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Warten auf den „Weihnachtsstern“: Wann wird T Coronae Borealis aufleuchten?

Aufblitzen eines Weißen Zwergs in Symbiose mit einem Roten Riesen, künstlerische Darstellung
Nach 80 Jahren soll ein Weißer Zwerg, der im Sternbild Nördliche Krone mit einem Roten Riesen ein symbiotisches Sternsystem bildet, wieder hell sichtbar als Nova aufleuchten. Das Bild stellt dar, wie das jähe Aufblitzen des kompakten Zwergsterns aus der Nähe aussähe.
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Ralf Schoofs / SpaceArtSchoofs

Astronominnen und Astronomen in aller Welt warten zur Zeit gespannt auf das Wiederaufleuchten eines relativ unscheinbaren Sterns im Sternbild Nördliche Krone: T Coronae Borealis. Er flammt rund alle 80 Jahre auf, wird dann zu einer hellen Nova, einem „neuen“ Stern, und kann abhängig von Jahreszeit und Standort einige Tage lang am dunklen Nachthimmel auffallen. Ein solches seltenes Himmelsereignis, das wie der Halleysche Komet meist nur einmal im Leben eines Menschen zu sehen ist, fasziniert besonders. Was es mit diesem Stern im Einzelnen und mit lichtvariablen Sternen im Allgemeinen auf sich hat, soll im Weiteren exemplarisch dargestellt werden.

Ein Klassiker astronomischer Forschung: Lichtwechsel durch Bedeckungen

Sterne, die am Firmanent augenfällig ihre Helligkeit verändern, blieben den Menschen füherer Zeiten rätselhaft. Sie beobachteten sie verwundert oder mit einem gewissen Schrecken, stellte das Gesehene doch die unantastbare Unveränderlichkeit des Himmels in Frage. So gaben die Araber dem zweithellsten Stern im Sternbild Perseus, Beta Persei, den Namen Ra‘s al ghul (Algol), was soviel wie Teufels- oder Dämonenstern bedeutet. Algol verändert seine Helligkeit in knapp drei Tagen um 1,3 Größenklassen. Diese Veränderung war zwar, wie wir heute wissen, schon seit Jahrtausenden bekannt, doch erst im Jahre 1783 stellte der englische Astronom John Goodricke (1764 bis 1786) im Alter von 18 Jahren als Erklärung die Vermutung auf, dass der Helligkeitswechsel durch den Umlauf eines dunklen Körper – seiner Ansicht nach durch einen Planeten – verursacht würde. Dem Astrophysiker Hermann Carl Vogel (1841 bis 1907) gelang es schließlich im Jahr 1889 anhand spektroskopischer Untersuchungen nachzuweisen, dass Beta Persei ein Doppelsternsystem mit verschieden hellen Komponenten ist. Seitdem ist Algol zum Prototyp aller Bedeckungsveränderlichen geworden, eine fachastronomische Bezeichnung, die durch Günther Jauchs 250. Rateshow im deutschsprachigen Raum auch einem größeren Publikum bekannt gemacht wurde.

„Atmende“ Sterne – die Pulsationsveränderlichen

John Goodricke war es auch, dem im darauffolgenden Jahr 1784 die Helligkeitsänderung des Sterns Delta im Sternbild Cepheus auffiel. Doch dieser Stern, ein gelber Überriese in rund 900 Lichtjahren Entfernung, ändert seine Helligkeit nicht aufgrund einer Bedeckung durch einen kühleren, weniger leuchtkräftigen Begleiter, sondern infolge radialer Pulsationen seiner äußeren Schichten. Diese Hypothese geht im Wesentlichen auf den amerikanischen Astronomen Harold Shapley (1885 bis 1972) zurück und wurde danach von Sir Arthur Stanley Eddington (1882 bis 1944) und dem russischen Astrophysiker Sergei Aleksandrovich Zhevakin (1916 bis 2001) ausgearbeitet. Spätere Sternentwicklungsmodellierungen der Astrophysiker Norman Baker (1931 bis 2005), Rudolf Kippenhahn (1926 bis 2020) und John Paul Cox (1926 bis 1984) bestätigten viele Überlegungen Zhevakins als zutreffend.

