Forschungsrakete fliegt mit 2.700 Kinderbildern ins All

Aus den Kinderzeichnungen entstand ein Mosaikbild, das außen auf der Rakete angebracht wurde. Außerdem waren alle Bilder auf einem USB-Stick gespeichert mit an Bord.  Copyright: DLR
Aus den Kinderzeichnungen entstand ein Mosaikbild, das außen auf der Rakete angebracht wurde. Außerdem waren alle Bilder auf einem USB-Stick gespeichert mit an Bord. Copyright: DLR
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3, 2, 1, Start! Die Forschungsrakete schießt in die Höhe. Etwas über eine Minute später ist sie bereits im Weltraum. Neben vielen Instrumenten zur Forschung in Schwerelosigkeit befindet sich eine ganz ungewöhnliche „Fracht“ an Bord: über 2.700 Bilder von Kindern aus ganz Deutschland.

Entstanden sind die Zeichnungen im Rahmen einer Mal-Aktion, zu der das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit der Stiftung „Kinder forschen“ aufgerufen hatte. Dabei konnten Kindergärten und Grundschulen ihre Entwürfe für ein Missions-Logo einreichen – und mit dem erfolgreichen Start vom 22. Mai 2023 löste das DLR sein Versprechen ein, alle Bilder mit ins All zu nehmen. Hier kannst du dir die ganze Aktion in einem kurzen Video ansehen!

„Jeder Raumflug hat sein spezielles Missions-Logo. Oft sind da Sterne, Raketen oder ähnliche Symbole abgebildet. Bei der jetzigen Mal-Aktion durften sich Kinder ihr eigenes Logo ausdenken. Mehr als 500 Kindergärten und Grundschulen folgten der Einladung und machten begeistert mit“, sagt Dr. Christoph Pawek, Vorstandsbeauftragter für Nachwuchsförderung im DLR. Alle Bilder waren auf einem USB-Stick im Inneren der Rakete. Außerdem wurde aus den Einsendungen ein Mosaikbild erstellt und auf die Außenhülle der Rakete geklebt.

Uns wurden so viele Missions-Logos zugeschickt, dass sie gar nicht alle auf das Mosaikbild passten. Aus diesem Grund flog auch ein USB-Stick mit sämtlichen Zeichnungen ins All. Mit einem Klick auf das Bild könnt ihr es euch in großer Auflösung ansehen. Copyright Stiftung Kinder forschen

Fünf Minuten Schwerelosigkeit

Bis Mitte April 2023 hatten Kindergärten, Horte und Grundschulen Zeit, um ihre Bilder einzusenden. Und am 22. Mai 2023 war es dann soweit: Vom schwedischen Startplatz in Kiruna flog die Forschungsrakete MAPHEUS-13 ins All. Der Name steht für „Materialphysikalische Experimente unter Schwerelosigkeit“ und die Zahl für den 13. Flug im Rahmen dieses Projekts. Die Rakete erreichte eine Höhe von rund 225 Kilometern – also weit über die Grenze zum Weltraum hinaus, die in der Raumfahrt üblicherweise bei 100 Kilometern über der Erde angesetzt wird. Vom Start bis zur Landung dauerte der Flug zwar „nur“ rund 20 Minuten, aber das genügt für viele wissenschaftliche Experimente in Schwerelosigkeit. Sie tritt ein, sobald die Triebwerke abgeschaltet werden: Dann befindet sich die Rakete etwas mehr als fünf Minuten auf einer parabelförmigen Flugbahn im freien Fall – und in ihrem Inneren herrscht dadurch Schwerelosigkeit. Bei diesem Flug wollten die Forschenden unter anderem herausfinden, wie geschmolzene Metallmischungen in Schwerelosigkeit erstarren. In einem anderen Experiment ging es darum, wie mit einem 3D-Drucker auf langen Raumfahrtmissionen Werkzeuge hergestellt werden können. Auch zwei Experimente mit Nervenzellen waren dabei – die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler möchten erforschen, wie Heilungsprozesse im Gehirn ablaufen.

So sah die Rakete nach dem Flug ins All aus. Die Spuren vom Wiedereintritt sind deutlich zu erkennen. Copyright DLR

Nach der erfolgreichen Fallschirm-Landung kehrten nicht nur die Experimente nach Deutschland zurück. Auch der mit dem Mosaik aus Kinderbildern beklebte Teil der Raketenhülle ist abmontiert worden. Am 13. Juni 2023 wurde er auf der Festveranstaltung zum „Tag der kleinen Forscher“ in der Berliner Archenhold-Sternwarte präsentiert.

Interesse an Forschung und Technik wecken

Drei der vielen Kinderbilder, die mit der Forschungsrakete ins All flogen. Copyright DLR

MAPHEUS ist ein ziviles Forschungsprogramm, das vom DLR-Institut für Materialphysik im Weltraum, vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin sowie von der Mobilen Raketenbasis MORABA des DLR in Zusammenarbeit mit Partnern aus Schweden betrieben wird. Die Mal-Aktion wurde von der DLR-Nachwuchsförderung zusammen mit der Stiftung „Kinder forschen“ im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2023 durchgeführt. Das Wissenschaftsjahr steht unter dem Motto „Unser Universum“. „Wir haben mit dieser Aktion bewusst jüngere Kinder angesprochen, um schon im Kindergarten- bis Grundschulalter Interesse an Forschung und Technik zu wecken“, sagt Christoph Pawek. „Kinder sind in diesem Alter besonders wissbegierig und neugierig. Gerade die Raumfahrt kann so mit der von ihr ausgehenden Faszination dazu beitragen, dass junge Menschen auch während ihrer späteren Schullaufbahn eine positive und aufgeschlossene Haltung zu MINT-Fächern einnehmen.“ Die gemeinnützige Stiftung „Kinder forschen“ engagiert sich für frühe Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) mit dem Ziel, Mädchen und Jungen stark für die Zukunft zu machen und zu nachhaltigem Handeln zu befähigen.