„Wie wird Deutschland klimaneutral?“ – Dr. Patrick Jochem an Studie beteiligt
- Die Studie „Szenarien für ein klimaneutrales Deutschland – Technologieumbau, Verbrauchsreduktion und Kohlenstoffmanagement“ ist von der acatech/Leopoldina/Akademieunion am 2. Februar 2023 vorgestellt worden.
- Um die Nachfrage zu senken, erfordere es von der Politik gestaltete Rahmenbedingungen, die über eine reine CO2-Bepreisung hinausgehen.
- Mit Dr. Patrick Jochem vom Institut für Vernetzte Energiesysteme ist auch ein Vertreter des DLR an der Arbeitsgruppe aus 23 Autorinnen und Autoren an der Studie beteiligt.
- Schwerpunkte: Energie, Systemanalyse, Energiewende
Damit Deutschland seine Klimaziele erreicht, muss neben der Umsetzung von Ausbauraten für Erneuerbare Energien und Effizienzsteigerungen auch die Nachfrage nach Energiedienstleistungen sinken. Hierfür erfordert es von der Politik gestaltete Rahmenbedingungen, die über eine reine CO2-Bepreisung hinausgehen. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende der Initiative „Energiesysteme der Zukunft“ in der von der acatech/Leopoldina/Akademieunion veröffentlichten Studie „Szenarien für ein klimaneutrales Deutschland – Technologieumbau, Verbrauchsreduktion und Kohlenstoffmanagement“, die am 2. Februar 2023 vorgestellt worden ist. Mit Dr. Patrick Jochem vom Institut für Vernetzte Energiesysteme ist auch ein Vertreter des DLR an der Arbeitsgruppe aus 23 Autorinnen und Autoren an der Studie beteiligt.
Methodisch ging es bei der Analyse darum, mehrere vorliegende Energiesystem-Studien und eigene Modellierungen um den Aspekt der reduzierten Nachfrage zu erweitern. „Bestehende Szenarien-Studien untersuchen kaum, inwieweit eine Reduktion der Nachfrage nach Energiedienstleistungen Spielräume schaffen kann, um Zielverfehlungen beim Technologieausbau auszugleichen oder die Klimaziele gar einige Jahre früher zu erreichen“, heißt es dazu in der Stellungnahme der Forschergruppe.
Vor diesem Hintergrund lag der Fokus neben den Aspekten Heizwärme und Materialbedarf in der Industrie vor allem auf dem Verkehr. So hätten zum Beispiel erzielte Effizienzgewinne und neue Technologien im Mobilitätssektor nicht zur Abnahme der CO2-Emissionen geführt, weil gleichzeitig das Verkehrsaufkommen sowie Größe und Gewicht der Fahrzeuge zugenommen haben. Deshalb müsse ein Ansatz gewählt werden, der die Mobilität als „Zugang zu Zielen“ definiert und darauf abzielt, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Erreicht werden könne dies durch qualitativ ansprechendere Lösungen für den ÖPV, Rad- und Fußverkehr sowie durch langfristig wirkende Stadtplanung und Siedlungspolitik. Zudem könne eine Regionalisierung von Wirtschaftskreisläufen dazu beitragen, den Güterverkehr insgesamt zu reduzieren.
Im Fokus der rund 200-seitigen Analyse standen neben dem Aspekt der beispielhaft beschriebenen Verbrauchsreduktion auch die Optionen, den anstehenden Technologiehochlauf zu beschleunigen, die industrielle Produktion klimaneutral und den Konsum nachhaltig zu gestalten, die für das Jahr 2045 angestrebte Realisierung der klimaneutralen Energieversorgung vorzuziehen sowie die Bedeutung negativer Emissionen, zum Beispiel durch Aufforstung oder CO2-Abscheidung, zu analysieren. Grundsätzlich gehen die Forschenden jedoch davon aus, dass die eingeleitete Transformation des Energiesystems nur durch das Ineinandergreifen vielfältiger gesellschaftlicher, technischer und ökonomischer Lösungsansätze zum Erreichen der Klimaziele führen könne.
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