Der englische Astronom John Goodricke
John Goodricke (1764-1786) stieß in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit seinen Beobachtungen das Tor zur wissenschaftlichen Erforschung veränderlicher Sterne auf.
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Public Domain

Die radialen Pulsationen treten während einer instabilen Entwicklungsphase bei Sternen zwischen vier und 15 Sonnenmassen auf, deren Oberflächentemperatur in einem gewissen Temperaturbereich liegen muss, der sich im Instabilitätsstreifen des Hertzsprung-Russell-Diagramms widerspiegelt. Sie entstehen dadurch, dass Strahlung aus dem Inneren des Sterns auf eine etwa 40.000 Kelvin heiße Zone in der oberflächennahen Sternatmosphäre trifft, in der Helium in einfach ionisierter Form (He II oder He+) vorliegt, also nicht vollständig ionisiert ist. In dieser Schicht nimmt die Opazität, das heißt die Undurchlässigkeit der Zone für Strahlung, wesentlich mit einer Dichteerhöhung durch wachsendem Druck zu. Die Strahlung staut sich unter der Ionisationsschicht und komprimiert sie, was in erster Linie eine weitere Ionisierung des Heliums und weniger eine reine Temperaturerhöhung des Gases bewirkt. Entsprechend entsteht in diesem Breich ein Energieüberschuss und der daraus resultierende Überdruck führt schließlich dazu, dass der gravitative Druck der darüberliegenden Sternschichten überwunden wird, diese gleichsam nach außen „gedrückt“ werden und expandieren. Mit der Expansion verringert sich nun der Druck, die Heliumionen fangen an, mit den freien Elektronen wieder zu rekombinieren, was die Sternatmosphäre durchlässiger macht, sodass die zuvor aufgestaute Strahlung aus dem Stern entweichen kann. In dieser Phase der Expansion werden die Gesamtleuchtkraft und Oberflächentemperatur des Sterns maximal, noch bevor er die größte Ausdehnung erreicht hat. Danach fängt die nach innen gerichtete Schwerkraft an, zu dominieren, die äußeren Sternschichten fallen zusammen und verdichten sich, die Opazität der He II-Ionisationschicht nimmt wieder zu und das ganze Spiel beginnt – entkoppelt von den tieferliegenden Fusionsprozessen im Stern – aufs Neue. Bei Delta Cephei dauert ein vollständiger „Atemzug“, das heißt eine Pulsationsperiode, knapp 5,4 Tage; dabei ändert sich der Radius des Sterns um sieben Prozent seines mittleren Sternradius von 40 Millionen Kilometer und die Helligkeit um 0,9 Größenklassen.

Mehr als ein halbes Jahrhundert hat es gedauert, bis klar war, dass die Helium II-Schicht in den oberen Etagen der Cepheiden wie ein dynamisches Ventil wirkt, das den Strahlungsfluss regelt und die Ursache für die Sternpulsationen ist. Auch wenn dieser sogenannte Kappa-Mechanismus weitgehend verstanden ist, stellen sich weitere Fragen, zum Beispiel zur Rotation und zur Bestimmung der Masse von Cepheiden. Grundlagenforschung braucht einen langen Atem, über eine Sternpulsation oder einen Regierungswechsel hinaus!

Helligkeits- und Radiusänderung eines Cepheiden
Schematische Darstellung der Helligkeits- und Radiusänderung eines Cepheiden. Die größte Ausdehnung wird jeweils während des Helligkeitsabfalls erreicht.
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Uwe Reichert

Ein weitaus größerer Helligkeitsunterschied tritt bei dem Stern Omikron im Sternbild Walfisch auf, der auch Mira, die „Wundersame“, genannt wird. Dieser Rote Riesenstern wurde im Jahr 1596 von David Fabricius (1564 bis 1617) im ostfriesischen Esens entdeckt und erhielt von dem Danziger Astronomen Johannes Hevelius (1611 bis 1687) seinen Namen. In einem Zeitraum von elf Monaten kann Miras Helligkeit im optischen Wellenlängenbereich um beträchtliche acht Größenklassen variieren und der Stern somit um das 1.500fache heller werden. Mira, die nur 20 Prozent massereicher als die Sonne ist, ist der Protyp einer ganzen Klasse von langperiodischen Pulsationsveränderlichen. Wie bei den Cepheiden beruht der Pulsationsmechanismus der Sternatmosphäre bei den Mirasternen auf einer temporären Energieansammlung an einer Ionisationsschicht im Stern, die aber im Gegensatz zu den Cepheiden aus Wasserstoff besteht. Vieles bleibt bei den Mirasternen im Detail noch unverstanden und ist Teil der aktuellen Forschung.

Nicht zu verwechseln sind die Pulsationsveränderlichen mit den Pulsaren, bei denen es sich um sehr schnell rotierende Neutronensterne handelt, wie sie regelmäßig nach einer Supernovaexpelosion eines massereichen Stern zurückbleiben.

