Wissenstransfer

Systemmodellierung für die globale Energietransition

Marokko evaluiert langfristige Beiträge zur strategischen Energieplanung mit Hilfe des DLR-Frameworks REMix – Erfolgreiche Zusammenarbeit im Projekt MOREMix beispielhaft für ähnliche Kooperationen weltweit

Für die Gestaltung der nationalen Energiewende setzt das marokkanische Ministerium für Energiewandel und Nachhaltige Entwicklung (Ministère de la Transition Énergétique et de Développement Durable; MTEDD) wissenschaftliche Modelle zur Energiesystemmodellierung ein, die in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Vernetzte Energiesysteme auf die landesspezifischen Ausbaupotenziale von Solar- und Windenergie ausgerichtet worden sind. Die Modelle liefern belastbare Aussagen, auf deren Basis fundierte politische Maßnahmen für den nationalen Transformationsprozess abgeleitet werden. Damit ist die Zusammenarbeit ein herausragendes Beispiel für erfolgreichen Wissenstransfer im Bereich der globalen Energietransition zwischen Deutschland und Marokko und ein Vorbild für ähnliche Kooperationen weltweit.

Die Kooperation ist Bestandteil des Forschungsprojektes MOREMix (Energy Systems Analysis for Morocco). Vorrangiges Projektziel ist es, Marokko auf seinem Weg zu einem nachhaltigen Energiesystem zu unterstützen, das verstärkt auf erneuerbare Energien sowie auf Wasserstoff und dessen Derivate setzt. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für international Zusammenarbeit (GIZ) sowie der GIZ Maroc. Der direkte Austausch mit den deutschen Fachleuten hat dabei maßgeblich zur Stärkung der bilateralen Beziehungen beigetragen und Kompetenzen im Bereich der Energiesystemanalyse vertieft, die weitere Impulse zur Umsetzung der marokkanischen Energiewende leisten werden. Zu diesem Zweck wurde innerhalb des Ministeriums MTEDD erstmals ein ressortübergreifendes Team gebildet, das zukünftig mit Hilfe des REMix-Frameworks langfristige Beiträge zur strategischen Energieplanung in Marokko evaluieren und entwickeln kann.

Im Rahmen der Kooperation sind offene wissenschaftliche Modelle (OpenSource und OpenData) zur Energiesystemanalyse erstellt und genutzt worden. Auf dieser Basis wurden unter enger wissenschaftlicher Begleitung Szenarien entwickelt und ihre Auswirkungen auf das gesamte marokkanische Energiesystem simuliert. Dabei wurde das Ministerium MTEDD aktiv in den Prozess der Energiesystemanalyse eingebunden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Vernetzte Energiesysteme haben regelmäßige Workshops und Schulungen angeboten, in denen sie die marokkanischen Projektbeteiligten in die Nutzung der entwickelten Modelle eingewiesen haben. So konnte nicht nur technisches Wissen transferiert, sondern auch die Kompetenz im Umgang mit komplexen Energiesystemanalysen gestärkt werden. Darüber hinaus ist das Wissen der marokkanischen Partner wichtig für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Modelle.

Der direkte Dialog – etwa bei einem Delegationstreffen im Dezember 2024 in Stuttgart – bot beiden Seiten wertvolle Gelegenheit für einen vertiefenden Erfahrungsaustausch. Unter anderem ermöglichte er detaillierte Einblicke in Technologien, Lösungen und Strategien, die bereits heute auf deutscher Seite in den Bereichen nachhaltige Energie und Klimaschutz eingesetzt werden. „Dieser Austausch hat dem Team des Ministeriums für Energiewandel und Nachhaltige Entwicklung des Königreichs Marokko ein besseres Verständnis dafür vermittelt, wie wir diese Verfahren in Marokko anpassen und anwenden können“, resumierte die GIZ Maroc nach dem Treffen und betonte: „Wir fühlen uns nun besser vorbereitet, um die Energiewende in unserem Land weiter voranzutreiben.

Im Rahmen des MOREMix-Projekts wurden über die Delegationstreffen hinaus gleich mehrere Initiativen ergriffen, um marokkanische Fachkräfte im Bereich Wasserstofftechnologien zu schulen (sog. Human Capacity Development / HCD, also die gezielte Entwicklung von Fachkompetenzen). So wurde im Juli 2024 im marokkanischen Ben Guerir eine „Hydrogen Summer School“ durchgeführt, bei der Forschende des Instituts marokkanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende in die neuesten Entwicklungen der Wasserstofftechnologien und deren Einsatz im Energiesystem eingeführt hatten. Eine weitere „Winter School“ folgte im November 2024 in Rabat.

Weitere Informationen zum Thema:

Kontakt

Prof. Dr. Patrick Jochem

Abteilungsleiter
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Vernetzte Energiesysteme
Energiesystemanalyse