Daniel Carcereri
Studium: Elektro- und Telekommunikationstechnik
Jetzt: Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme
Daniel Carcereri kam zum ersten Mal als Master-Student von Italien nach Deutschland an das DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme. Da es ihm dort so gut gefallen hat, ist er zurückgekommen: als Doktorand.
Im Interview gibt er Einblicke in seine Arbeit in der Abteilung Satelliten-SAR-Systeme und wie es ihm beim Start in seiner neuen Heimat ergangen ist.
Daniel, worauf freust du dich, wenn du morgens zur Arbeit kommst?
Daniel: Worauf ich mich wirklich freue, sind die anregenden Gespräche mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Sie helfen mir dabei, die Probleme, an deren Lösung ich arbeite, von einer neuen Perspektive aus zu betrachten und gleichzeitig mein Grundwissen zu erweitern.
Woran forschst oder arbeitest du?
Daniel: In Zeiten des Klimawandels gewinnt die Dokumentation der globalen Auswirkungen zunehmend an Bedeutung. Meine Forschung konzentriert sich darauf, mithilfe künstlicher Intelligenz neue Strategien zur Fernerkundung von Wäldern aus dem Weltraum zu entwickeln. Für diesen Zweck kommen meist Vegetationsparameter wie Baumhöhe, Walddichte oder oberirdische Biomasse zum Einsatz, die als Indikatoren für den Zustand eines Waldes dienen.
„Mithilfe künstlicher Intelligenz neue Strategien zur Fernerkundung von Wäldern aus dem Weltraum entwickeln“
In meiner Arbeit konzentriere ich mich auf die Einschätzung und Analyse dieser biophysikalischen Parameter, indem ich ihre Zusammenhänge mittels Satellitenbildgebung modelliere. Die Nutzung von Satellitendaten, die jederzeit verfügbar sind, wie zum Beispiel die von TanDEM-X oder Sentinel-Missionen generiert werden, hat den Vorteil, dass Erhebungen schneller und in größerem Rahmen durchgeführt werden können. Dies erhöht, im Vergleich zu komplexen, teuren Messungen vor Ort, die Verfügbarkeit und senkt die Kosten.
Wie auch auf vielen anderen wissenschaftlichen Gebieten hat die KI zahlreiche Aspekte unserer Arbeit revolutioniert. Sie ist aktuell das wichtigste Instrument, das ich benutze, um vielfältige, qualitativ hochwertige Satellitenbilder auszuwerten, deren Verfügbarkeit ständig zunimmt.
In der Praxis verbringe ich den Großteil meiner Zeit am Computer. Ich programmiere und führe rechenintensive Prozesse durch, mit denen die Bilddaten der Satelliten ausgewertet werden. Außerdem führe ich Experimente aus und validiere sie.
Am Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme haben wir Zugang zu einer Vielzahl von Servern, sowohl vor Ort als auch in anderen Datenzentren in Deutschland.
Wo und wie können deine Forschungsergebnisse/deine Arbeit eingesetzt werden?
Daniel: Meine Arbeit zielt auf die Entwicklung von groß angelegten Produkten ab, die laufend aktualisiert werden und die den Zustand unserer Wälder abbilden. Idealerweise sollten sie in eine Vielzahl von Anwendungen einfließen, wie in die Überwachung natürlicher Ressourcen, die Erkennung illegaler Aktivitäten und die Untersuchung des Klimawandels und die Risikobewertung.
Was hat dich zum DLR geführt?
„Ich habe mich rasch wie zu Hause gefühlt, auch dank der freundlichen Kolleginnen und Kollegen“
Daniel: Ich habe während meines Masterstudiums von meinem Professor an der Universität vom DLR erfahren. Damals war ich auf der Suche nach Auslandserfahrung für meine Abschlussarbeit, um mein Wissen bezüglich Radarsystemen und ihrer Anwendung in der Erdbeobachtung zu vertiefen. Ich hatte dann die Möglichkeit, meine Masterarbeit am Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme am DLR abzuschließen. Dieser erste Aufenthalt hat mich dazu gebracht, mich erneut zu bewerben, diesmal als PhD-Kandidat.
Wie war der Umzug nach Deutschland und der Einstieg beim DLR?
Daniel: Für mich war der Umzug nach Deutschland eine extrem positive Erfahrung und ich habe mich rasch wie zu Hause gefühlt, auch dank der freundlichen Kolleginnen und Kollegen.
Ich habe das DLR sofort als anregendes Umfeld empfunden, in dem ich meine Neugier befriedigen kann. Dank der Lage des Campus habe ich in meiner Freizeit unmittelbaren Zugang zu der umliegenden Natur und den wunderschönen Alpen.
Was sind die Höhepunkte deiner Arbeit?
Daniel: Im vergangenen Jahr waren zwei Ereignisse besonders wichtig für mich. Zunächst hatte ich Gelegenheit, drei Monate lang bei JPL/NASA als Gastwissenschaftler tätig zu sein. Ein zweites Highlight war die Teilnahme am IGARSS-Kongress, die wahrscheinlich größte jährliche Zusammenkunft der Remote-Sensing und geowissenschaftlichen Community.
Generell würde ich die Interaktionen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen als die wichtigsten Höhepunkte meiner Arbeit bezeichnen. Egal, ob wir an gemeinsamen Projekten arbeiten oder an internationalen Konferenzen teilnehmen: Der Austausch mit der wissenschaftlichen Community macht die Arbeit immer spannend.
Was ich noch sagen möchte:
Daniel: Ich möchte auf die Bedeutung der wissenschaftlichen Forschung als eine Erfahrung der Zusammenarbeit und des persönlichen Wachstums hinweisen. Jeder von uns hat die Chance, einen kleinen Beitrag dafür zu leisten, die Herausforderungen, denen unsere Gesellschaft aktuell gegenübersteht, zu bewältigen. Gleichzeitig legen wir ständig die Messlatte dafür höher, was wir als Community erreichen können.