Der Rote Riesenstern Mira, aufgenommen vom UV-Satelliten GALEX der NASA
Mira ist nicht nur als langperiodischer Pulsationsveränderlicher, sondern auch als Stern mit einer hohen Eigengeschwindigkeit im Raum bekannt. Bei einer Ausdehnung von maximal 400 Sonnenradien ist die Schwerebeschleunigung an der Sternoberfläche um einige tausend Male geringer als auf der Erde, sodass sich Gase sehr leicht von der Sternoberfläche lösen können. Entsprechend hoch ist die Massenverlustrate des Sterns. Hohe Geschwindigkeit und geringe Anziehung bewirken, dass der Rote Riese einen 13 Lichtjahre langen Schweif bestehend aus 3.000 Erdmassen seiner Sternmaterie hinter sich herzieht, wie es Satellitenaufnahmen belegen. Mira ist buchstäblich ein echter Schweifstern!
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NASA

Eine weitere Klasse helligkeitsvariabler Sterne sind die Eruptionsveränderlichen, welche in gewissen, nicht exakt vorhersagbaren Zeitabständen durch einen plötzlichen, mehr oder weniger starken Helligkeitsausbruch auffallen, dem unterschiedliche stellarphysikalische Prozesse zugrunde liegen können. Zu diesen Veränderlichen gehört auch T Coronae Borealis, ein symbiotischer Doppelstern, der aus einem erdgroßen Weißen Zwerg mit nahezu 1,4 Sonnenmassen und einem Roten Riesen mit 1,1 Sonnenmassen und einem Radius von 75 Sonnenradien (52,5 Millionen Kilometer) besteht. Die Zentren beider Sterne liegen rund 80 Millionen Kilometer entfernt auseinander, was ungefähr dem halben Abstand der Erde zur Sonne entspricht. Das Sternsystem zählt zu den rekurrierenden Novae – einer Untergruppe der Eruptionsveränderlichen –, von denen man bislang nur zehn in unserer Milchstraße entdeckt hat. Von ihnen ist T Coronae Borealis das einzige, dessen Lichtausbruch man deutlich mit dem bloßen Auge verfolgen kann.

Beide Sterne umlaufen sich, 3.000 Lichtjahre von uns entfernt, in rund 228 Tagen. Vom Roten Riesen, der mit seiner Größe annähernd die Bahn des Planeten Merkur ausfüllen würde, strömt wasserstoffreiche Materie über einen kräftefreien Gleichgewichtspunkt in Richtung Weißer Zwerg. Sie formt sich um den kleinen, kompakten Stern unter Einfluss der Corioliskraft zu einer spiralförmig rotierenden Akkretionsscheibe, von der regelmäßig Materie zur heißen Oberfläche des kompakten Zwergsterns stürzt und um ihn herum eine flache, dichte Wasserstoffatmosphäre entstehen lässt. Der sukzessive Aufprall heizt zunehmend die Wasserstoffatmosphäre durch Umwandlung von kinetischer Energie in Wärme auf. Beim Erreichen einer kritischen Temperatur von einigen Millionen Grad setzen an der Oberfläche des Weißen Zwergs thermonukleare Reaktionen ein, die ein explosionsartiges Abstoßen der dichten Atmosphäre bewirken. Die heftige und zugleich kühlende Expansion der abgestoßenen Materie lässt den Weißen Zwerg optisch als Nova aufflammen.

Materiestrom eines Roten Riesen zu einem Weißen Zwerg
Künstlerische Darstellung, wie ein ausgedehnter Roter Riese die Akkretionsscheibe um einen Weißen Zwerg mit wasserstoffreicher Materie aus seiner Atmosphäre speist.
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NASA/CXC/M.Weiss

Man geht davon aus, dass der Materiestrom vom Roten Riesen zum Weißen Zwerg ansteigt, bevor es zum Novaausbruch kommt. Der Vorgang selber verläuft im Ganzen weniger energiereich als bei der Explosion einer Supernova vom Typ Ia ab, bei der ein Weißer Zwergstern völlig zerstört wird. Doch es kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine rekurrierende Nova eines Tages einmal ihr Ende als Supernova besiegeln wird, falls der Weiße Zwerg im Laufe der Zeit einen solchen Zuwachs an Materie gewinnt, dass seine Gesamtmasse die kritische Chandrasekhar-Grenze übersteigt.

