24. Februar 2023

Neue Leitung für das Institut für Softwaretechnologie: Prof. Dr. Michael Felderer

Michael Felderer, Direktor des DLR-Instituts für Softwaretechnologie

Prof. Dr. Michael Felderer hat zum 1. Januar 2023 die Leitung des Instituts für Softwaretechnologie im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) übernommen. Die Stelle als Institutsdirektor ist verbunden mit einer W3-Professur für Software und eingebettete Systeme am Department für Mathematik und Informatik der Universität zu Köln.

Sein Vorgänger, Rolf Hempel, ist zum Jahresende 2022 nach gut 20-jähriger Leitung in den Ruhestand gegangen. Er übergibt dem neuen Direktor ein Institut, welches mittlerweile mit etwa 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an sieben DLR-Standorten in Deutschland vertreten ist und sich mit Forschungsthemen von Software Engineering, über High-Performance Computing bis hin zur wissenschaftlichen Visualisierung und dem Quantencomputing beschäftigt.

In einem Interview beleuchtet Prof. Felderer, wie ihn sein beruflicher Werdegang als Software-Engineering-Experte zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt geführt hat. Zudem blickt er in gegenwärtige und zukünftige Themen eines Softwareinstituts mitten in einer sich stark verändernden Softwarelandschaft.

Herr Felderer, in den letzten fünf Jahren hatten Sie Professuren an den Universitäten Innsbruck und Blekinge in Schweden im Bereich Software Engineering. Zudem waren Sie im Software Consulting als Geschäftsführer tätig. Was hat Sie am Gedanken gereizt, das Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt als nächste Station anzugehen?

Das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt bietet ein einzigartiges Forschungs- und Innovationsumfeld in den Themenbereichen Raumfahrt, Luftfahrt, Energie, Verkehr und Sicherheit. Das sind Themenbereiche, in welchen es im DLR sehr große und international führende Kompetenz gibt und die mich persönlich faszinieren. In Raumfahrt, Luftfahrt, Energie, Verkehr und Sicherheit ist das Potential bei weitem noch nicht ausgeschöpft, mithilfe von Software neue Produktinnovationen und Services zu realisieren beziehungsweise bestehende effizienter und effektiver zu machen. Man denke nur an das Thema New Space. Das gelingt aber nur auf der Basis wissenschaftlich fundierter Software-Engineering-Methoden.

Die Chance, meine wissenschaftliche und praktische Expertise im Software Engineering in die Themenbereiche des DLR einzubringen, um gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Institut für Softwaretechnologie sowie anderen DLR-Instituten die Softwareforschung und daraus resultierende Innovationen voranzutreiben, wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Das DLR ist auch als Arbeitgeber bekannt, der für seine Mitarbeitenden eine hohe Work-Life-Balance garantiert, auch das ist mir für meine Mitarbeitenden und mich persönlich wichtig. Im speziellen haben mich an meiner Position als Direktor des Instituts für Softwaretechnologie die vielfältigen Gestaltungs- und Kooperationsmöglichkeiten sowie die Kombination aus Forschungs- und Managementaufgaben gereizt.

Welche Themen sehen Sie als besonders relevant für die Entwicklung von wettbewerbsfähiger moderner Software in den nächsten fünf bis zehn Jahren? Sehen Sie auch Herausforderungen bei diesen Themen auf uns zukommen?

Ein wichtiger Trend ist die Bereitstellung von Software als Service, etwa in Cloudumgebungen. Diese Bereitstellung von softwarebasierten Services wird auch für Ingenieursanwendungen, beispielsweise für Digitale Zwillinge, innerhalb und außerhalb des DLR immer wichtiger. Diese Transformation von Standalone-Software hin zu Services aus der Cloud bietet viele Potentiale speziell in Transferprojekten, führt aber auch zu neuen softwaretechnischen Herausforderungen, die noch nicht eingehend untersucht wurden. Zum einen werden dadurch Qualitätseigenschaften wie Security, Performance und Zuverlässigkeit noch wichtiger. Zum anderen braucht es auch Softwareentwicklungsansätze, welche etwa eine geeignete Strukturierung von Software in unabhängig auslieferbare Einheiten, sogenannten Containern, und deren Orchestrierung ermöglichen. Speziell für die Bereitstellung von Digitalen Zwillingen aus den Anwendungsbereichen des DLR als Services gibt es hier noch viel zu untersuchen und in zuverlässige softwarebasierte Lösungen umzusetzen.

Generative Ansätze der Künstlichen Intelligenz (Stichwort: ChatGPT) benötigen sowohl neue Ansätze der Qualitätssicherung, um die generierten Artefakte, etwa Text oder Code auf ihre Robustheit, Fairness oder andere Qualitätseigenschaften prüfen zu können. Weiter werden diese Ansätze auch die Softwareentwicklung selbst verändern: Die klassische manuelle Softwareentwicklung wird durch KI-gestützte digitale Assistenzen komplettiert, die es zu entwickeln und deren Interaktion mit Softwareentwicklern es zu untersuchen und für das DLR und darüber hinaus zu nutzen gilt.

