Das Büro Brüssel des DLR wurde 1999 gegründet. Ganz in der Nähe des Europäischen Parlaments. Die Mitarbeitenden dort haben die Aufgabe, zum einen die strategischen Interessen des DLR vor Ort zu vertreten und die Expertise unserer Forschungseinrichtung einzubringen, zum anderen unsere Institute bei der europäischen Zusammenarbeit im Rahmen der EU-Förderprogramme zu unterstützen. Seit Oktober 2023 ist unsere Wissenschaftlerin Dr. Maike Brigitte Neuland in Brüssel und dort Ansprechpartnerin für Sicherheits- und Verteidigungsforschung. Mal wieder hat sie die Koffer gepackt und lebt nun in ihrem mittlerweile fünften europäischen Land. „Ich fühle mich durch und durch als Europäerin und möchte meine Energie und mein Wissen in Europa investieren“, sagt sie. Das war auch immer ihre Antwort, wenn man ihr geraten hat, doch mal eine Karriere zum Beispiel in den USA anzustreben.
Angefangen hat alles an der Universität Karlsruhe, Maike Neuland studierte dort Physik. Einen Teil ihrer Messungen für ihre Abschlussarbeit führte sie am Teilchenbeschleuniger CERN in der Schweiz durch – „als der Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider anlief und man noch in den langen unterirdischen Gängen laufen durfte“ – und hielt im April 2009 ihr Diplom in den Händen. Das ist der Zeitpunkt, an dem sich die Physikerin dafür entscheidet, dass ein Studium und Deutschland ihr nicht reichen und die Raumfahrt sie zu stark lockt: Sie bewirbt sich für das internationale Masterprogramm „Spacemaster“ und wird ausgewählt. Für die nächsten Jahre werden von da an das Kofferpacken, Umzüge, neue Sprachen, neue Länder und Kulturen zu ihrem Studienalltag gehören. Deutschland, Schweden und Frankreich sind ihre Stationen. Ihre Masterarbeit und die anschließende Doktorarbeit schreibt sie dann in der Schweiz.
Dass sie danach ausgerechnet zum DLR-Standort Lampoldshausen wechselt und dort die Wirkung von Hochenergie-Laser-Strahlung, deren Wechselwirkung mit verschiedenen Materialien und die Streuung in der Atmosphäre untersucht, hat mit einem Praktikum zu tun: Den Standort lernte sie nämlich bereits während ihres Masterstudiengangs kennen und forschte dort im Sommer 2010 als Praktikantin in der Abteilung für Raketenabtriebe im Bereich der Verbrennungs- und Zündungsprozesse.
Alles wieder neu finden, alles neu organisieren, das ist schon eine kleine Herausforderung
Neues Land, neue Aufgabe
Und nun also seit Oktober 2023 Brüssel und mit Belgien das nächste neue Land. Wieder Koffer packen, wieder ein Umzug, neue Kolleginnen und Kollegen, neue Aufgaben. So oft sie schon in einem europäischen Land neu angefangen hat – „es ist nur menschlich, dass man kurz davor immer ein etwas mulmiges Gefühl hat“, sagt sie. „Alles wieder neu finden, alles neu organisieren, das ist schon eine kleine Herausforderung.“ Letztendlich aber wisse sie immer, dass sie das alles schon mehrfach erlebt und erfolgreich geschafft hat. „Ich dachte ja schon, wir im DLR hätten viele Abkürzungen, aber auf EU-Ebene ist das noch viel schlimmer.“ Sie spricht Deutsch, Englisch oder Französisch – je nachdem, was gerade bei ihrer Arbeit in Brüssel benötigt wird. Ihre Schwedischkenntnisse, bedauert sie, kann sie vor Ort kaum nutzen. Alleine fühlt sie sich nie: „In der heutigen Zeit ist es normal, dass man Freunde und Familie überall auf der Welt hat, und es gibt genügend Medien und Möglichkeiten, Kontakt zu halten.“
Verbindung zwischen Europa und dem DLR
Das Netzwerken mit und in den europäischen Einrichtungen sowie mit den Instituten des DLR ist auch eine ihrer wichtigsten Aufgaben in Brüssel. Während es für die DLR-Forschungsbereiche Raumfahrt, Luftfahrt, Energie und Verkehr bereits Ansprechpersonen im Büro Brüssel gibt, hat ihre Stelle bisher keine/n Vorgänger/in. Maike Neuland baut diesen Bereich daher gerade erst auf. Veranstaltungen der deutschen Bundesländer, Kongresse: Wenn die Physikerin dort teilnimmt, trägt sie ihr Namensschild mit dem DLR-Logo – und spricht beispielsweise diejenigen an, die an einer Zusammenarbeit mit den DLR-Instituten interessiert sein könnten. Oder wird angesprochen und informiert dann über die Aktivitäten des DLR. Sie ist die Verbindung zwischen Europa und den DLR-Instituten. Ihr wissenschaftlicher Hintergrund und ihr Kontakt in die DLR-Institute sind die Basis für erfolgreiches Vernetzen. Die andere sehr wichtige Aufgabe ihrer Position in Brüssel: auf dem Laufenden sein, was sich in der EU-Kommission oder anderen europäischen Vereinigungen gerade so im Bereich Sicherheits- und Verteidigungsforschung tut, damit das DLR dort seine Expertise einbringen kann und bei Entscheidungen gehört wird. „Dazu gehören viel Lesen, viel Recherche und viele Absprachen und Rücksprachen mit allen Beteiligten im DLR.“
Netzwerken statt Experimentieren
Als sie im Team des Instituts für Technische Physik am DLR Lampoldshausen arbeitete, sah ihr Alltag vollkommen anders aus: Morgens zuerst eine große Runde durch das Labor, den Laser einschalten, damit er vor den Versuchen entsprechend aufwärmen kann, Pumpen und Messgeräte anstellen, Wasserleitungen aufdrehen. Dann oftmals Versuche mit dem Hochenergie-Laser, bei denen Messdaten erfasst und anschließend ausgewertet werden. „Ja, manchmal fehlt es mir in Brüssel, im Labor zu stehen und mal wieder einen Schraubenzieher in der Hand zu halten, aber mir macht die Arbeit für die europäische Zusammenarbeit hier großen Spaß.“ Zu oft höre sie auf Veranstaltungen noch den Satz: „Ach, das macht das DLR auch?“ Als große Forschungseinrichtung ist das DLR bekannt, doch alle Arbeitsbereiche und Institute kennt wohl niemand bei der EU. „Wir müssen es schaffen, das alles noch sichtbarer zu machen. Ich bin mir sehr bewusst, dass ich hier in Brüssel nicht nur eine Arbeitsgruppe in einem Institut vertrete, sondern das DLR repräsentiere und darstelle.“ Ihre Motivation, die richtigen Ansprechpartner/innen in Brüssel mit den richtigen Ansprechpartnern/innen im DLR zusammenzubringen und das DLR im europäischen Kontext zu positionieren, ist hoch. „Aber auch nach einem halben Jahr bin ich noch in der Einarbeitung“, sagt sie selbstkritisch. „Und auch im DLR lerne ich noch immer Neues über unsere Forschung hinzu.“
Allerdings: Wenn Maike Neuland jetzt zu den Veranstaltungen und Kongresse in Brüssel geht, sind aus den vielen unbekannten Gesichtern bereits bekannte geworden. Und das Team im DLR-Büro Brüssel: „Mittlerweile schon meine Brüsseler Familie.“
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