Vom Mond nach Hause telefonieren
Nach Hause telefonieren – wenn die zukünftigen Forscherinnen und Forscher das während der ersten Mondlandungen im dritten Jahrtausend tun wollen, dann wird das über ein europäisches Kommunikationsterminal an der Gateway-Station im Mondorbit passieren. Dieses wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Standort Oberpfaffenhofen betreut.
Klingt noch furchtbar futuristisch und weit weg? Mitnichten… Das dritte Jahrtausend ist schon 23 Jahre alt, das Artemis-Programm, das wieder Menschen auf den Mond bringen soll, hat seine erste Mission Dezember 2022 bereits erfolgreich absolviert. Das Kommunikationsterminal am HALO (Habitation and Logistics Outpost)-Modul der Gateway-Station, das den etwas sperrigen Namen HALO Lunar Communication System (HLCS) trägt, hat seine letzte formale Entwurfsprüfung bereits hinter sich und befindet sich somit praktisch im Bau. Wir am Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum bereiten uns auf den HLCS-Betrieb vor. Dies ist eine von vielen Aufgaben, die wir bewältigen müssen, um das Columbus-Kontrollzentrum (Col-CC) in das Human Exploration Control Center (HECC) zu verwandeln.
Bezüglich Antennen haben wir innerhalb des Col-CC bereits einige Erfahrung, nachdem wir auch am Columbus-Modul eine Antenne betreiben. Aber HLCS wird nochmal eine „andere Nummer“ sein! Glücklicherweise können wir auf einen ganzen Stab an Expertinnen und Experten zurückgreifen – aus unseren Satellitenteams oder eben Fachleute aus Weilheim, die dort für das DLR die „Zentralstation des deutschen Bodensystems“ betreiben. Das Spätsommerwetter der vergangen Tage war daher perfekt, um nicht nur den fachlichen Austausch zu suchen, sondern auch die dortigen Antennen zu besichtigen.
Am Beeindruckendsten für mich war die 30-Meter-Antenne, die für die Kommunikation für Raumsonden im „Deep Space“ ausgelegt ist.
Da dürfen wir ausnahmsweise auch hinaufsteigen in die „Elevation Cabin“ – sehr zum Leidwesen von Angi: Man sieht den Boden durch die Gitterroste in 20 Metern Höhe leider verdammt gut…
Während des Besuchs zeigte uns unser Weilheimer Kollege Martin Häusler den Empfänger der Antenne. Den Bereich, wo das über die 30 Meter Durchmesser aufgefangene Signal dann in vier filigrane Kabel übergeht. Derzeit unterstützt das Weilheimer Team die japanische Mission Venus Climate Orbiter. Bei dieser Mission schickt die Sonde ihr Funksignal durch die Venusatmosphäre, bevor sie aus Erdsicht hinter der Venus untergeht. Dieses Funksignal enthält dann Informationen über die Atmosphäre der Venus.
Dass durch diese Kabel, die ich mit zwei Fingern umfassen kann, Liveinformationen aus der „Venusluft“ laufen, wenn die Antenne für die Venus-Climate-Orbiter-Mission aktiv ist ... kaum vorstellbar!!
Fazit des Besuchs in Weilheim: Fast Venusluft geschnuppert, Höhenangst überwunden, Hightech in Traumlandschaft – und ganz viel gelernt, um später mal das „Nachhausetelefonieren“ vom Mond ermöglichen zu können.
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