Neue Ansätze der Visualisierung, des High-Performance-Computing sowie des Quantum Computing ermöglichen noch mächtigere Simulationen und Digitale Zwillinge mit hoher Datenauflösung, welche etwa für neuartige Materialsimulationen oder in der virtuellen Produkt-Zertifizierungen eingesetzt werden können. Speziell für die Produktzertifizierung spielt auch die Interaktion von Security und Safety eine wichtige Rolle, um resiliente Produkte bereitstellen zu können. Die Entwicklung entsprechender automatisierter Analysemethoden, welche Security und Safety integrieren, steht noch am Anfang, ist aber essentiell für den Einsatz von Systemen im Cyber-Zeitalter.

Welche Synergieeffekte sehen Sie bei der Verknüpfung der Leitungsposition eines Forschungsinstituts mit einer Universitätsprofessur?

Die Leitung eines Forschungsinstituts wie des DLR-Instituts für Softwaretechnologie und eine damit verbundene Universitätsprofessur befruchten sich gegenseitig. Zum einen bietet die Forschung in einer Großforschungseinrichtung wie dem DLR Möglichkeiten, die es an einer Universität normalerweise nicht gibt. In meinem Forschungsbereich betrifft das etwa die Entwicklung innovativer Qualitätssicherungsansätze, welche im Kontext von Raumfahrtsystemen oder im Quanten Computing erprobt werden können, aber auch den Einsatz mächtiger Simulatoren in der Luftfahrt mit hoher Datenauflösung. Diese Möglichkeiten hat man kaum an einer Universität. Aus den Erkenntnissen der außeruniversitären Forschung im DLR entstehen aber auch neue Impulse für die universitäre Forschung, deren Ergebnisse, vor allem in der Form neuer Methoden, dann wiederum die außeruniversitäre Forschung bereichern. Ein Beispiel hierfür könnte die Testfallgenerierung auf Basis von KI-Algorithmen sein, welche an der Universität weiterentwickelt und auf mächtige Simulationen im DLR angewendet wird, um etwa sicherheitskritische Szenarien effizient zu identifizieren.

Zudem ist die Verknüpfung der Leitung eines DLR-Instituts mit einer Universitätsprofessur auch eine gute Möglichkeit zur Kooperation mit anderen Kolleginnen und Kollegen an der Universität und für gemeinsame Forschungsprojekte zwischen DLR und der Universität. Die Verankerung in der universitären Lehre bietet darüber hinaus die Möglichkeit, Studierende für unsere Themen im DLR zu begeistern und in unsere Projekte als Mitarbeitende zu integrieren.

Forschungsschwerpunkte:

  • Entwicklung automatisierter Test und Qualitätssicherungsansätze für die Software- und Systementwicklung insbesondere auch unter Berücksichtigung von Security, Safety und Zuverlässigkeitseigenschaften
  • Software Engineering für AI-, Quantum- und Simulationstechnologien. Auch diese Technologien sind Software und benötigen spezielle Entwicklungsansätze für die effiziente und effektive Entwicklung
  • Architekturen von Softwaresystemen, insbesondere servicebasierte und cloudbasierte Systeme
  • Zertifizierung und Evaluierung von Softwareprodukten, -services und -prozessen

Beruflicher Werdegang:

Geboren 1978 in Reith im Alpbachtal, Österreich

  • 2017 - 2022: assoziierter Professor für Software Engineering an der Universität Innsbruck
  • 2018 - 2022: Gastprofessor am Blekinge Institute for Technology, Schweden
  • 2012 - 2020: Geschäftsführer des Spin-Off QE LaB Business Services GmbH der Universität Innsbruck, das Entwicklungs- und Beratungsleistungen im Bereich Software und Security Engineering bereitstellt
  • gelistet unter den Top 20 Most Active Experienced Reserachers in Software Engineering 2013 bis 2020 durch das Journal of Systems and Software
  • ingsesamt 13 Best Paper Awards zwischen 2010 und 2022

Das Institut für Softwaretechnologie unterstützt und ermöglicht Spitzenforschung im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) durch hochentwickelte Softwarelösungen. Neben der eigenen Grundlagenforschung bietet das Institut seine Kompetenzen als Partner für Projekte aus allen Themenbereichen des DLR: Luft- und Raumfahrt, Verkehr, Energie, Verkehr und Sicherheit. Weiter steht im Kern des Instituts die Entwicklung zugänglicher Open-Source-Software sowie eines breiten Schulungs- und Consultingprogramms in der Helmholtz-Gemeinschaft.

Kontakt

Sofia Wagner

Institutkommunikatorin
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Softwaretechnologie
Leitungsbereich
Linder Höhe, 51147 Köln