30. November 2023

Wasserstoff-Infrastruktur: Fachleute empfehlen rasche Entwicklung eines Speicherkonzepts

„Das Potenzial, das Wasserstoff zur Flexibilisierung und Dekarbonisierung des Gesamtsystems bietet, werden wir erst durch das effektive Zusammenspiel der Strom- und Wasserstoff-Infrastruktur voll ausschöpfen können“, betonte Co-Clustersprecher Prof. Dr. Carsten Agert.
  • Der Cluster „Infrastruktur und Systemintegration“ aus dem Forschungsnetzwerk Wasserstoff hat am 27. und 28. November 2023 erstmals in Oldenburg getagt.
  • Die Integration großskaliger Speicherkapazitäten müsse bei den Vorbereitungen zum Markthochlauf einer deutschen Wasserstoff-Infrastruktur stärker als bislang in den Fokus zu rücken.
  • Institutsdirektor Prof. Dr. Carsten Agert ist seit 2021 Co-Sprecher des Themenclusters.
  • Schwerpunkte: Energie, Speicher, Systemintegration

Cluster „Infrastruktur und Systemintegration“ aus Forschungsnetzwerk Wasserstoff identifiziert mögliche Bottlenecks in Vorbereitung des Markthochlaufs – Clustertreffen am 27./28. November 2023 in Oldenburg

Bei den Vorbereitungen des Markthochlaufs einer deutschen Wasserstoff-Infrastruktur bis zum Jahr 2030 muss die Integration großskaliger Speicherkapazitäten stärker als bislang in den Fokus rücken. Hierfür seien noch umfangreiche technische und systemanalytische Forschungsanstrengungen erforderlich, resümierte der Cluster „Infrastruktur und Systemintegration“ des Forschungsnetzwerks Wasserstoff bei seiner Sitzung am 27. und 28. November 2023 im niedersächsischen Oldenburg. Um den Markthochlauf erfolgreich zu gestalten, werden den Expertinnen und Experten zufolge auch verstärkt Konzepte zur integrierten Planung beim Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur, zur Umnutzung der Erdgas-Infrastruktur für Wasserstoff sowie für Anpassungen der regulatorischen Rahmenbedingungen benötigt.

Schwerpunktthema des mittlerweile vierten Clustertreffens mit rund ca. 70 Teilnehmenden war eine umfangreiche Bottleneck-Analyse der bisher vorliegenden Planungen zum H2-Markthochlauf. Dafür wurden verschiedenste System-Aspekte, beginnend beim internationalen schiffsgebundenen Wasserstofftransport bis hin zum Pipelinetransport in die Verteilnetze, in Impulsvorträgen sowie in anschließender Analyse in Wechselwirkung zueinander erörtert. Ein besonderer Blick richtete sich dabei auf die Speicher-Infrastruktur: „Hier erkennen wir einen möglichen Engpass in der Infrastrukturplanung“, sagte Institutsdirektor Prof. Dr. Carsten Agert, der gemeinsam mit Dr. Urban Keussen (Technikvorstand der Oldenburger EWE AG) als Sprecher des Clusters „Infrastruktur und Systemintegration“ fungiert. „Für die Zeit ab 2030 wird ein starker Anstieg der Speicherbedarfe für Wasserstoff prognostiziert, der bis zum Jahr 2045 auf bis zu 105 Terawattstunden steigen könnte. Zum Vergleich: Das theoretische Umstellungspotenzial aller heutigen Erdgasspeicher liegt bei 35 bis 50 Terawattstunden“. Es bestehe also Bedarf an einer langfristigen Speicherplanung, schließlich dauere der Bau einer Kaverne drei bis fünf Jahre – zuzüglich Planung, Genehmigung und Inbetriebnahme.

Mathias Koch, Projektmanager für Deutsche Wasserstoffpolitik, vertrat die Denkfabrik Agora Energiewende beim Clustertreffen in Oldenburg.
Credit:

Eva Mühle / Projektträger Jülich

Einigkeit herrschte bei den Teilnehmenden darüber, dass das Design der H2-Infrastruktur großen Einfluss auf das Gelingen des Wasserstoff-Markthochlaufs insgesamt haben wird. „Das Potenzial, das Wasserstoff zur Flexibilisierung und Dekarbonisierung des Gesamtsystems bietet, werden wir erst durch das effektive Zusammenspiel der Strom- und Wasserstoff-Infrastruktur voll ausschöpfen können“, betonte Agert. Deshalb müsse etwa der Systemintegration von Elektrolyseuren und Rückverstromungs-Kraftwerken, die als sektorenkoppelnde Elemente zwischen der Strom- und Gasinfrastruktur dienen, besondere Aufmerksamkeit mit vertieftem systemischen Gesamtverständnis gewidmet werden.

Das Forschungsnetzwerk Wasserstoff ist eines von neun Energie-Forschungsnetzwerken. Es wurde im Jahr 2021 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klima ins Leben gerufen, um Forschung, Politik, Industrie und Wirtschaft ein Forum für die Entwicklung gemeinsamer Empfehlungen und Stellungnahmen zu H2-Technologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu geben. Zudem sollen die Netzwerke als wichtige Impulsgeber für die Forschungs- und Innovationspolitik mit Fokus auf Anwendungsnähe und Praxistransfer dienen.

Weiterführende Informationen zum Thema

Kontakt

Prof. Dr. Carsten Agert

Institutsdirektor
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Vernetzte Energiesysteme
Carl-von-Ossietzky-Straße 15, 26129 Oldenburg

Heinke Meinen

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Vernetzte Energiesysteme
Institutskommunikation