Apron and Tower Simulator (ATS)
Im Apron and Tower-Simulator (ATS) des Instituts für Flugführung werden neue Systeme und Verfahren der Flugsicherung am Flughafen und im Flughafennahbereich validiert.
Der Flughafen stellt ein hochkomplexes Umfeld zur sicheren Verkehrsführung dar. Flugzeuge und Fahrzeuge manövrieren am Boden auf beengten Verhältnissen. Starts und Landungen müssen dahingehend koordiniert werden, dass es zu keinen Konflikten oder Staffelungsunterschreitungen kommt. In der Platzkontrolle (Tower Control) werden Starts und Landungen freigegeben sowie fliegender Verkehr im Flughafennahbereich kontrolliert. Die Rollkontrolle (Apron oder Ground Control) sorgt für die sichere Verkehrsführung am Boden. Der ATS ermöglicht die realitätsnahe Abbildung der zugehörigen Arbeitsplätze und bietet damit die Grundlage zur Erforschung von Verfahren und Werkzeugen für die Flugsicherung am Flughafen.
Simulationsumgebung
Das Hauptmerkmal des ATS ist eine simulierte 360° Außensicht. Dreizehn Projektoren stellen den Flughafen, den Verkehr sowie Wetterbedingungen aus der gewünschten Perspektive realitätsnah dar. Die Arbeitsplätze der Fluglotsen sind den realen nachempfunden. Sie können schnell und unkompliziert auf das jeweilige Forschungsvorhaben angepasst werden. Arbeitsgeräte wie Anflug- und Bodenradar oder Flugstreifensystem werden zu Verfügung gestellt und auf die Rahmenbedingungen des betrachteten Flughafens bzw. der Projektanforderungen individualisiert. Über Funk besteht Kontakt zu so genannten Simulationspilotinnen und -piloten, die im Nebenraum mittels Radaranzeige, Maus und Tastatur die Flugzeuge gemäß den Weisungen der Fluglotsenden steuern.
Die Basis für die Simulationsumgebung bildet eine spezielle Simulationssoftware. Sie berechnet die Flugzeugbewegungen entsprechend den physikalischen Gesetzen, ermöglicht die Interaktion mit und zwischen den Arbeitsgeräten und generiert die Außensicht. Die Möglichkeit zur Einrüstung externer Systeme und Programmen bildet die Grundlage für gemeinsame Forschungsprojekte und Kooperationen mit nationalen und internationalen Partnern.
Der ATS ist mit allen anderen Simulatoren des Instituts für Flugführung koppelbar. Dies ermöglicht komplexe, verteilte Simulationen von mehreren Stellen im Luftverkehrssystem und die Abbildung individueller Flüge vom Start bis zur Landung.
Forschungsbereiche
Der Grundaufbau des ATS ermöglicht die Integration von zu validierenden Systemen wie z.B Assistenzsysteme zur Kollisionswarnung, Rollführung oder zur Anflugsequenzierung. Neue oder angepasste Verfahren lassen sich erproben. Beispielsweise werden die Veränderungen von Prozeduren nach Einführung neuer Rollwege validiert und Verfahren zur Integration zukünftiger Verkehrsteilnehmer des urbanen Luftverkehrs (Urban Air Mobility) in den Luftraum analysiert. Im Rahmen der DLR-Luftfahrtstrategie zum klimaverträglichen Luftverkehr werden geeignete bodengebundene Infrastrukturen und effizienter Betriebsprozesse zur Reduktion von Emissionen am Boden und im Flughafennahbereich evaluiert.
Auf Softwareseite ergeben sich weitere Anpassungsmöglichkeiten. So kann nahezu jeder Flughafen auf der Welt dargestellt und ein beliebiger Blickpunkt ausgesucht werden. Durch einfache Eingaben kann bestimmt werden, welches Luftfahrzeug auftaucht und welchen Flugweg es nimmt. Auch die Simulation von Bodenfahrzeugen ist so möglich.