Vorbereitungen für das Lunar Gateway: Mondplanungen in Oberpfaffenhofen
Wann immer ich eine Besuchergruppe bei uns durch das Columbus-Kontrollzentrum am DLR-Standort Oberpfaffenhofen führe, gehört ein Satz zu meinem Standardrepertoire: „Man kann sich die Bürokratie im Kontrollraum nicht groß genug vorstellen.“ Klingt irgendwie so gar nicht sexy, aber tatsächlich ist gerade die astronautische Raumfahrt so komplex, so viele Parteien sind involviert, und so viele Aspekte müssen bei einer Entscheidung berücksichtigt werden, dass man sehr gut daran tut, alles zu dokumentieren, aufzuschreiben, abzuzeichnen und abzustimmen. Letztlich hängen enorme Werte, großes Prestige und auch das Leben der Astronautinnen und Astronauten daran.
Die ganze letzte Woche war nun die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA bei uns zu Gast, um für die zukünftigen Mondmissionen mal „in persona“ das zu tun, was wir normalerweise über Videokonferenzen machen: Klären, was wir zukünftig alles aufschreiben müssen, um für den Betrieb des Lunar Gateway optimal zusammenarbeiten zu können. Das Lunar Gateway ist eine geplante, dauerhafte Wohn- und Forschungsstation, die im Rahmen des Artemis-Programms unseren Mond erkunden werden. Das europäische Mondkontrollzentrum soll hier in Oberpfaffenhofen entstehen.
Wir werden also direkt an den nächsten Mondmissionen mitwirken: Für den Artemis-II-Flug um den Mond im kommenden Jahr – diesmal mit astronautischer Besatzung – werden bereits Daten über uns laufen. Das Kölner Team am Europäischen Astronautenzentrum (EAC) wird sich mit einer medizinischen App an Bord an dieser Mission sowie bei der ersten Mondlandung mit Artemis III im Jahr darauf beteiligen. Dann wird das Lunar Gateway im Mondorbit aufgebaut – und hier werden wir aus Oberpfaffenhofen heraus die beiden europäischen Module, ein Mondkommunikationsterminal und mehrere Experimente betreiben – und das in engem Schulterschluss vor allem mit der NASA.
In unsere Sitzungen ging es nur am Rande um die Technik. Es waren eher Themen wie: „Welche Flight Rules brauchen wir?“, „Wie regeln wir, welche Datenprodukte wer von wem zu bekommen hat?“, „Wie können wir formal die Flug-Bereitschaft feststellen?“. Durchaus trocken und anstrengend, aber immer wieder schwingt im Sitzungsraum durchaus das mit, was uns alle fasziniert und antreibt: Wir arbeiten alle zusammen gerade daran, wieder Menschen auf die Mondoberfläche zu bringen! Und das ist dann doch wieder „ausgesprochen sexy“.
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