Raumfahrt

STORT

Kostenreduktion unter Beibehaltung die Zuverlässigkeit gehört zu den Hauptanforderungen an zukünftigen Raumtransportsystemen. Neben den neuen und effizienteren Fertigungs- und Qualifizierungsmethoden ist die Wiederverwendbarkeit ein Schlüsselelement, um dieses Ziel zu erreichen. Da eins der kostenintensivsten Elemente von Trägerraketen die erste Stufe ist, ist eine weitere Optimierung bzgl. der Wirtschaftlichkeit dieser Stufe von großer Bedeutung. Eine der Möglichkeiten ist die zweckmäßige Wiederverwendbarkeit dieser Stufe. Die neuesten Studien zeigen, dass im Falle der Wiederverwendbarkeit die erste Stufe bei höheren Machzahlen (Machzahlen 8 bis 10) als bisher getrennt und zurückgeführt werden muss. Die Wiederverwendbarkeit von Oberstufen stellt thermomechanisch eine noch größere Herausforderung dar.

Das Projekt "STORT" ist Teil des Schwerpunktprogramms des DLR für wiederverwendbare Raumtransportsysteme. Ziel des Projekts ist es, spezifische Technologien und Methoden für die thermomechanische Analyse und Bewertung von Trägersystemen zu entwickeln. Dazu werden die Strukturen der Bauteile, Messmethoden und Auswertealgorithmen, die in Grundlagenstudien erarbeitet wurden, für ein Flugexperiment angepasst und schließlich im Flug getestet. Insbesondere, während sich frühere und andere laufende programmatisch geförderten Projekte für Flugexperimente auf kurzfristige Hochgeschwindigkeitsflüge sowie Aerodynamik und Steuerung bei Machzahlen unter 5 konzentrieren, liegt der Fokus des Projektes STORT auf dem Thermalmanagement von thermisch hochbelasteten Komponenten bei hohen Machzahlen (über 8) über einen relativ langen Zeitraum von etwa 2 Minuten. Um die gewünschten hohen Machzahlen zu erreichen, wird im STORT zum ersten Mal eine vom DLR entwickelte drei stufige Flugkonfiguration geflogen.

Im Rahmen des STORT-Projekts ist unser Institut für Bauweisen und Strukturtechnologie, mit den Abteilungen "Raumfahrt Systemintegration" und "Keramische Verbundstrukturen", für den Entwurf und die Herstellung der Struktur des Vorkörper der Rakete verantwortlich, die unter den erwähnten schweren Flugbedingungen extrem wichtig wird. Bei relativ langen Expositionszeiten, wie im Fall von STORT, erfordert dies die Entwicklung eines geeigneten Wärmeschutzsystems (TPS) unter Verwendung von hochtemperaturbeständigen Keramikmatrix-Verbundwerkstoffen (CMC).

Außerdem für die Thermalmanagement-Experimente verwendeten die Forscherinnen und Forscher an der Rakete drei fest installierte Canards mit keramischen Außenschalen, die von unserem Institut entwickelt wurden. Ein Canard wurde aktiv gekühlt, ein zweiter passiv, und der dritte, als Referenz dienende Canard, erhielt keine Kühlung und diente zur Untersuchung der Stoß-Grenzschicht-Wechselwirkung. Im Flug zeigten alle drei Canards bei gleicher Hitzeeinwirkung unterschiedliche strukturelle Reaktionen.

Schließlich wurde an unserem Institut zum ersten Mal ein Modul der Rakete komplett aus CFK entwickelt, integriert und im Flug getestet, um die Technologie zu validieren, die eine erhebliche Gewichtsreduzierung ermöglicht.

Am frühen Morgen des 26. Juni 2022 startete das dreistufige Raketenexperiment vom Startplatz Andøya Space im Norden Norwegens. Die Oberstufe erreichte auf dem Scheitelpunkt der Flugbahn in 38 Kilometern Höhe eine Fluggeschwindigkeit von rund 9.000 Kilometern pro Stunde, was einer Machzahl von über Acht entspricht. Anschließend fiel sie mehr als 350 Kilometer entfernt vom Startpunkt in den Atlantischen Ozean. Die umfangreichen Messdaten wurden während des Fluges an die Bodenstation übertragen.

Video (engl.): Andoya Space - DLR STORT [Launched]
DLR STORT Campaign @Andøya Space 20.-30. Juni. (T-10 Sec. @ 04:41:12)
Credit:

YouTube/Andoya Space

Beteiligte Institute & Einrichtungen des DLRs

Weiterführende Links & Informationen

Kontakt

Giuseppe di Martino

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (e.V.)
Institut für Bauweisen und Strukturtechnologie
Pfaffenwaldring 38-40, 70569 Stuttgart

Thomas Reimer

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Bauweisen und Strukturtechnologie
Pfaffenwaldring 38-40, 70569 Stuttgart

Luis Baier

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Bauweisen und Strukturtechnologie
Pfaffenwaldring 38-40, 70569 Stuttgart