„Irgendwann landet man dort, wo man es nicht erwartet hätte“
Ein Ort für individuelle Profile und begeisterte Forschende - Sophie Jentzsch arbeitet im Institut für Softwaretechnologie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) an der Schnittstelle zwischen Psychologie und Informatik. In einem Interview blickt sie auf die Anfänge im Job zurück, verrät ihren Antrieb für die Wissenschaft zu arbeiten und erklärt, warum der Sprung ins kalte Wasser für sie der Optimalfall ist.
Sophie, was hast Du studiert?
Ich habe an der Technischen Universität Darmstadt sowohl den Bachelor als auch den Master in Psychologie in IT absolviert. Das ist eine Mischung aus Informatik und Psychologie, also genau in der Schnittmenge.
Schnittstelle – wie genau treffen Informatik und Psychologie zusammen?
Tatsächlich sind diese Berührungspunkte in vielen Bereichen schon von Natur aus gegeben, sodass beide Kompetenzen nützlich und nötig sind. Praktische Beispiele sind die Virtuelle Realität oder Themen wie Usability und User Experience. Dabei geht es darum, Menschen einen intuitiven Umgang mit Technik zu ermöglichen und künstliche Umgebungen möglichst immersiv zu gestalten. Mein Fokus liegt eher darauf, technische Systeme intelligent zu entwickeln. Auch dabei brauchen wir Kenntnisse darüber, wie menschliche Kognition und Kommunikation funktioniert, um das auf die Systeme zu übertragen.
Hattest Du eine klare Vorstellung davon, wo Du nach dem Studium hin möchtest?
Nein, zu Beginn des Studiums natürlich nicht so richtig. Mit der Zeit wurde aber klar, dass ich unbedingt in die Wissenschaft will und gerne auch promovieren möchte. Zwar hat mein Studium durch die interdisziplinäre Ausrichtung einen speziellen und super relevanten Themenbereich abgedeckt, die Relevanz scheint in der Industrie und Wirtschaft aber leider nur bedingt anzukommen. Während des Studiums hat mir das teilweise Sorge bereitet. Viele traditionelle Unternehmen suchen entweder Psychologinnen oder Psychologen, oder Entwicklerinnen oder Entwickler. Ich wollte aber einen Arbeitgeber, bei dem ich solche Kompromisse nicht eingehen muss.
Wie ging es weiter?
Ich habe einfach immer einen Schritt nach dem anderen gemacht. Im Studium habe ich die Themen verfolgt, die ich gerade hochinteressant fand. Genauso habe ich es bei der Jobsuche gemacht und dann landet man irgendwann dort, wo man es gar nicht unbedingt erwartet hätte.
Wie bist Du dann auf den Job beim DLR aufmerksam geworden?
Dass in einem Luft- und Raumfahrtkontext so diverse Forschung betrieben wird, wurde mir erst bewusst, als ich auf unterschiedlichen Jobmessen mit DLR-Wissenschaftlern ins Gespräch gekommen bin. Dann habe ich die Augen nach interessanten Themen und passenden Stellenausschreibungen offen gehalten. Während meines Vorstellungsgesprächs ist dann erst richtig das Gefühl aufgekommen, dass hier Individualität gefragt und geschätzt ist. Es wird gezielt nach interessanten Profilen und Wissenschaftsgeist gesucht, der die Motivation liefert, die Forschung in der Abteilung voranzutreiben.
Was ist Dein Antrieb wissenschaftlich zu arbeiten?
Um in einem wissenschaftlichen Kontext zu arbeiten, braucht man einfach eine eigene innere Motivation und Begeisterung für die Forschung. Was mich da motiviert ist, dass ich die Themen, an denen ich arbeite, relevant finde und selbst mitbestimmen kann. Deswegen finde ich es in der Wissenschaft wiederum so wichtig, dass man die Forschungsziele in einem gewissen Maß flexibel gestaltet - also den Mitarbeitenden den Freiraum lässt, persönliche Interessen und Kompetenzen einzubringen.
Wusstest Du, was dich in Deinem neuen Job erwartet?
Ich wusste nicht so richtig was auf mich zukommt, aber ich glaube, es bleibt auch nicht aus, ins kalte Wasser geschmissen zu werden. Insbesondere, wenn man von der Uni kommt und das Studentenleben hinter sich lässt – (lacht). Plötzlich hat die eigene Forschung einen ganz anderen Stellenwert und internationale Fachkonferenzen sind an der Tagesordnung. Auch die betrieblichen Strukturen waren für mich weitestgehend neu. Durch diese ersten Erfahrungen findet man für sich selbst heraus, was einen weiter bringt und das war für mich im ersten Jahr der Optimalfall.
Was bringt Dich weiter?
An meinem Job schätze ich sehr, dass mir alle Möglichkeiten offen stehen. Insbesondere in Bezug auf den Promotionswunsch. Zwar gehört da viel Eigeninitiative zu, aber die Mitarbeitenden werden auf ihrem Weg bestärkt und nach Kräften unterstützt. Das spielt auch DLR-weit eine große Rolle. Hier gibt es das DLR_Graduate_Programm, das ein großes Angebot an fachlichen Fortbildungen bietet. Vor allem wird aber der persönliche Austausch mit anderen Doktoranden ermöglicht. Man kann sich überregional vernetzen, Erfahrungen austauschen und sich auf diesem Weg Unterstützung holen. Das ist für mich besonders wertvoll und solche Chancen sind nicht selbstverständlich.
Bist Du beruflich angekommen?
Ich habe mich gut eingelebt und fühle mich inzwischen sehr wohl in unserem Institut. Endgültig angekommen bin ich sicherlich noch nicht - dafür habe ich noch zu viel vor.
Gibt es denn eine Wunschvorstellung, wo Du mit deinem Know-how noch hin möchtest?
Ich glaube, es ist enorm wichtig, dass man eine Vision hat, die einen, in dem was man gerade tut, vorantreibt. Formal ist das nächste Ziel natürlich erstmal die Promotion, auf die ich hinarbeite. Der Weg dahin kann letztendlich aber unterschiedlich aussehen. Ich werde das einfach weiterhin so handhaben wie von Anfang an: Ich gehe den nächsten Schritt immer so, wie es sich in dem Moment relevant anfühlt und wohin mich mein Forschergeist treibt. Bis jetzt, hat das ganz gut geklappt. Wo ich damit noch lande, werden wir dann sehen.