Daniel Silberhorn
Studium: Luft- und Raumfahrttechnik
Jetzt: Institut für Systemarchitekturen in der Luftfahrt
Nach seinem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik kam Daniel Silberhorn 2018 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das DLR-Institut für Systemarchitekturen in der Luftfahrt in Hamburg. In der Abteilung Luftfahrt-System-Konzepte und Bewertung forscht er im Bereich Gesamtflugzeugentwurf und Integration. Einen Einblick in seine Arbeit gibt er uns im Interview.
Daniel, worauf freust du dich, wenn du morgens zur Arbeit kommst?
Daniel: Wenn ich mich morgens auf den Weg in unser helles Büro mit Blick auf die Elbe mache, freue ich mich vor allem auf die Kolleginnen und Kollegen sowie die angenehme Arbeitsatmosphäre. Es herrscht meist ein spürbarer Tatendrang, gemeinsam an Lösungsansätzen für die Forschungsfragen der Luftfahrt zu arbeiten, die uns allen unter den Nägeln brennen.
Woran forschst oder arbeitest du?
Daniel: Im Kern geht es in meinem Forschungsbereich darum, Lösungen für eine nachhaltige und gleichzeitig weiterhin bezahlbare Luftfahrt zu finden. Das Flugzeug der Zukunft steht dabei im Fokus meines anwendungsnahen Forschungsbereichs. Dieses wird zunächst von uns ganzheitlich digital auf niedriger bis mittlerer Fidelitätsebene modelliert.
„Lösungen für eine nachhaltige und bezahlbare Luftfahrt“
Im Kontext unserer übergeordneten Forschungsfrage betrachten wir insbesondere folgende Aspekte: Wir untersuchen, welche Auswirkung unterschiedliche Energieträger wie z.B. fossiles und synthetisches Kerosin, flüssiger Wasserstoff und elektrische Energie auf unseren Entwurf haben. Außerdem modellieren wir verschiedene Antriebsarchitekturen, wie etwa Gasturbinen mit Fans oder Propeller, oder als Hybridanwendung mit Brennstoffzelle und/oder Batterie. Ein dritter zentraler Aspekt ist die Berechnung verschiedener Flugzeugkonfigurationen. Hierbei wollen wir eine möglichst synergetische Wechselbeziehung mit den Energieträgern und Antriebsarchitekturen erreichen.
Wir modellieren zudem das Einsatzszenario des Flugzeuges für einen größtmöglichen Marktanteil, Umsatz und geringsten Klimaeinfluss. Damit unsere Ergebnisse noch zuverlässiger und die relevanten Disziplinen so genau wie möglich berechnet sind, beziehen wir Fachexpertinnen und -experten mit ein.
Anders gesagt besteht ein Teil meiner Arbeit darin, ein effizientes Zusammenspiel der unterschiedlichen Disziplinen zu ermöglichen, stets mit Blick auf das Gesamtflugzeug. So können wir die potentielle Anwendung sicherstellen.
All dies spiegelt sich auch in meiner Rolle als Projektleiter des Projektes EXACT (Exploration of electric aircraft concepts and technologies) und EXACT 2 wider. Ziel des Projektes ist es, das Gesamtsystem bestehend aus Luftfahrt- und Energiesektor zu beschreiben, optimieren und hinsichtlich des ökonomischen und ökologischen Verhaltens zu bewerten.
„Welche Flugzeugkonzepte mit welchen Energieträgern und Technologiebausteinen den Klimaeinfluss drastisch reduzieren und gleichzeitig ökonomisch tragfähig bleiben“
Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Daniel: An einem solchen Tag arbeite ich teilweise fokussiert am Laptop, teilweise befinde ich mich auch in Arbeits- bzw. Projekttreffen. Meine Arbeit am Laptop besteht überwiegend aus Flugzeugentwurfstätigkeiten, Programmierarbeiten sowie dem Erstellen von Präsentationen und Veröffentlichungen. Meine Meetings mit Forschenden sowie Expertinnen und Experten aus der Industrie reichen von kleineren Arbeitsgruppen bis hin zu größeren internationalen Projekttreffen. Es macht besonders viel Spaß, gemeinsam im Team weiterzukommen und mit meinen Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten, welche meinen Luftfahrtenthusiasmus teilen.
Wo und wie können deine Forschungsergebnisse/deine Arbeit eingesetzt werden?
Daniel: Erkenntnisse, welche Flugzeugkonzepte mit welchen Energieträgern und Technologiebausteinen den Klimaeinfluss drastisch reduzieren und gleichzeitig ökonomisch tragfähig bleiben, sind für die Bereiche Forschung und Industrie relevant. In der Politik können die Forschungsergebnisse als fundierte Grundlage für Entscheidungen zum Einsatz kommen.
„Ein bemerkenswerter Teamspirit“
Was sind die Höhepunkte deiner Arbeit?
Daniel: Ein persönlicher Höhepunkt für mich ist, wenn das Potential des Zusammenspiels verschiedener Disziplinen gehoben werden kann. Dabei herrscht meist ein bemerkenswerter Teamspirit. Es ist ein tolles Gefühl, wenn wir nach jahrelanger gemeinsamer und disziplinenübergreifender Forschung neue Erkenntnisse ableiten können, die auch nur im Zusammenspiel entstehen konnten. Dass wir damit zum umfassenden und über Generationen gewachsenen Wissen am DLR beitragen, beeindruckt mich sehr.
Außerdem freue ich mich, wenn ich unsere Forschungsergebnisse auf nationalen und internationalen Konferenzen vorstellen und mit Fachpublikum diskutieren kann.
Welche Spezialfähigkeit kannst du hier gut einsetzen?
Daniel: Neben meiner erworbenen Kompetenz im Flugzeuggesamtentwurf hilft mir meine Fähigkeit, Erkenntnisse immer in den Kontext der übergeordneten Forschungsfrage zu stellen. So verliere ich das große Ganze nicht aus den Augen. Dafür ist das richtige Maß zwischen hoher Detailtiefe der relevanten Disziplinen und pragmatischen vereinfachten Herangehensweisen sehr wichtig. Nur so kommen wir effizient voran.
Was ich noch sagen möchte:
Daniel: Die Arbeit beim DLR bietet sehr viele Freiheiten hinsichtlich des Forschungsthemas, was auf Industrieseite beispielsweise nicht unbedingt gegeben ist. Ein weiterer Pluspunkt sind für mich die flexiblen Arbeitszeiten sowie die Möglichkeit, auch spontan von zu Hause aus arbeiten zu können. Das entgegengebrachte Vertrauen bei uns am Institut ist sehr hoch, was zu einer guten Arbeitsatmosphäre beiträgt.
Besonders bemerkenswert finde ich, dass man als Teil des DLR Erkenntnisse erarbeiten kann, um eine nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Luftfahrt zu ermöglichen.