Bis heute sind vier Nova-Ausbrüche von T Coronae Borealis verbürgt: einer im Herbst des Jahres 1217, als man ein „erstaunliches Zeichen“ am Himmel sah, ein weiterer Ende Dezember 1787 und die beiden letzten aufeinanderfolgenden vom 12. Mai 1866 und 9. Februar 1946, die intensiv beobachtet und studiert wurden. Normalerweise liegt die visuelle Helligkeit von T Coronae Borealis zwischen der zehnten und elften Größenklasse. In der Novaphase kann das Sternsystem jedoch so hell wie der Polarstern werden.

Lichtkurven von T Coronae Borealis
Die Lichtkurven von T CrB im blauen (blaue Messpunkte) und visuellen (grüne Messpunkte) Wellenlängenbereich. Aus "The B & V light curves for recurrent nova T CrB from 1842–2022, the unique pre- and post-eruption high-states, the complex period changes, and the upcoming eruption in 2025.5 ± 1.3" by B. Schaefer, published in the Monthly Notes of the Royal Astronomical Society, 9 March 2023.
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B. Schaefer

Ein erneuter, fünfter Lichtausbruch wird nun seit geraumer Zeit erwartet, worüber bereits an anderer Stellen ausführlich geschrieben und viel spekuliert wurde. Bereits im Februar 2015 ließ sich ein geringes Hellerwerden des Sterns um dreiviertel Größenklassen verbunden mit einer leichten Intensitätszunahme im blauen Wellenlängenbereich feststellen. Im März 2023 ging die Helligkeit wieder zurück, was mit einer Zunahme der Absorption infolge vermehrter Staubentwicklung erklärt wurde. Weil ein ähnliches Verhalten ein Dreivierteljahr vor dem letzten Lichtausbruch im Jahre 1946 beobachtet worden war, gilt dies als Vorbote für einen bald bevorstehenden Ausbruch des Weißen Zwergsterns. Auch spektroskopische Beobachtungen deuten darauf hin. Doch den genauen Zeitpunkt konnte bisher noch niemand richtig vorhersagen; alle in der Vergangenheit liegenden Datumsprognosen haben sich als obsolet herausgestellt.

Die Lichtkurve von T CrB während seines letzten Helligkeitsausbruchs im Jahr 1946 nach Daten der American Association of Variable Star Observers
Ein Dreivierteljahr vor dem starken Lichtausbruch kam es zwischen Mai und August 1945 zu einer Absenkung der Helligkeit. Die Nacheruption ein halbes Jahr nach dem Novaausbruch harrt noch einer eindeutigen wissenschaftlichen Erklärung.
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CC BY-SA 4.0; PopePompus

Einen besonderen Ansatz, den Zeitpunkt des Aufleuchtens vorherzusagen, verfolgt der französische und auf Exobiologie spezialisierte Astronom Jean Schneider. Er nimmt hypothetisch einen dritten Stern an, der auf einer stark exzentrischen Umlaufbahn das Doppelsternsystem in rund 80 Jahren umläuft. Dieser „störende“ Körper könnte, wenn er zur Periastronzeit einen minimalen Abstand zum inneren ungleichen Sternpaar einnimmt und sich der Weiße Zwerg zudem zwischen ihm und dem Roten Riesen befindet, durch einen zusätzlichen, verstärkten Massentransfer den Helligkeitsausbruch triggern. Ausgehend vom letzten Aufleuchten der Nova am 9. Februar 1946 lassen sich auf diese Weise für den aktuell erwarteten Ausbruch „wahrscheinliche“ Kalendertermine prognostizieren, die im Abstand von 228 Tagen aufeinanderfolgen. Nach Jean Schneiders Berechnungen wäre die Nova um den 27. März oder 10. November 2025 oder um den 25. Juni 2026 zu erwarten. Ein dritter Körper des Sternsystems ließe sich mittels hochpräziser Radialgeschwindigkeitsmessungen oder mit einer sehr kontrastreichen, winkelauflösenden Bildgebung nachweisen, gewiss eine spannende Aufgabe für alle Stellarastronomen und -astronominnen. Man sollte sie freilich erst dann angehen, wenn einer der drei berechneten Zeitpunkte des Aufleuchtens tatsächlich zutrifft.

