Zwischen Traktor, Trompete und Teilchenphysik

Seit April 2019 wird das Institut für Softwaretechnologie durch den promovierten Physiker Simon Schmitz verstärkt. Was seine Arbeit mit Weltraumschrott zu tun hat, und wie er Maschinen zum Lernen bringen will – ein kurzer Einblick.

Simon Schmitz DLR SC
Simon Schmitz

Der gebürtige Ralinger mit dem überraschend rheinisch anmutenden Namen kam nach seiner Studien- und Promotionszeit in Mainz in die Domstadt, um nach neuen beruflichen Herausforderungen im Bereich der Physik zu suchen. „Die rheinische Offenheit sowie der herzliche Empfang der Kollegen des Instituts für Softwaretechnologie haben mir den Start in Köln sehr leicht gemacht“, freut sich Simon.

Musik und Physik im Einklang

Viele NaturwissenschaftlerInnen scheint eines zu verbinden – die Liebe zur Musik. Auch Simon ist ein wahrhaftiges musikalisches Multitalent. Angefangen bei der Trompete, über Klavier und Gitarre landete er schließlich bei der Tuba, die er als Student sogar als Teil des Sinfonischen Orchesters Mainz gespielt hat. Simon überlegte vor seinem Studium lange, wie er seine beiden Interessen, die Musik und die Physik, kombinieren könnte. Er kam zum pragmatischen Entschluss, Physik im Studium aufzunehmen, da er die Musik auch ohne Studium weiter praktizieren konnte. Neben der Musik findet er auch einen weiteren Ausgleich für einen beruflichen Alltag, der sehr von der Arbeit am Computer geprägt ist: Wenn er in die Heimat fährt, zum elterlichen Bauernhof in Ralingen bei Trier, packt er tatkräftig mit an und fährt mit dem Traktor raus aufs Feld.

Das verzwickte Boson

Es war die Astrophysik, die zu Beginn Simons Interesse für die Physik im Allgemeinen geweckt hatte. Im Studium wollte er sich aber zunächst breiter aufstellen und spezialisierte sich später im Zuge der Diplomarbeit auf die Elementarteilchenphysik. In seiner Diplomarbeit ging es um Messungen des Z-Bosons als Teil des ATLAS-Experimentes am CERN am Large-Hadron-Collider (LHC). Er konnte die im Teilchendetektor in der Schweiz aufgezeichneten Daten über den Supercomputer der Uni Mainz analysieren und auswerten. In der Doktorarbeit begab sich Simon auf die Suche nach dem Z‘-Boson, dessen Existenz zwar theoretisch simuliert werden kann, aber das bislang in jeglichen Experimenten am LHC unentdeckt geblieben ist. Simon war sieben Monate im Rahmen seiner Doktorarbeit am CERN und konnte die spannende Suche nach dem verzwickten Boson aus nächster Nähe miterleben.

Zukunftsblicke der Raumfahrt

Dadurch, dass er sich bereits früh für die Astrophysik interessierte, faszinieren Simon auch angrenzende Fragen rund um die Raumfahrt. „Wie wird sich die Kolonialisierung des Weltalls in Zukunft entwickeln? Wird es Realität sein, einen neuen, für Menschen bewohnbareren Planeten zu finden?“, fragt Simon. Alles Zukunftsthemen, die bei seiner Arbeit am DLR durch den Kontext der Raumfahrt mitschwingen.

Einen täglichen Blick ins Weltall wirft Simon über das BACARDI-Projekt, an dem er am DLR beteiligt ist. Hierbei handelt es sich um eine Software zur komplexen Weiterverarbeitung von Messdaten, die über Raumfahrtrückstände, auch Weltraumschrott genannt, gesammelt werden. Bei dem zweiten Projekt entwickelt Simon die Software HeAT weiter, um maschinelles Lernen auch von extrem großen Datensätzen auf Supercomputern hochparallel und effizient zu ermöglichen. Seine Kenntnisse zum Maschinellen Lernen hat Simon sich neben dem Studium der Hochenergiephysik zusätzlich selbst angeeignet. Obwohl Simon gerade erst in seinem neuen Job angefangen hat, ist ihm bereits ein Ziel klar: „Diese Kenntnisse möchte ich am DLR auf Expertenstatus ausbauen“.