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Zweite TRIPLE-IceCraft-Expedition in die Antarktis: Zwischen Schneesturm und Spülmaschine – Teil 2

Nach dem Sturm
Die Umgebung der Neumayer-Station III nach einem antarktischen Schneesturm
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DLR/RWTH Aachen/Dirk Heinen

Das heutige Wetter ist ungemütlich mit leichten Schneeverwehungen und Windgeschwindigkeiten von bis zu 20 Knoten (37 Kilometer pro Stunde). Morgen wird es voraussichtlich noch schlechter. Vorher planen wir die Schmelzsonde TRIPLE-IceCraft in die Neumayer-Station III zu bringen. Dazu entnehmen wir die Sonde aus dem Container und legen sie auf eine Schneeraupe, die sie zur Station transportiert.

Die Sonde TRIPLE-IceCraft wird aus dem Container entnommen, um sie zur Station zu transportieren.
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DLR/RWTH Aachen/Dirk Heinen

Da der Fahrstuhl im Inneren der Station nicht ausreichend groß ist, nutzen wir einen Kran, um die Sonde hochzuheben. Er befindet sich auf dem Hauptdeck und wird genutzt, um schwere Lasten, beispielsweise die Dieselmotoren der Blockheizkraftwerke, auszutauschen. Nachdem die großen Flügeltüren geöffnet sind, kann der Balken ausgefahren und ein Haken abgelassen werden. Wir befestigen TRIPLE-IceCraft unten und beginnen damit, das Gerät hochzuziehen. Um ein Verdrehen zu verhindern, stabilisieren wir die Sonde mithilfe von zwei Seilen. Nach kurzer Zeit erreicht sie ihr Ziel und wird in die Station gefahren.

Der Balkenkran hebt die Sonde an
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DLR/RWTH Aachen/Dirk Heinen

Die Sonde kommt in der Station an
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DLR/RWTH Aachen/Dirk Heinen

Mithilfe eines Hubwagens schieben wir die Sonde in die sogenannte „Galerie“ der Station. Dieser Bereich bezeichnet den wettergeschützten Zwischenraum zwischen dem inneren Containerbau und der Außenhülle. In der Regel wird dieser Platz als zusätzlicher Lager-, Arbeits- und Aufenthaltsbereich genutzt. In den kommenden Wochen können wir unabhängig vom rauen Wetter draußen an der Sonde arbeiten. Wir werden das überarbeitete Getriebe einbauen und alle Subsysteme testen und kalibrieren.

In der „Galerie“ der Station können wir geschützt an TRIPLE-IceCraft arbeiten
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DLR/RWTH Aachen/Dirk Heinen

Unser Alltag ist durch die Essens- und Besprechungszeiten der Station gut strukturiert. Die Stationsköchin versorgt uns mit sehr gutem Essen. Alle Bewohner müssen ein wenig mithelfen, beispielsweise beim Beladen der Spülmaschine und dem Abtrocknen des Geschirrs. Täglich um 7:30 Uhr trifft sich das Technikteam. Hier werden die Arbeiten des Tages koordiniert, und wir können unsere Anforderungen an Technik und Logistik anmelden. Vor dem gemeinsamen Abendessen findet eine allgemeine Besprechung für die gesamte Station statt. Dabei wird das Wetter der nächsten Tage vorgestellt, der vergangene Tag wird zusammengefasst und es werden Ankündigungen gemacht. Anschließend werden im Team die Arbeiten des Tages besprochen, ein kurzes Log geschrieben und die nächsten Schritte geplant.

In der Freizeit tauschen wir uns mit Kollegen aus oder betreiben verschiedene Aktivitäten in der Station. Hier gibt es einen Aufenthaltsraum mit Billard und Kicker sowie Bereiche mit Sportgeräten und eine Sauna. Es ist auch möglich, mit den Schneemobilen einen Ausflug in die Umgebung zu unternehmen.

Die Besatzung der Station ist bunt gemischt: Während der Sommersaison von November bis März wohnen hier insgesamt zwischen 35 und 50 Personen. Aktuell befinden sich zudem zehn Überwinterer auf der Station. Das Team für den Winter 2023 besteht aus einem Arzt, der auch Stationsleiter ist, einer Köchin, zwei Ingenieuren, einem Funker/IT-Spezialisten, zwei Geophysikern, einer Luftchemikerin, einem Meteorologen und einem Wissenschaftler, der das Verhalten von Aerosolen und Wolken in der Troposphäre erforscht. Kurz vor Weihnachten wird ihre Ablöse eintreffen.

Im Sommer übernimmt ein Mitarbeiter des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) als „Field Operation Manager“ die Koordination und Leitung der Station. Ein zehnköpfiges Technik- und Serviceteam kümmert sich um Wartung und Instandhaltung und unterstützt unsere und die weiteren Forschungsgruppen. Sie untersuchen unter anderem das Meereis der Atkabucht und die nahe Kolonie der Kaiserpinguine.

Außerhalb der Arbeit und während des Essens kommt es ständig zum Austausch untereinander. Meistens wird über Wissenschaft oder die technischen und sonstigen Herausforderungen in der Antarktis diskutiert.

Arbeiten am Schmelzkopf der Sonde
Wir schrauben das Heck an die Sonde

Während wir im Stationsalltag an TRIPLE-IceCraft arbeiten, vergeht die Zeit wie im Flug. Wir beginnen mit dem Öffnen des Kopfs der Sonde und arbeiten uns nach und nach bis zum Heck vor. Wir bauen das überarbeitete Getriebe ein, implementieren einige Verbesserungen, spielen die neueste Software ein, inspizieren und testen alle Subsysteme, finden kleinere Fehler und reparieren sie. Während dieser Arbeiten zieht ein schwerer Sturm auf. Es wird sehr ungemütlich. Windstärken von über 90 Kilometern pro Stunde bei Temperaturen von einigen Grad Celsius unter null machen das Arbeiten draußen fast unmöglich. Zusätzlich erzeugt der starke Wind jede Menge Schneegestöber. Zum Glück sind wir in der Station gut geschützt und können das Unwetter gemütlich von unserem Arbeitsplatz aus verfolgen. Wir überprüfen alle Sensoren und kalibrieren einige neu. Anschließend beginnen wir mit dem Verschließen der Sonde und testen den komplexen Spulmechanismus.

In die Schleuse am Stationseingang weht Schnee
Im Polaroverall eingepackt geht es raus in den Schneesturm.
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DLR/RWTH Aachen/Dirk Heinen

Kurz nach dem Sturm schließen wir die restlichen Arbeiten an der Sonde mit einer erfolgreichen Dichtigkeitsprüfung ab. Endlich können wir mit TRIPLE-IceCraft ins Eis! Wir organisieren den Rücktransport der Sonde zum Container und bereiten die erste Testbohrung der Saison vor.

Sicht aus dem Treppenhaus des Stationsaufgangs während des Schneesturms
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DLR/RWTH Aachen/Dirk Heinen