Forschungsprojekt EWAGI

Energiewende und Wettbewerbsfähigkeit: Eine Analyse des heterogenen Verhaltens von Unternehmen und dessen gesamtwirtschaftlicher Implikationen

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BMWK

Um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, hat die Bundesregierung eine Reihe von Maßnahmen wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und den CO2-Zertifikatehandel eingeführt. Sie haben das Ziel, den Transformationsprozess zu beschleunigen, haben letztlich aber auch eine Erhöhung der Strompreise zur Folge. Dies kann insbesondere bei Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe die Kostenstruktur substanziell beeinflussen und zu einem Wettbewerbsnachteil führen. Andererseits kann sich die Lenkungsfunktion des Preises auch positiv auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit auswirken, zum Beispiel, indem die Maßnahmen zum Umstieg auf andere Energiequellen oder zur Selbsterzeugung anregen. Vor diesem Hintergrund wird im Forschungsprojekt EWAGI (gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) analysiert, wie Unternehmen im Detail ihr Verhalten an steigende Strompreise anpassen. Ziel ist es, auf der mikroökonomischen Ebene das Verhalten von Unternehmen auf sich verändernde Strompreise zu untersuchen und die Effekte auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu bestimmen. Darauf aufbauend sollen mit Hilfe eines agentenbasierten makroökonomischen Modells und unter besonderer Berücksichtigung heterogener Anpassungsstrategien der Unternehmen die Auswirkungen verschiedener Strompreisszenarien auf die sektorale und gesamtwirtschaftliche Entwicklung analysiert sowie die Effektivität potenzieller wirtschafts- und energiepolitischer Maßnahmen untersucht werden.

Forschungsprojekt EWAGI

 

Laufzeit

Dezember 2022 bis November 2025

Förderung durch

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

Projektbeteiligte

  • Institut für Vernetzte Energiesysteme
  • Universität Bielefeld – Fakultät für Wirtschaftswissenschaften – Wirtschaftstheorie und Computational Economics

Methodisch geht es im Projekt EWAGI neben einer empirischen Analyse der Auswirkungen von Strompreisveränderungen auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen auch um die eigentliche Reaktion auf sich verändernde Strompreise. Hierzu werden unterschiedliche Verhaltensweisen untersucht, unter anderem die Neigung von Firmen, in Energieeffizienz zu investieren sowie ihre Neigung, den Energiemix zu ändern oder gar selbst Strom zu erzeugen. Weitere Projektschwerpunkte liegen in der Entwicklung eines agentenbasierten Simulationsmodells zur computergestützten Analyse der ökonomischen Auswirkungen ausgewählter energiepolitischer Szenarien sowie die Untersuchung verschiedener Politikmaßnahmen bezüglich ihrer Effektivität zur Vermeidung möglicher langfristiger wirtschaftlicher Nachteile durch sich verändernde Energiepreise. Die Projektbeteiligten verfolgen dabei das Ziel, zwei innovative Methoden zu kombinieren: Zum einen die Multi-Level-Modellierung (MLM) als empirisches Werkzeug, zum anderen die agentenbasierte Modellierung (ABM) als computerbasierter Simulationsansatz.

Im Forschungsprojekt EWAGI werden diese beiden Methoden erstmals miteinander kombiniert, um die Auswirkungen der Energiepolitik auf die sektoralen und gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen unter besonderer Berücksichtigung heterogener Anpassungsstrategien der Unternehmen zu untersuchen. Es wird erwartet, dass sie nuancierte und neuartige Einsichten liefert, indem sie das Verhalten, die Heterogenität und die Interaktionen der Unternehmen sowohl auf der Mikro- als auch auf der Makroebene adäquat modelliert.

Das Institut für Vernetzte Energiesysteme richtet seinen wesentlichen Fokus im Projekt darauf, die oben beschriebene Multi-Level-Modellierung im Rahmen einer Analyse von Industriebetrieben auf Basis der Datenbank AFiD (Amtliche Firmendaten für Deutschland) anzuwenden. Dabei geht es darum, das Verhalten von Industriebetrieben auf Veränderungen der Strompreise statistisch zu untersuchen und in einem für die agentenbasierte makroökonomische Modellierung geeignetem Maße zur Verfügung zu stellen. Des Weiteren hat das Institut zum Ziel, Fallbeispiele politischer Ausgestaltungmöglichkeiten für die Industrie im Rahmen der Energiewende aufzubereiten und sich an der Analyse der makroökonomischen Wirkungsanalyse aus energieökonomischer Sicht zu beteiligen.

Das agentenbasierte Modell, das im Rahmen des Projekts erstellt wird, wird der Öffentlichkeit im Anschluss als Open-Source-Tool zur Verfügung gestellt. Auch die Daten und Annahmen, die für die Analysen innerhalb des Modells verwendet werden, sollen in einem geeigneten Format öffentlich zugänglich gemacht werden. Zudem ist geplant, alle vorgenommenen Analyseschritte detailliert zu dokumentieren und zu veröffentlichen.

Kontakt

Energieökonomik

Forschungsgruppe
Institut für Vernetzte Energiesysteme