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Mondgeologie in der LUNA-Halle: Der Weg wird steinig…

Neues „Mondgestein“ für die LUNA-Halle
Experten haben aus den verschiedensten Regionen Gestein zusammengetragen, dass in seiner Zusammensetzung und seinen Eigenschaften dem Mondgestein ähnelt.
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DLR/ESA

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Mein sechsjähriger Sohn schleicht sich manchmal ganz vorsichtig in mein Büro, um die „riesige“ Steinsammlung zu bewundern, die ich noch aus meiner Kindheit herübergerettet habe. Ein Amethyst, ein Achat, ein Salzkristall, an dem man sogar lecken kann, ein Ammonit – und ein paar andere „Juwelen“. Damals habe ich mich für einen Experten gehalten – bis ich mein Wissen mal auf solidere Beine stellen wollte, und in einem Geologielehrbuch dann gesehen habe, wie viel ein echter Geologe über chemische Verbindungen, unterschiedliche Atomanordnungen und Kristallstrukturen wissen muss, und wie viele verschiedene Oxide, Sulfate oder Silikate es gibt.

Gesteinsbrocken „am Haken“
Mit einem Kransystem in der LUNA-Halle werden die schweren Gesteinsbrocken zu ihren vorgesehen Standorten transportiert. Bei den Arbeiten in der Halle müssen aufgrund des feinen Regolith-Staubs jetzt Ganzkörper-Schutzanzüge getragen werden.
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DLR/ESA

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Da habe ich dann meine selbstgestempelte Visitenkarte mit den Fachangaben „Astro/Geo/Speleo (Höhlenforschung)“ nicht mehr weiter ausgegeben… Inzwischen beneide ich echte Geologen: Wie interessant muss für sie ein Spaziergang am Seeufer sein, wo jeder Stein eine Geschichte seiner Herkunft erzählt, eine erdgeschichtliche Epoche bezeichnet und Auskunft über das Gebirge am Horizont gibt, aus dem er aller Wahrscheinlichkeit nach stammt.

Ein Spezialzweig der Geologie ist wohl die Gesteinskunde fremder Planeten oder unseres Mondes. Auf dem Mond fällt eine große Gesteinsgruppe komplett weg, die man auf der Erde zuhauf findet: Kalkstein und Marmor sind nur zwei Beispiele für Sedimentgesteine. Solche Sedimentgesteine entstehen, indem Verwitterungsprodukte wie etwa Kalk oder Ton abgelagert und verfestigt werden. Diese Prozesse gibt es auf dem Mond aber nicht. Dafür gibt es eine kontinuierliche ungefilterte Sonnen- und Teilchenstrahlung, es gibt einen permanenten Schauer aus kosmischen Geschossen, die ungebremst die Oberfläche pulverisieren. Die Mond-„Geo“logie ist also ganz anders als Erdgeologie!

Ablassen der schweren Fracht
Es ist fast geschafft: Der Stein hat seinen Standort auf einem aufgeschütteten Regolith-Hügel erreicht und wird vorsichtig herabgelassen.
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Für LUNA haben wir extra ein Expertenteam darauf angesetzt, auf der Erde Gesteinsbrocken zu finden, die „mondähnlich“ sind und in unserer Analoganlage die künstliche Mondoberfläche bereichern sollen. Es war an den Vulkanen Italiens, in Norwegen und auch im Nördlinger Ries unterwegs und hat eine schöne Sammlung zusammengestellt – viel größer als meine „Privatsammlung“, allerdings dafür auch nicht so bunt und glitzernd.

Mit Feingefühl werden die „Mondsteine“ positioniert
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DLR/ESA

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Diese Woche wird das zusammengetragene Material nun in unserem LUNA-Vorbereitungsraum gesichtet, fotografiert und katalogisiert – wir wollen für alle zukünftigen wissenschaftlichen Kampagnen in der LUNA-Halle entsprechend gerüstet sein und gegebenenfalls die „richtigen Steine“ auf unserer Mondoberfläche aufstellen können.

Danach platzieren wir die Steine direkt in der Halle. Dabei tragen jetzt alle eine Ganzkörper-Schutzausrüstung, denn der feine Regolith-Staub ist nicht besonders angenehm in den Augen oder in der Lunge. Halle? Inzwischen müssen wir tatsächlich sagen: Mondoberfläche… grau, staubig, dunkel – und jetzt auch noch sehr unwegsam der vielen Steine wegen!

Langsam nimmt die „Mondoberfläche“ Gestalt an
Die LUNA-Halle ist inzwischen fast vollständig mit Regolith-Simulat gefüllt. Zusammen mit den Gesteinsbrocken kommt die Oberfläche dem Original schon sehr nahe.
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