Kristina Blume
Studium: Maschinenbau
Jetzt: Institut für Solarforschung
Kristina Blume hat Maschinenbau mit der Fachrichtung Energietechnik studiert. Sie kam 2017 als Masterandin ans DLR, hat anschließend promoviert und ist seit 2022 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Solarforschung in der Abteilung Qualifizierung in Jülich tätig. Im Interview gibt sie Einblicke in ihre Arbeit.
Kristina, worauf freust du dich, wenn du morgens zur Arbeit kommst?
Kristina: Rein idealistisch gesehen freue ich mich darauf, mit meiner Arbeit die Welt (hoffentlich) jeden Tag ein kleines Stückchen besser zu machen, da wir bei uns am Institut an Lösungen für eine nachhaltige Energieversorgung arbeiten.
Praktisch freue ich mich aber auf den Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen, sei es auch nur in einer gemeinsamen Mittagspause. Wir alle haben unsere eigenen Spezialgebiete, auf denen wir forschen, und können so immer viel voneinander lernen. Neben dem fachlichen Austausch darf aber auch ein wenig privater Austausch nicht fehlen. Wenn man so viel Zeit miteinander verbringt, entstehen schon fast eher Freundschaften als rein kollegiale Beziehungen.
„Rein idealistisch gesehen freue ich mich darauf, mit meiner Arbeit die Welt (hoffentlich) jeden Tag ein kleines Stückchen besser zu machen“
Woran forschst oder arbeitest du?
Kristina: Ganz allgemein gefasst arbeite ich auf dem Gebiet der Solarturmkraftwerke; also Kraftwerke, die mit Hilfe von tausenden Spiegeln die Sonnenstrahlen auf einen zentralen Turm reflektieren, um dort Wärme zu erzeugen. Diese Wärme kann dann direkt genutzt oder auch weiter in Strom umgewandelt werden. Am Ende nutzen wir also die Energie der Sonne, anstatt zum Beispiel fossile Energieträger zu verbrennen.
Mein Spezialgebiet, auf dem ich auch promoviert habe, ist aber der Windeinfluss auf die Spiegel (im Fachjargon auch Heliostaten genannt), denn Wind kann zu einer ungewollten Bewegung oder auch zu einer Zerstörung der Spiegel führen. Um das zu untersuchen, führe ich eine Reihe von verschiedenen Messungen an unserem DLR-eigenen Solarturm und unserer Heliostat-Testplattform in Jülich durch.
Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Kristina: Den ganz typischen Arbeitstag gibt es bei mir nicht. An einigen Tagen steht reine Büroarbeit an, was zum Beispiel die Auswertung von Messdaten sein kann; an anderen Tagen verbringe ich aber auch die gesamte Zeit draußen im Feld.
Auf der Heliostat-Testplattform nutze ich zum Beispiel Kameras, um die Bewegung eines Heliostaten unter Windlast zu messen. Die Windlast messe ich gleichzeitig mit Hilfe von Drucksensoren, die ich an der Oberfläche des Spiegels anbringe.
Wo und wie können deine Forschungsergebnisse/deine Arbeit eingesetzt werden?
„Ich möchte allen, aber insbesondere den jungen Mädchen Mut zusprechen: Technische Ausbildungen und Studiengänge sind für alle machbar, wenn ihr Interesse daran habt. Traut Euch es auszuprobieren!“
Kristina: Langfristig sollen meine Arbeit und die Erkenntnisse aus den Messungen in Normen und Standards für Heliostaten einfließen, die unser Institut in Zusammenarbeit mit vielen Partnern entwickelt. Diese Standards sind wichtig, um einheitliche Definitionen festzulegen und so zum Bespiel klare Randbedingungen für Verträge zu schaffen, sodass solarthermische Kraftwerke noch attraktiver werden.
Was sind die Höhepunkte deiner Arbeit?
Kristina: Zum einen ganz klar die experimentelle Arbeit im Feld. Das bringt nicht nur sehr viel Abwechselung in meinen Arbeitsalltag, sondern es ist auch super spannend, an einer so großen Forschungsanlage wie dem Solarturm zu arbeiten.
Zum anderen mag ich persönlich auch Team- oder Projektmeetings, bei denen wir zusammen mit Kolleginnen und Kollegen sowie Projektpartnerinnen und Projektpartnern Problemstellungen diskutieren, gemeinsam Lösungen erarbeiten und neue Ideen entwickeln.
Welche Spezialfähigkeit kannst du hier gut einsetzen?
Kristina: Meine Zielstrebigkeit und meine Empathie. Das Schöne an der Wissenschaft ist es, immer an den aktuellsten Fragestellungen mitzuarbeiten und Neues zu erforschen; die Herausforderung liegt darin, sich in diesen neuen Gebieten zu orientieren. Dabei hilft es mir zielstrebig zu sein, Aufgaben zu priorisieren und das Forschungsziel immer im Blick zu behalten.
Nicht weniger wichtig ist es, gut im Team zu arbeiten. Häufig treffen hier unterschiedliche Charaktere aufeinander, dann hilft es mir empathisch zu sein, um alle Seiten zu verstehen und zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen.
Was ich noch sagen möchte:
Kristina: Obwohl mir damals in der Schule Fächer wie Mathe und Physik Spaß machten und ich Interesse an einem technischen Studiengang hatte, entschied ich mich beinahe gegen ein Maschinenbaustudium aus der Angst heraus, nicht genügend Erfahrung und Vorkenntnisse zu haben (Zitat: „Ich habe nie einen Roller besessen und daran herumgeschraubt, wie bestimmt viele andere (Jungs), die mit Maschinenbau anfangen.“). Aus heutiger Sicht eine absolut unbegründete Angst. Daher möchte ich allen, aber insbesondere den jungen Mädchen Mut zusprechen: Technische Ausbildungen und Studiengänge sind für alle machbar, wenn ihr Interesse daran habt. Traut Euch es auszuprobieren!