungsmöglichkeit wird.

Was ich noch sagen möchte:

Jens: Ich habe sehr gerne forschend und lehrend in der Astrophysik gearbeitet, aber irgendwann hatte ich das Gefühl, zu weit entfernt zu sein von den aktuellen Problemen der Menschheit. Denn ich wollte mich ganz persönlich gegen den Klimawandel engagieren. Daraufhin habe ich mich umgesehen und bin in der Abteilung Elektromobilität und neue Antriebe im DLR Projektträger genau an der richtigen Stelle angekommen.