Munich New Space Summit
New Space, Next Space, Space 5.0 oder einfach nur Space? Mitte Mai nahmen wir am Munich New Space Summit teil, der von Munich Aerospace organisiert wurde.
Es war der erste Kongress, der komplett dem Thema New Space gewidmet war und wir konnten viele neue Leute kennenlernen und über die neuesten Entwicklungen im Raumfahrtsektor diskutieren.
Eines wurde deutlich: Egal, ob man von New Space, Next Space oder der Kommerzialisierung des Weltraums spricht: Es tut sich viel in der europäischen Raumfahrt und es gibt viele faszinierende Ideen, die vor allem für die Nutzergemeinde außerhalb des Raumfahrtsektors spannend sind. Galileo, IRIS2 und LEO PNT zum Beispiel eröffnen innovative Lösungen für viele Bereiche außerhalb der Raumfahrt, sei es die Landwirtschaft, das Finanzwesen, die Mobilität oder andere.
Unsere Vision im DLR Galileo Kompetenzzentrum ist es, Raumfahrttechnologien nicht nur um der Raumfahrt Willen zu entwickeln, sondern die Zielmärkte zu erreichen und die notwendigen Synergien zwischen Forschung, Industrie und Politik zu schaffen, um zukünftige Herausforderungen und Chancen in Europa zu gestalten. Aus diesem Grund haben wir uns sehr gefreut, dass wir Teil der Auftaktveranstaltung sein durften.
Die Konferenz widmete sich sehr stark den politischen und generellen Diskussionen rund um New Space. So wurde auf der einen Seite dazu aufgerufen, dass es bei New Space nicht um „new vs. old space (companies)“ gehe, sondern dass alle Akteure in der Raumfahrt zusammenhalten müssten, um die neuen Entwicklungen gemeinsam zu gestalten. Auf der anderen Seite argumentierte man aber auch für einen konfrontativeren Ansatz, der im Kern ein neues und Gegenmodell zum klassischen Vorgehen sein soll.
Trotz der unterschiedlichen Definitionen von New Space über die Konferenz hinweg, kristallisierten sich bestimmte Punkte heraus, die entscheidend in der gesamten Diskussion zum Phänomen New Space sind.
- Space for the win. Die externe Relevanz der Raumfahrt wächst stetig und es entstehen neue Märkte.
- Less requirements. Die Ära in der etwas bereits perfekt entwickelt sein muss, bevor man es testet, ist vorbei. Failure ist ausdrücklich erwünscht. Produkte sollen so günstiger werden.
- Risk driven approach. Höherer Wettbewerb führt und fördert innovativen Druck.
- More stakeholder. Neue Akteure betreten das Feld und alte wollen ihren Platz sichern.
- New Space ist mehr Space für’s gleiche Geld. Neue Preismodelle wie „pay-as-you-go”, Individualisierung von Services und Skalierbarkeit spielen eine Rolle.
- New Space turns into legacy space. New Space ist erwachsen geworden. Space X als Beispiel dafür, wie sich bezeichnete New Space Firmen etablieren, den Markt stark mitbestimmen und aus Erfahrungen lernen und ihr Projektmanagement anpassen.
- New Space for everyone. Alle sollen umfasst werden. Ob alt oder neu, groß oder klein, intern oder extern, öffentlich oder privat.
- New Space for a new, better future. Es besteht gewachsenes Interesse an den Vorteilen von Space Technologien für die Transformationsherausforderungen der Gesellschaft.
- New Space is democratizing space. Neue Technologien und neue Geschäftsmodelle erleichtern den Zugang zum Weltraum und die Chancen demokratisch mitzubestimmen.
Ebenfalls von der Partie waren die nationalen Raumfahrtagenturen aus Kroatien, Portugal, Österreich, Deutschland und Frankreich. Sie sprachen sich dafür aus, ein Ökosystem für New Space Firmen schaffen zu wollen. Es soll eine bessere Verfügbarkeit von Venture Capital angestrebt werden, um Risiken für Investoren zu mindern. Gleichzeitig will man außerdem ein Anchor Customer Model verfolgen. Der öffentliche Sektor soll sich öffnen und bereits auf dem Markt verfügbare Produkte als Service kaufen, statt selber stets Design, Launch und Betrieb übernehmen zu müssen. So soll Innovationspotenzial freigeschaltet werden.
Weitere Erkenntnisse, die wir von unserem Besuch am Munich New Space Summit mitnehmen konnten:
- ESG Themen sind bei der Suche nach Finanzierung genauso essenziell, wie die Weitsicht mit dem eigenen Produkt potenzielle neue Märkte zu erreichen und etwas nachfrageorientiertes zu machen.
- In Forschung und Entwicklung liegt vor dem Hintergrund potenzieller attraktiver Produkte für Investoren ebenfalls viel Potenzial und Interesse.
- Eine eigene Rechtsabteilung ist meist immer eine gute Idee und ab einer bestimmten Größe für Start-ups und neue Unternehmen essenziell, da Genehmigungen, Exportfragen und Compliance großen Einfluss haben.
- Weltraummüll ist und bleibt ein wachsendes Thema.
- Nachhaltigkeit ist ein Thema für die gesamte Lieferkette und Innovationen könnten eine europäische Vorreiterrolle ermöglichen.
- Nachhaltigkeitsförderung durch Raumfahrttechnologien zu betreiben hat viel Potenzial (billiger, besser, zuverlässiger) und ist für die Endnutzer auch mit Reputation verbunden.