Auf dem Weg zum Lunar Gateway – Programmmanager-Konferenz am DLR in Oberpfaffenhofen
Große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus, so heißt es ja allgemein. Einen solchen Schatten hatten wir diese Woche – ok, ich fürchte, ich muss hier an meiner Metaphorik noch etwas arbeiten… Das große Ereignis? Wir haben damit begonnen, in unserem Kontrollzentrum die ersten vorbereitenden Arbeiten für die zukünftigen astronautischen Mondmissionen durchzuführen.
Die letzte Mondlandung war ein paar Jahre vor meiner Geburt, trotzdem sind die Apollo-Missionen für mich der bisherige Höhepunkt der astronautischen Raumfahrt. Dass wieder ein vergleichbares Programm im Anlaufen ist und wir in Oberpfaffenhofen hier eine Schlüsselrolle spielen werden, das würde ich definitiv als großes Ereignis bezeichnen!
Und der Schatten? Es war vielmehr ein Highlight: Wir hatten letzte Woche die internationalen Programmleiterinnen und -leiter für das Gateway, die Raumstation in einer Mondumlaufbahn, zu Gast am Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum des DLR in Oberpfaffenhofen, dem GSOC (German Space Operations Center). Auf Einladung der ESA sind die hochrangigen Vertretungen der NASA, der japanischen Weltraumagentur JAXA, der kanadischen CSA und freilich der ESA zu uns gekommen, um sich in technischen Gesprächsrunden und auch in bilateralen Managementgesprächen über den Projektfortschritt auszutauschen.
Ich treffe einige „alte Bekannte“, mit denen ich schon zusammen im Kontrollraum gesessen habe. Einige hatten auch schon für die ISS leitende Funktionen inne. Für Frank de Winnes ISS-Mission „OasISS“ war ich damals verantwortlich, heute ist er Gateway Program Manager auf der europäischen Seite.
Es wird viel diskutiert – denn unser Vorhaben ist hochkomplex: Um auf dem Mond zu landen, müssen verschiedene Programme exakt synchronisiert werden: Da ist nicht nur Gateway (die Raumstation im Mondorbit), sondern das Trägerraketenprogramm, das Programm für die Orion-Kapsel, das Programm für die Mondlandefähre…Und selbst, wenn es „nur“ Gateway wäre: Auch dieses Programm besteht aus verschiedenen Elementen, jedes für sich ein eigenes Großprojekt, jedes mit Schwierigkeiten, Schnittstellen und einer Zeitleiste, die mit allen anderen zusammenpassen muss.
Fragen über Fragen bei der Konzeption einer neuen Raumstation…
So sprechen wir bei der Programmmanagerkonferenz über Gewichteinsparungen, wir überlegen, ob die Luftumwälzung in den unbemannten Zeiträumen auf Gateway abgeschaltet werden kann oder ob sie weiterlaufen muss, um die Rauchmelder funktionsfähig zu halten. Wir werfen auch die Frage auf, wie wir damit umgehen, wenn eine ganz bestimmte Schraube nicht durch die Astronauten zu erreichen wäre, sollte dies nötig werden. Wir diskutieren ein geändertes Impeller-Design und wie man sicherstellen kann, dass mindestens 90 Prozent des „Pfades“, an dem sich zukünftig die Astronautinnen und Astronauten bei einem Außeneinsatz entlanghangeln sollen, durch Kameras und Scheinwerfer abgedeckt werden kann.
…und zwischendurch spielen wir Baseball
Klingt komisch? Ist aber so! Die Amerikaner haben tatsächlich Baseball-Handschuhe im Gepäck – und nach dem Mittagessen treffen sich alle vor dem Haupteingang des Deutschen Raumfahrtkontrollzentrums (GSOC), um ein paar Bälle zu werfen: Von einem Amerikaner zu einem Japaner, weiter zu einer Italienerin, dann ein Belgier, ein Kanadier… Wir spielen uns die Bälle zu, wir spielen nicht gegeneinander sondern miteinander, wir sind ein Team, wir sind am Ball. Und auch wir vom GSOC des DLR „bleiben am Ball“ – nicht nur beim ISS-Betrieb, sondern auch in Sachen Mondstation! Ich sehe schon: Jetzt passt meine Bildsprache wieder…
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