13. Juli 2023

European Space Forum - Juli 2023

Im Juli nahmen wir am diesjährigen European Space Forum in Brüssel teil.

Kurz nach Beginn der spanischen EU Ratspräsidentschaft widmete sich das European Space Forum dem Thema „Strength, security, resilience – Protecting Europe’s interests in and through space“. Entlang dem Motto und darüber hinaus ließ sich die diesjährige Konferenz mit fünf Themenblöcken zusammenfassen, die alle unter dem Stern standen, dass Europa eine Vorreiterrolle für den friedlichen Nutzen des Weltalls spielen soll und hier gerne selber als „Space Leader“ agieren möchte.

  • Verteidigung und Sicherheit
  • Nachhaltigkeit
  • European Space Law
  • IRIS2
  • Mehr positive Stimmung und mehr Risikofreude

Nicht zuletzt aber vor allem durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine haben die Themen Verteidigung und Sicherheit an immenser Bedeutung gewonnen und werden so schnell auch nicht aus den Trendthemen verschwinden. Das gesteigerte Interesse an militärischer Verteidigungsfähigkeit und größerer Resilienz und Souveränität Europas hat auch die Raumfahrt erreicht und dazu geführt, dass diverse Raumfahrttechnologien immer stärker vor dem Hintergrund dieser politischen Schlagworte diskutiert werden. So werden ursprünglich zivil gedachte Projekte und Technologien, wie bspw. auch Galileo, immer spannender für militärische Zwecke und es lässt sich in der Diskussion beobachten, dass wir entgegen früherer Technologieentwicklungen einen umgekehrten Trend von ziviler, hin zu militärischer Nutzung beobachten können. Beispiel dafür: Galileo Public Regulated Service (PRS) als verschlüsselter Navigationsdienst für staatlich autorisierte Nutzer und sensible Anwendungen, die eine hohe Kontinuität erfordern.

Diese Entwicklung im Anwendungsbereich von Raumfahrttechnologien sowie der insgesamt boomende Raumfahrtsektor führen unabdinglich zu der Frage, inwiefern Raumfahrttechnologien selbst sicher und resilient vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen und Angriffsszenarien sind. Allein im Bereich Navigation wäre ein Ausfall von europäischen Diensten aufgrund von gezielten Attacken nicht nur ein Milliardenverlust, sondern auch äußerst problematisch für den gesamten europäischen Alltag. Jamming und Spoofing, Anti-Satellite Missiles, Cyberangriffe und Co. unterstreichen die wachsende Bedeutung als kritische Infrastruktur.

Das European Space Forum zeigte, dass sich sowohl politische als auch wirtschaftliche und militärische Stakeholder in diesen Tagen intensiv Gedanken darüber machen, wie resilient Europa ist, sein kann und werden will.

Neben der geopolitischen Lage und Angriffsgefahr besitzt das Thema Nachhaltigkeit ebenfalls viel Potenzial, eine Gefahr für die Raumfahrt darzustellen. Eng mit der Gebrechlichkeit von Raumfahrtinfrastruktur verbunden und somit ebenfalls essenziell für die Sicherheit und Resilienz von europäischen Staaten, ist die Frage nach Space Debris. Führende europäische Raumfahrttechnologien, wie bspw. in der Erdbeobachtung, tragen zwar maßgeblich zur Klimaforschung und Verbesserung von Klimaanpassungsmaßnahmen bei, doch nimmt gleichzeitig das Risiko von Klimaschäden durch die Raumfahrt zu. Sei es die Verschmutzung durch Weltraumschrott, die zunehmende Platzenge (vor allem im LEO) oder die Gefahr, dass Fortschritte bei der Regeneration der Ozonschicht durch Space Debris wieder zerstört werden könnten. Die Teilnehmenden der Konferenz und die Panels waren sich diesen Punkten bewusst und dementsprechend häufig wurde das Thema diskutiert.

Ein weiterhin intensiv auf dem European Space Forum behandeltes Thema ist das potenzielle European Space Law, vorangetrieben durch die Europäische Kommission. Hier war man sich einig: Ein European Space Law samt überschneidenden Rahmenbedingungen in der Raumfahrt soll implementiert werden und ist nötig, um den Flickenteppich an Anforderungen und Vorstellung in der europäischen Raumfahrt zu minimieren.

Auf der Konferenz hat sich diesbezüglich herauskristallisiert, dass es fünf Punkte gibt, die durch ein European Space Law adressiert werden sollten. Diese sind:

  1. Sicherheit im Sinne von Sicherheit vor externem Einfluss.
  2. Sicherheit im Sinne von Risikominimierung von Kollision.
  3. Nachhaltigkeit und eine Betrachtung von Umweltfaktoren.
  4. Zu Verhinderung von Fragmentierung, vor allem mit Blick auf den inner-europäischen Markt.
  5. Standards, die einheitliche Anforderungen schaffen.

Wenn es einen Aspekt während der ganzen Konferenz gab, der wirklich immer gefallen ist, dann war es Optimismus. In regelmäßigen Abständen vielen Kommentare dazu, dass man in Europa das nötige Momentum nutzen solle, um Raumfahrtwettbewerb Wettbewerbssicher zu machen und zukünftige Herausforderung zu meistern. Man müsse zügig arbeiten, keine Zeit verlieren und kein Risiko scheuen. Negative Erfahrungen der Vergangenheit sollten die derzeitigen Bemühungen nicht überschatten. Diese Einstellung war besonders präsent, als es um IRIS2 ging. Das geplante europäische Programm wurde vor allem nochmals als Vehikel zur strategischen Autonomie sowie zur Möglichkeit weltweit sicher handeln zu können vorgestellt.

Trotz genereller Aufbruchstimmung gab es aber auch ein paar kritische Stimmen. Zum einen wurde gefragt, ob man es mit einem solchen Programm überhaupt mit Musk & Co. aufnehmen könne und wer letztlich die Risiken tragen würde, falls es zu Verspätungen kommt.

Es bleibt spannend wo die Reise hingeht und mit einem Plan über die ersten Services in 2024 und einer vollen Serviceleistung ab 2027 ist man sicherlich ambitioniert unterwegs.