Thermonukleare Reaktion auf der Oberfläche des Weißen Zwergs
Künstlerische Darstellung des Moments, wenn die thermonukleare Reaktion auf der Oberfläche des Weißen Zwergs zündet.
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David A, hardy/astroart.org; https://apod.nasa.gov/apod/ap210822.html

Einige Hinweise für die Beobachtung

Wird T Cornae Borealis schon in den nächsten Tagen und Wochen aufleuchten und dadurch quasi zu einem seltenen Weihnachtsstern werden? Unwahrscheinlich wäre eine solche „astronomische Sternstunde“ nicht und für viele Zeitgenossen bestimmt eine Überraschung, die sich in Windeseile spektakulär in den Medien verbreiten würde. Als Amateurastronom kann man auch einen wissenschaftlich wertvollen Beitrag liefern, selbst wenn man nur mit einem Fernglas den Helligkeitsverlauf verfolgt und dokumentiert. Denn es kommt während der relativ kurzen Zeitspanne des Helligkeitsanstiegs und -abfalls der Nova darauf an, möglichst lückenlos spektroskopische und photometrische Messdaten über alle Wellenlängenbereiche hinweg zu sammeln. Großen bodengebundenen Observatorien steht dafür mitunter nicht genügend Zeit zur Verfügung, das plötzliche Aufleuchten einer Nova in allen Phasen durchweg beobachten zu können. Oder sie befinden sich geographisch in einer Gegend, von der aus das Ereignis nicht verfolgt werden kann. Es ist jedoch vorgesehen, dass Weltraumteleskope wie Hubble, James Webb, Integral und das Neil Gehrels Swift Observatory sofort ihre Beobachtungen aufnehmen, wenn ein Ausbruch von T Coronae Borealis bestätigt ist. Der Fermi-Satellit der NASA zur Detektion energiereicher Gammastrahlen überwacht schon heute täglich den Stern.

Seine eigenen Beobachtungen kann man der Bundesdeutschen Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche Sterne e.V. (BAV) oder der American Association of Variable Star Observers (AAVSO) mitteilen und dort auch selber Teil einer Beobachtungskampagne werden. Und wer das Glück hat, die Nova als erster oder als erste wiederzuentdecken, dürfte in die Annalen der Astronomie eingehen wie vormals ein Johann Georg Palitzsch oder Ian Shelton...

Position von T Coronae Borealis (rot markiert)
Unterhalb des Sterns Epsilon in der Nördlichen Krone (Corona Borealis) wird das Aufleuchten der Nova erwartet.
Credit:

CC BY-SA 4.0, PopePompus

Doch wann wäre die beste Zeit zum Beobachten? In Mitteleuropa kann man im Dezember in der Zeit zwischen drei und sieben Uhr morgens das Sternbild Nördliche Krone nach seinem Aufgang am östlichen Himmel erkennen. Mit abnehmender Mondphase werden gegen Monatsende die Sichtbedingungen besser, wenngleich sich der abnehmende Mond in der Nähe des Sternbilds aufhält. Ab Februar ist die Nördliche Krone dann zunehmend während der ganzen Nacht zu sehen, die allerdings zum Sommer hin kürzer wird. Gegen Ende Mai steht T Coronae Borealis um Mitternacht in Südrichtung mehr als 60 Bogengrad am Firmament hoch. Für den bloßen Betrachter stünde die helle Nova dann ideal; für den messenden Astronomen sind allerdings Zeiten mit mehr zusammenhängenden dunklen Nachtstunden wertvoller.

Sichtbarkeit von T Coronae Borealis für die geographische Breite von Berlin
Von Februar bis Mitte April 2025 ist es möglich, den Stern bei wolkenfreiem Himmel jede Nacht mehr als sechs Stunden lang zu beobachten.
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Bautsch, CC0 1.0

Welche astrophysikalischen Fragen erhofft man sich durch einen erneuten Ausbruch von T Cononae Borealis beantworten zu können? Hochaufgelöste Spektren liefern hierfür mit die aussagekräftigsten Ergebnisse, die Dynamik der Eruption, die beteiligten Elemente sowie deren Energiezustand und vieles mehr zu verstehen. Wieviel Masse wurde beim Ausbruch ausgestoßen? Übersteigt der Verlust an Masse durch die Eruption diejenige, die der Weiße Zwerg in den vergangenen 80 Jahren von seinem nahen Begleiter aufgesammelt hat? Oder nimmt er allmählich an Masse zu, sodass er ein Kandidat für eine künftige Supernova ist? Hat sich die Periodizität der Nova geändert? Lassen sich eventuell „Lichtechos“ beobachten, falls die abgestoßene Hülle auf Materie aus früheren Eruptionen trifft? Tritt eventuell wieder eine „flache“ Sekundäreruption auf und was ist ihre genaue Ursache? Der blitzartige Ausbruch der Nova gewährt uns jedenfalls für einen kurzen Augenblick den faszinierenden Einblick in ein hochkomplexes Naturgeschehen. Nicht umsonst schrieb schon vor 2.500 Jahren Heraklit von Ephesos weitblickend in einem seiner Fragmente über die Natur: „Alles steuert der Blitz.“

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